Zwanzigmal Blaue Nacht in Nürnberg. Auf 19 erfolgreiche Streiche folgt am 3. und 4. Mai der runde Geburtstag einer in Nürnberg nicht mehr wegzudenkenden Veranstaltung, die längst unumwundenen Kultstatus genießt. 150000 Leute machten sich im Vorjahr auf, eine in Blau getauchte Nürnberger Altstadt näher unter die Lupe zu nehmen. Leute, die Nürnbergs Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner auf der obligatorischen Mitternachtspressekonferenz ihr unverwechselbares Lächeln ins Gesicht zauberten. Sie und ihre Mitstreiter haben sich einmal mehr selbst übertroffen. Ohne sich dabei in den Vordergrund zu stellen. „Es war eine entspannte Nacht, es macht Spaß, sich frei zu fühlen in der Stadt und sich die vielen Programmpunkte anzuschauen“, strahlte Lehner. Und die Vorfreude auf das kleine Jubiläum in diesem Jahr war ihr damals bereits anzumerken. Schon vorausblickend auf die Bewerbung der Regnitzstadt um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 erwiesen sich die Macher im Vorfeld der neuen Auflage als wieder kreativ von ihrer besten Seite. „Himmel und Hölle“, so das Thema der diesjährigen Blauen Nacht. Ein Titel, der vieles bedeuten kann. „Kinderspiele, tatsächliche und vermeintliche Gegensätze, nicht immer Eindeutiges, denn des einen Himmel kann durchaus die Hölle des anderen sein. Letztlich beschreiben Himmel und Hölle das Yin und Yang unseres Daseins, das Gegensatz-Paar der allgemeinen Be?ndlichkeit, das in der heutigen Welt mit allen ihren Krisenherden und Fehlentwicklungen, den Gemütszustand der Gesellschaft treffend beschreibt“, so die Kulturreferentin in ihrem Vorwort zur Veranstaltung.
Im Fokus stehen über 300 (!) Einzelveranstaltungen in mehr als 70 Kunst- und Kulturorten. Künstler aus der Region gestalten die Abende maßgeblich mit. Dieses Jahr fiel die Wahl auf Eun Hui und Chang Min Lee. Das koreanische Künstlerpaar hat sich beim Studium an der hiesigen Akademie der Bildenden Künste kennengelernt, lebt seither in Nürnberg und macht sich von hieraus mit seinen kräftig-bunten Gemälden mittlerweile auf den Weg durch die Galerien der ganzen Welt. An der Kaiserburg erzählen sie die Geschichte einer Himmlischen Reise. Auf dem Hauptmarkt und der Fassade des Neuen Rathauses werden KONTRA, eine Projektion von Urbanscreen, einem weltweit agierenden Projektionsteam aus Bremen, die Hauptrolle spielen. Die Besucher des KulturDREIeck Lessingstraße können sich auf Theater Anu aus Berlin freuen, das mit der Geschichte des Perpetuum mobile die Straße in ein Zauberreich verwandelt. Aus dem internationalen Blaue-Nacht-Kunstwettbewerb hat eine Jury 10 Projekte für un- und außergewöhnliche Orte in der Nürnberger Altstadt ausgewählt: Sleepwalking stellt im Parkhaus Sterntor die Welt auf den Kopf, in der Kartäuserkirche des Germanischen Nationalmuseums ertönt ein Drama mit Megafonen und im Schmuckhof brodelt Lava in einem Wohnwagen (Höllenfahrt).
Ein exklusives Highlight erwartet die Besucher der Blauen Nacht dabei in der östlichen Altstadt: Die Kunsthalle im KunstKulturQuartier eröffnet Ende Juni ihre Pforten nach einer energetischen Sanierung wieder. Im Rahmen der Feiertage werden die Türen schon einmal aufgesperrt. Im Fokus steht dabei nicht die Kunst, sondern die Architektur der Räumlichkeiten. Eine Lounge in den Ausstellungsräumen mit DJ und Bar sowie Architekturführungen unter der Leitung von Kerstin Burkhardt und Dominik Moldenhauer stehen stündlich von 19 bis 23 Uhr auf der Agenda.
Um den Besuchern die schier unermessliche Auswahl an Veranstaltungen zu erleichtern, bieten die Macher auch in diesem Jahr wieder einen Shuttleservice an. Alle an der Blauen Nacht beteiligten Institutionen – große und etwas kleinere, von Staatstheater Nürnberg, DB Museum und Museum für Kommunikation, Neuem Museum Nürnberg, Jazzstudio, club stereo, unzähligen Kirchen, den Kunstvereinen und Galerien, den Museen der Stadt Nürnberg, haben vielfältige Programmpunkte auf die Beine gestellt, werden dabei in den Fokus gerückt. Insgesamt sechs Touren werden angeboten. Je nach persönlichen Interessen können die Besucher ihre Favoriten herauspicken.
Ein Geheimtipp dabei: Die Kunst wurde in der Blauen Nacht bisher durch den Kunstwettbewerb und natürlich durch die zahlreichen Museen, Galerien und Kunstvereine repräsentiert. Ab 2019 erhält sie Verstärkung. Die weltweit tätige Firma HÜTTINGER Interactive Exhibitions aus Schwaig ist seit langem der Blauen Nacht als Kunstpate verbunden. Nun hat sie für Die Blaue Nacht 2019 ihr Projekt Artist in Residence gestartet. Studierende der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg konnten sich bewerben, Yanran Cao aus Nanjing wurde von einer Jury ausgewählt, mit Unterstützung durch die Firma ihre Installation „The moonlight is beautiful tonight“ im Herrenschießhaus zu verwirklichen. Es ist wie alle Jahre wieder: Es bleibt spannend bei der Blauen Nacht. Und die Frage nach Himmel oder Hölle. Die beantwortet sich eigentlich von selbst. Die Hölle wird nur der ein oder andere erleben, der eine der unzähligen Musikveranstaltungen zum Abschluss des Wochenendes zu einer zu langen Feier nutzt. Am Ende wird es für viele wieder einmal himmlisch werden. Versprochen.
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Sven Sauer - Kami © Sven Sauer
Pertra Krischke, Himmel und Hölle to go © Petra Krischke