Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginnen,
das uns vom Drama einer Kultur berichtet. Nein, der Vorhang fällt längst noch nicht für die Fantastischen Vier. Im Gegenteil: Zum 30-jährigen Bühnenjubiläum kommen die Stuttgarter wieder auf große Deutschland-Tournee. Die beginnt am 7. Januar in der Nürnberger Arena.
Über sie Geschichten erzählen, hieße Eulen nach Athen tragen. Viel zu viel ist schon geschrieben über die vier Berufsjugendlichen aus Stuttgart, deren Aura verzaubert. Egal, wo Rampensau Thomas D., seine kongenialen Partner Smudo und Michi Beck und nicht zuletzt Mastermind And. Y auftauchen: Partystimmung ist garantiert. Weit über die Grenzen des Hip-Hop hinaus haben sich die Schwaben eine Fangemeinde aufgebaut. Und die weiß sowohl Quantität der schier unermüdlich tourenden Kombo als auch Qualität im musikalischen und im Showbereich zu schätzen. Kaum eine Band der Republik hat ein solch ausgetüfteltes und geniales Miteinander unzähliger Gassenhauer in Kombination mit einer bombastischen Bühnenshow, die nicht von der Bodenhaftung der Hauptdarsteller ablenkt. 7 Millionen verkaufte Tonträger, massig Live-Auftritte sind seit der Gründung vergangen. Viele Künstler kamen und gingen. Die Truppe um den omnipräsenten Thomas D. blieb. Nicht nur das. Jahr für Jahr wächst die Fanbasis der Spaß-Rapper, die längst auch außerhalb des musikalischen Sektors – um es in modern auszudrücken – als „Influencer“ einen immensen Stellenwert einnehmen. Der Kern ihrer Botschaften ist in ihren Stücken zu erahnen oder auch klar angesprochen. Andererseits: Mit „MFG“, „Sie ist weg“ oder auch dem ersten großen Hit „Die da?!“ – schufen sie Hymnen, die sie unsterblich machten und Wegbereiter vieler deutschsprachiger Musiker, nicht nur im Hip-Hop, sind. Zu huldigen gilt es dabei And. Y. Der kreative Kopf des Quartetts steht auch auf der Bühne im Hintergrund, gilt aber als das Gehirn des Erfolges. Im Establishment der Gesellschaft längst angekommen staubten die Stuttgarter jüngst den Kulturpreis für deutsche Sprache, gemeinhin bekannt als Jacob-Grimm-Preis, ab. Mit der spielen sie schließlich so feinfühlig wie nur wenige andere. „Zu einer Zeit, in der Sprechgesang mit der englischen Sprache verknüpft war, waren sie die Ersten, die sich ihrer Muttersprache bedienten“, begründete der Bamberger Sprachwissenschaftler und Jury-Sprecher, Prof. Dr. Helmut Glück, auf der Kulturpreis-Website die Wahl. Eine beinahe triviale Würdigung. Wer sonst hat es geschafft, mit einer Endloslitanei an Akronymen die deutsche Sprache bloßzustellen? Der Bericht vom Drama einer Kultur tat dies. In diesem Sinne: Vorhang auf! Bühne frei!
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Die Fantastischen Vier, Foto © Andreas Bär