Klassiker

Händels „Messias“ im Konzert und auf CD

Ingrid Kasper und Emmanuelle Haïm

veröffentlicht am 14.03.2015 | Lesezeit: ca. 3 Min.

An diesem Sonntag macht die Kantorei St. Stephan in ihrer Bamberger Stammkirche um 17 Uhr Händels Oratorium „Der Messias“ (was sehr schön auch zum morgen endenden März-Teil der Tage der britischen Musik, „Britannia in Bamberg“, passt, denn George Frideric Handel verbrachte ja den Großteil seiner Laufbahn, von 1712 an, in London und nahm 1727 die britische Staatsbürgerschaft an). Neben der Kantorei und einem Orchester sind in den solistischen Partien die Sopranistin Martina Schilling, Kerstin Rosenfeldt, Alt, Andrew Lepri Meyer, Tenor (wie Rosenfeldt auch Mitglied im Chor des Bayerischen Rundfunks), sowie der Bassist Stephan Loges zu hören, der mit Paul McCreesh ebenso zusammengearbeitet hat wie mit dem Gewandhausorchester, und der in wenigen Wochen an der Seite von Mark Padmore mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment die Matthäus-Passion geben wird. Die Gesamtleitung liegt in den Händen von Dekanatskantorin Ingrid Kasper.

Händel hat „Messiah“ in gerade einmal vierundzwanzig Tagen aufs Notenpapier geworfen. Die Uraufführung, ein Benefizkonzert in Dublin, am 13. April 1742, war ein gewaltiger Erfolg, anders als die ersten der in London folgenden Vorstellungen. In seinem „Führer durch den Konzertsaal“ (Leipzig, 1887) schwärmte Hermann Kretzschmar, der „größte Teil der Chöre“ von Händels Oratorium „sind Treffer und fesselnde poetische Originalleistungen, die Krone unter ihnen das weltberühmte ‚Hallelujah‘, das mächtigste Tonstück aller Zeiten“.

An Einspielungen des populären Oratoriums fehlt es nicht. Eine sehr frühe stammt von Sir Thomas Beecham aus dem Jahre 1928; in den Fünfzigern folgten Aufnahmen von Hermann Scherchen und Sir Adrian Boult, später von Colin Davis und Charles Mackerras. Trevor Pinnock und Richard Hickox, Andrew Parrott und Paul McCreesh legten historisch informierte Deutungen vor, zu deren jüngsten Beispielen die bei Erato im vergangenen November veröffentlichte Einspielung gehört. Emmanuelle Haïm dirigiert das vor anderthalb Dekaden von ihr gegründete Barockensemble Le Concert d’Astrée, Die Cembalistin und Continuo-Spielerin Haïm, geboren 1962 in Paris, war lange Assistentin von William Christie, dann von Simon Rattle. Zumal als Händel-und-Rameau-Interpretin hat sie sich einen vorzüglichen Namen gemacht.

Die Instrumentalisten des schlank besetzten Le Concert d’Astrée lassen mit einer wachen Spielfreude aufhorchen, die einzelnen Stimmen sind gut durchhörbar, die Begleitung der Gesangssolisten gerät einfühlsam. Andrew Staples gefällt mit feinem Timbre und einer den Text musikalisch treffend – exaltiert eben – umsetzenden Arie eingangs des ersten Teils. Tim Mead glänzt in der Höhe und schafft noch die anspruchsvollsten Koloraturen mit scheinbarer Leichtigkeit. Und angesichts des jubilierenden Soprans von Lucy Crowe, etwa in der Arie „Rejoice greatly, O daughter of Zion“ stellt sich pure Freude ein. Eine Einspielung, die rundum zu empfehlen ist. Enjoy!

Georg Friedrich Händel, Messiah, HWV 56. Lucy Crowe (Sopran), Tim Mead (Countertenor), Andrew Staples (Tenor), Christopher Purves (Bass), Le Concert d’Astrée Chœur et Orchestre, Emmanuelle Haïm. ERATO/Warner Classics, zwei CDs.

Fotos © Hans-Helmuth Schneider und Erato

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