Claudia Koreck ist so ein bisschen der Inbegriff der guten Laune, der Rampensau und der bayerischen Kulturbotschafterin auf den Bühnen. Die 35-Jährige, zusammen mit ihrem Ehemann Gunnar Graewert erfolgreich im Musikbusiness tätig, gleichzeitig Mutter zweier Kinder, war eine derer, die unter der Bühnenabstinenz gewaltig zu leiden hatte. Schließlich ist es für sie nicht nur Beruf, sondern vor allem Berufung, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu stehen. Unser Mitarbeiter Andi Bär hat sich mit der bodenständigen Traunsteinerin getroffen, um über die vergangenen Monate, aber auch über künftiges zu plaudern. Sie, die in den Pandemiemonaten mit „Auf die Freiheit“ und der herrlich hörenswerten Cover-Scheibe „Perlentaucherin“ gleich zwei Alben veröffentlich hat, spricht dabei über die Sorgen von Künstlern in der Zeit des Nichtstun, über die Zeit zuhause in den vier Wänden und auch über das was kommt. Im Art. 5 III-Verbreitungsgebiet ist sie in den nächsten Wochen mehrfach zu Gast. Am 17. Juli ist sie als Duo in der Fürther Freiheit zu Gast. Mit ihrer kompletten Band wird sie am 14. Oktober in Helmbrechts, am 21. Oktober im Zentrum in Bayreuth und am 4. November im Kulturboden in Hallstadt zu hören sein.
Claudia Koreck: Die Freude ist ganz meinerseits. Das kann ich nur zurückgeben. Ich habe mich ja zuletzt wirklich mit wenigen Kollegen von dir persönlich getroffen. Das meiste läuft gerade echt über Zoom oder sonstige Liveschalten. Daher ist es doppelt schön.
Claudia Koreck: Oh ja. Die Kids kennen das ja so gar nicht. Mama und Papa waren ja oft unterwegs auf Tour. Und jetzt waren die zwei dann immer da. Einfach war es nicht immer. Aber wir als Familie haben auf jeden Fall das Beste daraus gemacht. Auch wenn du als Musiker da schon oft an Grenzen gehst und sehr angespannt bist. Du darfst ja plötzlich nicht mehr machen, was du immer gemacht hast.
Claudia Koreck: Tatsächlich nicht. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Viele meiner Freunde sind damals einfach für ein Jahr nach Australien oder so. Und ich habe mir gedacht, dass ich es mit der Musik probieren will.
Claudia Koreck: Lass mich überlegen. Es ist ja dann doch immer traurig, das zu machen, weil es schon so lang ist. Jetzt bin ich 35 Jahre geworden. 15 Jahre sind es, wenn man von „Fliang“ ausgeht. Aber ich bin ja schon länger auf der Bühne. So superprofessionell sind es 15 Jahre. Das kommt hin. Wahnsinn.
Claudia Koreck: Coronamäßig? Da gab es Momente, in denen ich gehadert habe. Einfach weil die Perspektive so schlecht war. Ich war immer positiv, hatte Hoffnung, dass das nicht so lange dauert. Und dann hat es wieder gedauert. Und immer länger. Gerade wenn du ein Album veröffentlicht hast. Wir haben ja „Auf die Freiheit“ auf den Markt gebracht. Eigentlich habe ich das gemacht, um den Leuten in der harten Zeit good vibes mitzugeben. Gespielt haben wir das dann kein einziges Mal live. Und das ist schon krass. Du sitzt an so einem Album ja doch zwei Jahre oder so. Dann haust du es raus und es passiert mehr oder minder nichts. Dann ist man schon mal frustriert. Dann überlegst du dir schon – es klingt jetzt recht dramatisch – ob du jemals wieder auf der Bühne stehen wirst. Ich war dann auch einmal in so einem Loch, in dem ich meine Gitarre einfach nicht mehr anschauen wollte. Da war ich dementsprechend schlecht drauf. Und das als Sonnenkind. Lustigerweise haben mich die Songs von anderen wieder zurückgeholt. Wenn du dein eigenes Zeug machst, geht es nur darum. Da ich mein Zeug nicht mehr spielen wollte, habe ich anderes gehört.
Claudia Koreck: Das war eher eine andere Phase. Da hat mich das Universum – sorry – so richtig an den Eiern gepackt. Auf gut Deutsch gesagt. Gunnar hat einige Meter von mir weg Rasen gemäht und plötzlich hatte ich einen Schmerz an der Schläfe. Ein Stein hat mich zwischen Auge und Schlagader getroffen und das Blut ist nur so gespritzt. Da hatte ich echt Glück. Und einige Tage später war ich mit einer älteren Freundin und ihrem Hund im Wald spazieren. Es war da nichts los. Wir gehen an einem Auto vorbei, ratschen, ein Mann gestikuliert wild und schreit nur „lauft“. Es hat sich herausgestellt, dass er gerade einen Baum gefällt hat. Und der ist ein zwei Sekunden später genau dort runtergekommen, wo wir gerade noch standen. Für mich war von da an klar, dass ich mich aus dem Loch rauskämpfen muss und das tun, was meine Berufung ist. Ich darf mein Talent ja auch nicht verschleudern. Musik war immer schon mein Leben. Und jetzt mach ich das zum Teufel einfach wieder. In der Zeit habe ich vieles von anderen nachgespielt. Einfach nur Musik gemacht.
Claudia Koreck: Das kam in Verbindung mit dem Bergdoktor (eine Fernsehserie/Red.). Die haben gefragt, ob ich Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ covern würde. Da hatte ich seit 15 Jahren nicht mehr gemacht. Aber warum nicht. Da musst du noch mehr geben als bei deinen eigenen Nummern. Das hat wahnsinnig Spaß gemacht, da einzutauchen. Danach hat mich so ein kleiner Liebessturm erreicht. Da haben wir den Mut gefasst, es zu machen. Selber schreiben kann ich zwar, weiß aber auch, wann ich was in der Schublade lassen muss. Noch einen Corona-Deprisong braucht kein Mensch. Als Musiker und Kulturschaffender brauchst du aber eine Aufgabe. Und das war meine.
Claudia Koreck: Nee, so gar nicht. Es gab schon noch ein paar Sachen. Aber die hätten in das Gesamtkonzept nicht hineingepasst. Peter Fox und „Schwarz zu blau“ – da hätten wir so eine richtig schöne Mellow-Version gehabt. Die sind dann für die zweite Auflage geplant. Die Stilvielfalt war schon groß. Und ich wollte es stimmig haben.
Claudia Koreck: Mensch von Grönemeyer. Superschwer. Weil das Gefühl ja nicht nur Trauer ist. Er hat es ja geschrieben, um den Tot seiner Frau zu verarbeiten. Da musst du dich erst reinfinden. So ein ganz schattiertes Gefühl, das er besingt. Da habe ich lange gebraucht, ehe ich auf dem emotionalen Level war.
Claudia Koreck: Ich (grinst). Ich habe wochenlang überlegt. Wenn du schon nichts selber schreibst, brauchst du wenigstens einen geilen Albumtitel. Anfangs habe ich mich auf „Fremde Federn“ etwas eingeschossen. Schön doppeldeutig. Aber „Element of crime“ hatten genau den Titel schon. Und wenn du dich schon mit anderen Federn schmückst, dann kannst du nicht auch noch den Titel klauen, wo ein anderer die Idee schon hatte. Ich hab dann lange gebrainstormt, mich mit Freundinnen ausgetauscht. Der Begriff sagt echt viel aus. Es sind ja echt Perlen der deutschen Musik. Auch wenn ich noch nie tiefseegetaucht bin.
Claudia Koreck: Querbett. Ein großes Best of. Von den neuen Alben einiges. „Aufgewacht von den Douden“ klingt ja momentan fast etwas wie die momentane Zeit. Wir wollen jetzt auf jeden Fall wieder Spaß haben.
Claudia Koreck: Timi wollte ja schon lange Zeit. Ab und zu darf er mal. Beim letzten Konzert hat er uns drei, vier Lieder begleitet. Er kann es halt schon richtig gut. Und er macht gute Stimmung.
Claudia Koreck: Überhaupt nicht. Es gibt logischerweise regionale Unterschiede. Ich mag das. Man weiß das Gemüt der jeweiligen Landstriche zu schätzen. Und Frrrrrankn lieb ich ja sowieso. Wie das R da so rollt ist richtig schön. Und ein schöner Bocksbeutel natürlich auch. Ihr habt schon ein gutes Lebensgefühl bei euch in Franken.
Claudia Koreck: Ich freue mich drauf. Auch und vor allem darauf, wieder Leute zu sehen. So von Angesicht zu Angesicht.