
Waren Sie schon einmal (oder auch mehrmals) auf Hiddeensee? Sind Sie auch diesem Zauber erlegen, mit dem die kleine Ostseeinsel von Anfang an versucht ihre Besucher einzufangen? Hiddensee war schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein Treffpunkt für Künstler und Lebenskünstler. Auch zu DDR-Zeiten gaben sich hier Maler, Musiker, Schriftsteller und alle, die sich dafür hielten, ein Stelldichein. Dass die Insel Sperrgebiet war, änderte daran nichts. Denn schon der Versuch, Hiddensee gegenüber unangemeldeten Personen abzuschirmen, provozierte jene, die keine Lust auf FDGB-Urlaub und Bevormundung hatten, sondern sich ihr Recht auf freies Reisen in einem unfreien Land nicht nehmen ließen. Fortan kultivierte die Insel das Lebensgefühl der Unangepassten. Zeitzeugen aus fünf Jahrzehnten erzählen ihre persönlichen Geschichten vom „Anderssein“ auf Hiddensee. Da geht es um Liebe auf den ersten Blick oder aber auch darum, dass man einen bestimmten Beruf ergreift, egal ob nun Einzelhandelskaufmann oder Buchhändler, nur um auf Hiddensee arbeiten zu können. Mit Systemkritik, vor allem bis zur Zeit der Wende, wird natürlich auch nicht gespart. Die Geschichten sind mehr oder weniger reich bebildert, teils mit atemberaubenden Aufnahmen. Sie verschaffen dem Leser einen Einblick in die Insel- und Gemütslage seiner Besucher und Bewohner über einen Zeitraum von 60 Jahren. Es war sicher ein „anderes“ Leben und ist es heute vielleicht auch noch, wenn man auf Hiddensee anlandet spürt man deutlich, was dies bedeutet.
Andreas H. Apelt, Cornelia Klauss (Hg.): Hiddensee – Die Insel der Anderen, Mitteldeutscher Verlag, Deutsch, 192 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 978-3898128766