Im internationalen Künstlerhaus Villa Concordia ist seit gestern und noch bis zum 03. März eine Ausstellung der ukrainischen Künstlerin Kateryna Badianova zu sehen.
Das Ausstellungsthema von Kateryna Badianova konzentriert sich auf
die Geschichte der ukrainischen Kunst von der vor-sowjetischen und
sowjetischen Zeit bis hin zu zeitgenössischen Kunstpraktiken, die sich
mit der Entstehung dieser Geschichte auseinandersetzen. Sie befasst
sich eingehend mit Aspekten des Erbes des
Sozialistischen
Realismus, der Moderne, Geschichte, Erinnerung und der von ihr
aufgezeigten Geschichtsvergessenheit und -manipulation.
In einer Art Gedankenlabor widmet Badianova sich der Visualisierung ihrer Thesen und gibt den Betrachterinnen und Betrachtern, an drei großen Pinnwänden und mit Hilfe von Videostationen, Einblick in ihren Forschungsschwerpunkt. Die Darstellung der ukrainischen Geschichte ist eine anspruchsvolle Aufgabe für Künstler und Forscher. Viele Bilder, Menschen, Phänomene und ihre Erwähnung haben das 20. Jahrhundert nicht überlebt. Sie wurden vergessen oder verdrängt. Es ist ihre systematische Auslöschung durch die fabrizierte sowjetische Geschichtsschreibung, die bemerkenswert erfolgreich war. Nur rudimentär scheinen sie hier und da auf, bilden ein Konstrukt aus Lücken. Im aktuellen Krieg gegen die Ukraine setzt die Russische Föderation ihre Politik und Praxis der Aneignung und Auslöschung der ukrainischen Geschichte fort.
Die Ausstellung wirft zwei Hauptfragen auf: Wie funktioniert das Repräsentationssystem des Sozialistischen Realismus heute noch, und welche Hindernisse und Möglichkeiten haben Künstler und Wissenschaftler, um die Vergangenheit der ukrainischen Kunst aufzuarbeiten?
Kateryna Badianova, geboren 1979 in Melitopol, Ukraine, ist
Künstlerin und Kunstkritikerin. Sie lebt und arbeitet in Kyjiw. In
ihrer künstlerischen Praxis verbindet sie
Bildende Kunst und
Forschungsansätze. In ihren Arbeiten verwendet sie verschiedene
künstlerische Mittel, wie Zeichnungen, Videos, Fotografien,
Installationen, Texte und Performances. In ihrer Forschungspraxis
konzentriert sie sich auf Museologie, Kunsttheorie und Bildung. Sie
hat an internationalen und ukrainischen Ausstellungen teilgenommen und
diese mitkuratiert. Sie ist Mitglied der kuratorischen und
aktivistischen Vereinigung Hudrada, Mitbegründerin und Direktorin des
Method Fund und Mitkuratorin von dessen Forschungs- und
Bildungsprojekten. Badianova studierte an der Nationalen Universität
Kyjiw-Mohyla-Akademie (2011-2014), an der Nationalen Akademie für
Bildende Kunst und Architektur in Kyjiw (2003-2008) und an der
Kunsthochschule Dnipro (1996-2000). Von April 2023 bis März 2024 lebt
sie als Stipendiatin im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia
in Bamberg.