Es gibt Sachen, die kann und darf es eigentlich nicht geben. George Clinton, Großmeister des Funk, und der Hirsch in Nürnberg sind eine solche Sache. Aus rein logischen Aspekten heraus darf ein Mann von seinem Format überhaupt nicht in einem Club wie dem Hirschen auftreten. Warum auch? Clinton füllt seit mehr als 40 Jahren die elitärsten Konzertsäle der Welt, spielt auf sämtlichen Funk- und Jazzfestivals der herausgehobenen Sorte und gilt nicht umsonst als einer der wenigen noch lebenden Superstars seines Genres.
Und doch: Immer wieder zieht es den Funk-Altmeister in die Norisstadt. Am 21. Juli gastiert der freakige Clinton zum insgesamt fünften Mal im Nürnberger Hirschen. Und wieder kann Peter Harasim, Miteigentümer des Clubs und des Concertbüro Franken nur kopfschüttelnd grinsen und sich nicht nur heimlich freuen. „Eigentlich ist es ein Unding“, sagt er völlig ungeniert, „einer wie George Clinton ist für uns normal weder erreichbar, noch bezahlbar.“ Und schon wieder und doch: Seit Clinton eher zufällig vor vielen Jahren einen ersten Auftritt in dem schmucken Club absolvierte, hat er sich scheinbar in die Location verliebt. Immer wieder klappt es, dass der vielleicht größte Inspirator schwarzer Musik in der Vogelweiherstraße strandet. Und dass er den Hirsch und dessen Flair liebt, das zeigte der inzwischen 74jährige Großmeister nicht nur einmal. Unvergessen sein Auftritt 2002, als er mit 27 Mitmusikern, Sängern und Tänzern die doch eher beschauliche Hirsch-Bühne enterte und einen bis dato denkwürdigen Auftritt hinlegte. Mehrmals versuchte Club-Betreiber Harasim den vor Spielfreude nur so strotzenden Clinton und seine Combo - Stichwort Ruhestörung - von der Bühne zu holen: Erfolglos. Am Ende sang George Clinton bis weit in die frühen Morgenstunden und lieferte einen der ausuferndsten Gigs, die jemals im Hirsch zu bestaunen waren. Kein Wunder, dass der Veranstalter auf seiner Homepage im Vorfeld resümiert: „Lassen wir uns überaschen, ob die Konzerte wieder wie damals, zu vierstündigen Megashows mit unglaublich kostspieligen Kostümen und Requisiten ausufern.“ Ausufern ist das richtige Wort für die Shows des George Clinton. Er, neben James Brown mit Sicherheit der Mann, der den Funk mit am meisten beeinflusst hat, gilt als echtes Partytier. Als Kopf der Mothership Connection von Parliament und Funkadelic erfand er in den 70er Jahren den längst Kult gewordenen P-Funk (P für Psychadelic) und prägte diesen Stil wie kein anderer weltweit. Clinton beeinflusste unzählige Künstler der 90er Jahre, nicht zuletzt seinen guten persönlichen Freund, den kürzlich verstorbenen Prince, die Red Hot Chilli Peppers oder auch Public Enemy, Dr. Dre und Snoop Doggy Dogg. Er schaffte es immer wieder die Größen der Funkszene in seine Bands einzubinden, Bootsy Colins, Fred Wesley und Maceo Parker von den legendären JBs liebten die Zusammenarbeit mit dem Routinier, der bis heute als einer der meistgesampelsten Künstler auf der Welt zählt. Auch dank Prince: Dem Funkgenie der Neuzeit verhalf Clinton zu seinem Durchbruch - Prince dankte es seinem großen Förderer, indem er ihn später selbst unter Vertrag nahm und die Karriere Clintons weiterführte. Jetzt ist das eingetreten, was nur die wenigsten je für möglich gehalten hätten. Während der „Sexy Motherfucker“ Prince im Alter von nur 57 Jahren viel zu früh das zeitliche segnete, tourt George Clinton im gesegneten Alter von 74 Jahren weiter munter über den Erdball. Mit einem Highlight am 21. Juli 2016. Wenn er dann im Nürnberger Hirschen auftritt, steht ab Mitternacht ein ganz besonderes Ereignis auf dem Programm. Dann heißt es nicht mehr nur: „Ain‘t no party like a P-Funk-Party“ - keine Party ist wie eine P-Funk-Party. Dann heißt es: Happy Birthday, George Clinton! Am Tag seines Konzertes in der Norisstadt feiert der Altmeister sein 75. Wiegenfest. Und man darf sich sicher sein, dass das eine Party der Superlative sein wird.
Information:
George Clinton
& Parliament Funkadelic
Donnerstag,
21. Juli 2016, 20.00 Uhr
Weitere Informationen unter:
www.der-hirsch.de
Copyright Foto:
George Clinton, Foto © Andreas Bär