Zum 48. Mal finden heuer die Internationalen Hofer Filmtage statt, genauer gesagt vom 21. bis 26. Oktober 2014. Sie stehen in dem Ruf, nach der Berlinale das wichtigste deutsche Filmfestival zu sein. Bei aller Prominenz hat sich der Event in Hof allerdings einen charmanten familiären Charakter bewahrt, das unterscheidet ihn sicherlich von seinem großen Bruder in der Bundeshauptstadt.
Schon der Anfang lässt sich als ungewöhlich beschreiben. 1967 zeigten junge deutsche Filmemacher ihre Filme in Hof, weil einer von ihnen, Heinz Badewitz, hier zufällig einen Kinobesitzer kannte. Daraus entwickelte sich ein jährlich wiederkehrendes Festival, das man durchaus als Aushängeschild des „Neuen Deutschen Films“ bezeichnen kann. Alle wesentlichen deutschen RegisseurInnen starteten ihre Karrieren bei den Hofer Filmtagen, u. a. Wim Wenders, Werner Herzog, Rainer W. Fassbinder, Doris Dörrie, Detlev Buck, Tom Tykwer, Sönke Wortmann und Christoph Schlingensief, sowie die Oskar-Preisträger Caroline Link und Florian Henckel von Donnersmarck. Diese Liste könnte nicht prominenter besetzt sein. Und trotzdem und gerade deshalb sind die Internationalen Hofer Filmtage immer noch ein Filmfest der Entdeckungen. Festivalleiter Heinz Badewitz sucht und findet jedes Jahr immer wieder die „neuen Wenders, Herzogs oder Fassbinders“ des deutschen Films, und Regie-Talente aus aller Welt.
Neben dem künstlerischen Erfolg spielt natürlich auch der wirtschaftliche Aspekt in der oberfränkischen Grenzregion eine ganz wesentliche Rolle. Da sich alle wichtigen deutschen Filmverleiher, Produzenten, Kinobesitzer, Filmförderer und Journalisten bei den Filmtagen für eine Woche in Hof versammeln, steht eine dortige Vorführung in dem Ruf eine „Eingangstür in den deutschen Filmmarkt“ zu sein. Die Plattform Hofer Filmtage ist ein international bekannter Begriff für Filmschaffende und solche die es werden wollen.
Copyright Fotos: © H. Ertel 2013 (Ulrich Tukur vor den Scala Kinos) und Dieter Neidhardt (Der Gründerzeit-Kinokomplex...)
In der 47-jährigen Geschichte der Hofer Filmtage sind deshalb auch viele Filmprojekte und internationale Co-Produktionen entstanden. Es ist schlichtweg einfach in Hof ins Gespräch zu kommen. Die Filmbranche (es werden in etwa 600 Fachbesucher und Journalisten erwartet) trifft sich mit internationalen RegisseurInnen in einem der acht Kinos, den Hotels oder auf Empfängen und Parties, alles in fußläufiger Entfernung zueinander. Da fällt es leicht Kontakte zu knüpfen und Pläne zu schmieden. Und da fast die Hälfte der Kinokarten in den Freiverkauf gehen und man Absperrungen ohnehin vergeblich sucht, kann die Bevölkerung überall dabei sein. In fünf Tagen werden 30.000 Kinositzplätze belegt. Von solchen Besucherzahlen träumen die Kinobetreiber landauf und landab.
2013 wurden 127 Filme gespielt, davon 85 Langfilme. Für 2014 stehen noch keine Teilnehmerzahlen fest. Die Einreichungsfrist endete erst am 5. September 2014 und bis die endgültige Auswahl getroffen ist, gehen doch einige Tage ins Land. Deshalb wird das komplette Line-Up der teilnehmenden Filme von der Festivalleitung erst eine Woche vor Beginn bekannt gegeben und darum können wir an dieser Stelle noch keine Teilnehmerzahlen mitteilen. Das tun wir dann gerne im nächsten Jahr an gleicher Stelle.
Eröffnet werden die 48. Internationalen Hofer Filmtage 2014, so viel können wir allerdings schon verraten, mit dem Spielfilm „WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.“ des deutsch-afghanischen Filmregisseurs und Drehbuchautors Burhan Qurbani.
Qurbani, der bereits mehrfach nahmhafte Auszeichnungen für sich verbuchen konnte, erzählt in dem Film die Geschehnisse der 1992er Krawalle von Rostock-Lichtenhagen, die ihren unrühmlichen Höhepunkt in der sogenannten „Brandnacht“, die sich am 24. August 1992 ereignete, fanden.
Und natürlich werden auch in 2014 wieder verschiedene Filmpreise vergeben. Mit dem „FÖRDERPREIS NEUES DEUTSCHES KINO“ und einem Preisgeld von 10.000 Euro wird der „Beste Film“ geehrt, der unter den deutschen Filmen im Programm der Hofer Filmtage gezeigt wird.
Der „FILMPREIS DER STADT HOF“, der seit 1986 vergeben wird, geht auch in diesem Jahr an eine Person, die zu Hof und dem Festival eine enge Verbindung hat. Das Preisgeld besteht in Form einer Porzellanfigur aus der Porzellanfachschule in Selb.
Für den dritten zu vergebenden Preis haben sich die Stifter ein wahres Wortmonster ausgedacht. Der „BILD-KUNST FÖRDERPREIS – BESTES KOSTÜMBILD BESTES SZENENBILD“ ist mit jeweils 2.500 Euro dotiert und wird vergeben für…. na, da sagt der Name doch alles.
Die Hofer Filmtage selbst vergeben traditionell keinen Preis als Stifter. Das passt zum einerseits professionellen und doch ganz publikumsnahen und familiären Stil des Festivals. Und obwohl der Etat in Hof, trotz der weltweiten Bekanntheit der Filmtage, alles andere als üppig ist, wirtschaften die Verantwortlichen sehr effizient. Natürlich helfen bei dieser Mammutaufgabe auch Zuschüsse der öffentlichen Hand und diverser Sponsoren.