Man kommt mit den Hasswörtern kaum noch nach, ständig stoßen neue hinzu. Ein neues Phänomen ist die wundersame Verbreitung von Lateinkenntnissen weit unterhalb der Mittleren Reife; sogar Fußballer sind davon nicht verschont geblieben. Steht ein Kicker zufällig im richtigen Moment an der richtigen Stelle, so schwadroniert er neuerdings vom „momentum“. Selbst feuilletonistische Ausdrücke schaffen es mittlerweile unters gemeine Volk: Wer von einer habitualisierten Darstellungsweise künden will, spricht jetzt vornehm vom „Narrativ“. Doch zurück zum Englischen, denn aus dieser malträtierten Sprache stammen ja die meisten aller wichtigtuerischen Neologismen. Dass niemand mehr von Nutzern spricht, sondern nur noch von ‚usern’, regt uns schon gar nicht mehr auf, genauso wenig, dass es keine Tabus mehr gibt, sondern nur noch „no go“-Zonen.
Seit einiger Zeit geistern die ‚influencer’ herum, eine besonders debile Spezies von Zeitgenossen, die sich aber für besonders wichtig hält oder von peinlichen Druckerzeugnissen wie dem „Fokus“ hochgeschrieben wird. Im Grunde sind sie gleichzusetzen mit den Netzwerkern, also Menschen, die ihre Fortüne der ständigen Beziehungsknüpferei verdanken. Damit sind wir auch schon ganz nah an der Politik dran, denn dort funktioniert es ähnlich: Wer wenig in der Birne hat, versucht es mit Seilschaften, meist über die Parteischiene. Das beschert uns dann Politikerfiguren wie … na ja, jetzt wollen wir keine Namen nennen. Übrigens wird ‚influencer’ bereits von angehenden Studis als Berufsziel angegeben, wie erst neulich in einer anderen Zeitgeistpostille zu lesen war. Vermutlich sind das dieselben jungen Leute, denen der Studiengang „ImM“ vorschwebt: Irgendwas mit Medien…
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„Herausforderungen“ eines Autors, Foto © pixabay.com