Mit „The Hateful 8“ präsentiert der amerikanische Regisseur Quentin Tarantino jetzt seinen achten Film. Am 28. Januar startet der blutige Western-Krimi, der überwiegend in einer verschneiten Blockhütte in Wyoming spielt, in zwei Fassungen in den bundesdeutschen Kinos. Neben der digitalen Version wird Tarantinos neues Werk auch in einer Ultra Panavision 70-Fassung zu sehen sein. Zuletzt war das 70mm-Ultra-Breitbildformat im Jahr 1966 im britischen Monumentalfilm „Khartoum – Aufstand am Nil“ verwendet worden. Der Unterschied zwischen den beiden Kino-Fassungen von „The Hateful 8“ besteht jedoch nicht nur in der Filmlänge. Während die digitale Fassung bereits 2 Stunden 48 Minuten dauert, ist die 70mm-Fassung um 6 Minuten länger, sie besitzt zusätzlich eine Ouvertüre, teilweise längere Filmszenen und noch eine Intermission, eine Pause. Den Vorteil des beeindruckenden Bildformats sieht Tarantino vor allem darin, dass es Landschaften, Schneewüsten und attraktivere Schauplätze perfekt einfange und Innenaufnahmen besser zur Geltung bringe, wie er in einem Interview sagte. So erzeuge Ultra Panavision 70 eine größere Intimität und versetze den Zuschauer näher an die Figuren. Wer in Deutschland in den Genuss der 70mm-Fassung kommen will, der muss jedoch einiges auf sich nehmen. Gerademal vier Kinos bundesweit sind in der Lage, den Film im speziellen Format zu zeigen. Dazu gehören der Zoo Palast in Berlin, das Savoy Filmtheater in Hamburg, die Lichtburg in Essen sowie die Schauburg in Karlsruhe. In allen anderen Städten und Kinos wird dagegen die kürzere Digitalfassung zu sehen sein. Doch auch die dürfte Fans des Kult-Regisseurs nicht enttäuschen. So erwartet den Zuschauer ein charakteristischer, wort- und bildgewaltiger Tarantino-Film, der Slapstick-Humor, überspitze Gewaltdarstellungen und die vom italienischen Komponisten Ennio Morricone geschaffenen Filmmusik zu einem echten Kino-Erlebnis vereint.
Die Geschichte von „The Hateful 8“ spielt einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg im verschneiten Wyoming. Eine Postkutsche befindet sich auf dem Weg in das Städtchen Red Rock. An Bord befinden sich der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell), seine Gefangene Daisy Domergue, gespielt von Jennifer Jason Leigh, der frühere Soldat und Kopfgeldjäger Marquis Warren (Samuel L. Jackson) sowie der zukünftige Sheriff von Red Rock, Chris Mannix, dargestellt von Walton Goggins. Ein starker Schneesturm zwingt die Gruppe in „Minnies Miederwarenladen“, einer Blockhütte, Unterschlupf zu suchen. Dort sind sie jedoch nicht alleine. Vier weitere Personen haben sich hierhin geflüchtet. Es sind der Mexikaner Bob (Demian Bichir), der mysteriöse Oswaldo Mobray (Tim Roth), Cowboy Joe Gage (Michael Madsen) und der alte Südstaaten-General Sanford Smithers (Bruce Dern). Keiner vertraut dem anderen. Die Spannungen nehmen zu und somit auch die Konflikte unter diesen „hasserfüllten Acht“. Quentin Tarantino nimmt sich allerdings enorm viel Zeit, um die Figuren zu etablieren und die Auseinandersetzungen in der Gruppe langsam zu steigern.
Die blutig-brutale Abrechnung erfolgt erst im zweiten Teil. Und das nicht zu knapp. So bemängelte die amerikanische Non-Profit-Organisation Media Research Center, dass es sich bei „The Hateful 8“ um „Zehn kleine Indianer für Soziopathen und Sadisten“ handle. Denn ähnlich wie im amerikanischen Kinderreim werden auch die Protagonisten in „The Hateful 8“ nacheinander dezimiert. 49 Darstellungen von brutaler Gewalt – inklusive Schießereien, Messerstechereien, Erhängen, Folter und erzwungenem Oral-Verkehr – zählte die Organisation. Darunter 32 Schießereien mit einigen besonders eindringlich dargestellten Kopfschüssen, wie sie mitteilte. Dass Quentin Tarantino mit seinen Filmen, speziell mit den oftmals grotesk überzeichneten Gewaltdarstellungen polarisiert, ist nichts Neues. Bereits in seinem Western „Django Unchained“ setzte der Regisseur auf ähnliche Muster. Einer langen, dialoglastigen ersten Hälfte folgte ein atemloses Schießerei-Gemetzel. In „The Hateful 8“ verwendet Tarantino einen ähnlichen Aufbau, diesmal jedoch eingebettet in eine Krimi-Handlung. Denn eine Person in der Gruppe beginnt damit die restlichen Blockhütten-Gäste zu ermorden. Die Suche nach dem Täter, sonst ein Motiv klassischer Kriminalgeschichten im Stile Agatha Christies oder Arthur Conan Doyles, beginnt. Dass am Ende die Aufklärung des Verbrechens nicht vom Pfeife schmauchenden Detektiv übernommen wird, sondern von rauchenden Colts, versteht sich bei Tarantino von selbst. Die Kombination aus Krimi und Western entwickelt dabei ihren ganz eigenen Charme.
Zumal sich der Regisseur wieder zahlreiche erzählerische Freiheiten herausnimmt. Dass die 44 Millionen Dollar teure Produktion Filmgeschichte schreibt, steht bereits jetzt fest. Dies ist nicht unbedingt der Handlung und dem Inhalt geschuldet, was eher dem individuellen Geschmack des Zuschauers überlassen ist, sondern dem ersten Einsatz des 70mm-Ultra-Breitbildformats nach 50 Jahren sowie der Filmmusik von Ennio Morricone, der nach 35 Jahren wieder einen Western-Soundtrack komponierte. In den USA startete „The Hateful 8“ bereits Ende Dezember und erhielt insgesamt recht gute Kritiken. Ab Donnerstag, 28. Januar, kann nun auch das deutsche Publikum entscheiden, ob es dem neuen Tarantino-Film einen Daumen nach oben oder unten gibt.
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The Hateful 8, Foto © Pressefoto