Sie ist so etwas wie die Grande Dame der deutschen Popmusik: Ulla Meinecke. Seit mittlerweile mehr als 30 Jahren steht die im Taunus geborene Sängerin im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Auch am 3. März in Haßfurt. Dort gibt sie sich in der Rathaushalle die Ehre.
„Ich bin zu alt für das Showgeschäft“, singt Ulla Meinecke in einem ihrer aktuellen Songs. Zumindest ist Ulla Meinecke nicht zu alt für die Bühne – das beweist die 61-Jährige Tour-Weltmeisterin derzeit nahezu täglich: Zusammen mit ihren musikalischen Weggefährten Ingo York und Reinmar Henschke war die stets humorvolle und doch so tiefgründig-sarkastische Liedermacherin auf Tournee. In Haßfurt nur an der Seite Yorks. Eine musikalische Lesung verspricht sie ihren Anhängern. „Ungerecht wie die Liebe“ - so der Name des Programms. Und Titel ihres Buches. Untermalt mit viel Musik, neuen und alten Hits der großen Dame.
Der ist die digitalisierte Jugendbewegung weiterhin ebenso ein Dorn im Auge wie andere Trends, die derzeit up to date sind. Die Sängerin, Dichterin und Autorin war in den vergangenen Jahren hauptsächlich mit ihren Lesungen unterwegs, auf den Bühnen der Republik erlebte man sie nur selten musizierend. Das ändert sich in den letzten Jahren wieder. Sie hat im Laufe der Jahre entdeckt, dass die Anhänger ihr Liedgut auf den Bühnen vermissen. Ulla Meinecke steht immer noch für die Generation der nachdenklichen Liedermacher, die in den 80er-Jahren ihre Hochphase hatten. Die Texte sind zeitlos - modern und doch erschreckend aktuell. Wer noch einmal in vergangene Jugendtage abtauchen möchte, ist an einem Liederabend mit der Meinecke bestens aufgehoben. Aber auch die jüngere Generation hat Möglichkeiten zur Genüge, sich in Selbstreflektion zu üben und das ein oder andere Tun zu überdenken.
Dabei steht nicht mehr nur das textliche im Vordergrund. An der Seite Yorks und Henschkes geriet das musikalische mehr und mehr in den Fokus. Ihre samtige Stimme, die poetische Sprache und ihre nachdenklich, mitunter sehr ironische Sicht auf die alltäglichen Dinge in Symbiose mit den beiden Musikanten versprachen spannende Hörerlebnisse. Neben Klassikern wie „Feuer unterm Eis“ und natürlich ihrem Allzeit-Gassenhauer „Die Tänzerin“ gab und gibt es unzählige neue Liedbotschaften zu hören. Eingespielt mit ihren seit gut einer Dekade gemeinsame Sache mit ihr machenden Kollegen, beides Multi-Instrumentalisten, versprach Meineckes Musik einen ganz neuen Spannungsbogen zu erhalten. Ingo York (Gitarre, Bass, Gesang) und Reinmar Hensche (Keyboard, Gesang) an der Seite der Wahlberlinerin Ulla Meinecke: Man durfte sich auf gewohnt solide Musik und neue Werke freuen. Alleine der musikalische Horizont Meineckes verspricht dabei Spannung pur: Als Musikerin groß geworden an der Seite ihres alten Weggefährten Udo Lindenberg, zuletzt als Songschreiberin für die vielleicht dominierendste deutsche Chansonette der Neuzeit, Annett Louisan aktiv - mehr Spektrum geht fast nicht. Und erfolgreicher auch nicht: Das von Meinecke getextete Louisan-Werk „In meiner Mitte“ stürmte die Charts und ist längst goldprämiert. Das ganze Spektrum aus fast vierzigjähriger Musikgeschichte gepaart mit der neuen Lust auf die Bühne - schon der nächste spannende Gedanke.
Nach mehr als fünf Jahren musikalischer Bühnenpause, drei selbstgeschriebenen Büchern und unzähligen Lesungen hat die gebürtige Usingerin den Weg zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten, gefunden. Und wie! Seit inzwischen vier Jahren hat sie die Lust auf ihre musikalische Ader wieder entdeckt. Gut 100 Shows hat sie seither mit ihrer Band absolviert. Und kaum ein Konzert glich dem anderen. Immer wieder fanden und finden alte und neue Stücke den Weg auf die Setlist, andere verschwinden wieder in den Schubladen. Eines ist dabei gewiss: Modische Trends sucht man vergeblich. Meinecke liebt und versteht ihr Handwerk. Das da heißt: bodenständig, zeitlos und inspirierend. Eines bleibt dabei immer gleich: „Die Tänzerin“. Auch wenn sie von sich selbst sagt, dass ihr größter Hit eigentlich nicht mehr in die Denke der älter gewordenen Sängerin passt. Ihr Publikum liebt den 80er-Jahre-Gassenhauer, der einst auf keiner Fete fehlen durfte. Da bleibt der Grand Dame kein anderer Weg als der des geringsten Widerstandes. Der Applaus ist ihr gewiss.
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Ulla Meinecke, Foto © Pressefoto