Die Kunstvilla in Nürnberg ist nicht nur ein Museum, sondern auch ein wichtiger Kulturort, der die künstlerischen Entwicklungen und Strömungen aus Nürnberg ab 1900 bis in die heutige Zeit präsentiert und fördert. Sie ist Teil des KunstKulturQuartiers der Stadt Nürnberg, zu dem auch das Kunsthaus und die Tafelhalle (in den Sommermonaten mit der Katharinenruine) gehören.
Die Kunstvilla selbst ist in einer historischen Villa (Baujahr 1897) untergebracht, die einst als repräsentativer Wohnsitz einer jüdischen Familie diente und später für die Nutzung als Kunstmuseum umgebaut und restauriert wurde. Das Museum wurde 2014 eröffnet. Die Umwandlung dieser historischen Villa in ein Museum war Teil eines kulturellen Entwicklungsplans der Stadt Nürnberg, um die lokale Kunst zu fördern und der Öffentlichkeit zugänglicher zu machen. Mit ihrer Eröffnung hat die Kunstvilla eine neue Rolle in der Kulturlandschaft Nürnbergs eingenommen. Als einziges städtisches Museum betreut die Kunstvilla Kunst in und aus Nürnberg von 1900 bis in die Gegenwart.
Das Gebäude ist im neobarocken Stil gehalten und bietet mit seinen großzügigen Räumlichkeiten ein ansprechendes Ambiente für Kunstausstellungen. Die Villa liegt in der Blumenstraße und ist nicht nur ein Beispiel für die Wohnarchitektur wohlhabender Nürnberger Bürger um 1900, sondern auch ein historisches Denkmal für die jüdische Geschichte Nürnbergs.
Die Kunstvilla in Nürnberg widmet sich ausschließlich der Präsentation von Kunst ab 1900 bis zur Gegenwart. Dabei werden nur Werke von Künstlern aus Nürnberg gezeigt. Von einem anfänglichen Bestand mit rund 1.500 Werken, ist die Sammlung durch Schenkungen und Stiftungen und zuweilen auch Ankäufe nach und nach erweitert worden und zählt mittlerweile 6.000 Kunstwerke. Dabei konnte die Qualität der Sammlung durch zielgerichtete aber auch restriktive Sammlungspolitik gesteigert werden. Und auch die Zusammensetzung des Bestandes hat sich merkbar verändert. Bestand die Sammlung vorher hauptsächlich aus Gemälden und Skulpturen, wurde sie mittlerweile auch für neue Medien, Techniken und Materialien geöffnet.
Neben der Bewahrung und Erweiterung geht es in der Museumsarbeit natürlich auch um die wissenschaftliche Erforschung der Bestände, wie beispielsweise zuletzt zur "Nürnberger Kunst während der Zeit des Nationalsozialismus". Und der dritte Verantwortungsbereich musealer Arbeit, nämlich die Zugänglichmachung und Vermittlung, schließt sich daran fast schon automatisch an. Im Falle der Kunstvilla mit der Jubiläumsausstellung "auf den Weg gebracht", die am 2. Juni 2024 eröffnet wird. Dabei sollen verschiedene Bereiche der musealen Arbeit der Kunstvilla thematisiert und das Kunstmuseum gleichzeitig neu aufgestellt werden. Mit der Ausstellung schaut man also sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. Ein Rückblick und eine Vorschau der besonderen Art, wurden doch die rund 180 lebenden, bisher in der Kunstvilla ausgestellten Künstler:innen dazu aufgefordert, Künstler:innen vorzuschlagen, die bislang noch nicht in der Kunstvilla zu sehen waren. Aus den Vorschlägen wurde eine Auswahl getroffen, die in der Jubiläumsausstellung als "Kommentar zur bestehenden Sammlung" arrangiert wurde. Man darf gespannt sein, wie diese "Konfrontationen" auf den Besucher wirken werden. Unter den ausgewählten "Kunstvilla-Newcomern" befinden sich Axel Gercke, Tomoe Hikita, Petra Naumann, Stefanie Pöllot und Dashdemed Sampil, um nur einige zu nennen.
Vor der Eröffnung der Jubiläumsausstellung haben wir die Museumsleiterin, Frau Dr. phil. Andrea Dippel gebeten, uns einige Fragen zu beantworten:
Die Kunstvilla wurde vor zehn Jahren eröffnet, um als Kunstmuseum der Stadt Nürnberg zum einen die vorhandenen Sammlungsbestände von Künstlerinnen und Künstlern ab Geburtsjahr 1880 mit Bezug zu Nürnberg über Geburt, Schaffen oder Tod zu betreuen und zum anderen der Nürnberger Gegenwartskunst mehr Sichtbarkeit in Ausstellungen zu verschaffen. Daraus ergeben sich im Wesentlichen zwei Aufgaben: erstens die kunsthistorische Aufarbeitung der städtischen Kunstsammlung ab 1900 und zweitens die Konzeption von Ausstellungen aus dem Bestand und mit Leihgaben.
Das Profil der Kunstvilla ist durch die inhaltliche Konzeption und den zeitlichen Rahmen 1900 bis Gegenwart vorgegeben. Unsere Ausstellungen sind im Wechsel historisch oder an der Gegenwartskunst ausgerichtet. Die Ausstellungsformate sind monografisch herausragenden künstlerischen Positionen, zum Beispiel zu Jubiläen (z.B. 2010 Gerhard Wendland, 2019 Ernst Weil), gewidmet oder thematisch konzipiert (z.B. 2015 Buntes Gewerbe, 2018 Urbane Zukunft, 2023 Vive la France!). Daneben stehen Nürnberger Künstlergruppen im Fokus, welche wir in Zweijahresabständen vorstellen: 2017 Der KREIS, 2019 Nürnberger Schule mit der Gregor Samsa-Szene, 2021 Das Bernsteinzimmer und 2023 das Borgo Ensemble. Mehrjährige Forschungsprojekte gingen den Ausstellungsprojekten „Unsere Künstler am Bauhaus“ (2019) und „Grauzonen“ (2022) voran.
Der für die Gründung maßgebliche, bereits vorhandene historische Bestand umfasste rund 1.500 Werke. Seit 2011 wird die Sammlung zielgerichtet erweitert und umfasst inzwischen rund 6.000 Werke, darunter große Konvolute an Zeichnungen und Druckgrafiken (allein von Christian Klaiber 2.200 Blätter). Der engere Bestand an Gemälden und Skulpturen wurde in etwa verdoppelt. Die Sammlung wird vorranging durch Schenkungen, in einem geringeren Teil durch Ankäufe erweitert. Während die Schenkungen vor allem historische Positionen betreffen, sind die Ankäufe Gegenwartskünstlerinnen und –künstler gewidmet und stellen damit auch Künstlerförderung dar.
Jede Museumsarchitektur gibt für die Einbringung von Kunst Grenzen vor, die z.B. in der Breite der Türen oder in den vorhandenen Hängeflächen liegen. Hier müssen wir uns nach den Gegebenheiten richten. Ansonsten wurde die Kunstvilla für die Nutzung als Kunstmuseum mustergültig umgebaut, sodass wir auch mit der Installation von neuer Kunst keine Probleme haben.
Ich wollte bereits zu Schulzeiten Kunstgeschichte studieren und konnte diesen Traum dank familiärer Unterstützung umsetzen. Grundlage waren viele Reisen und viele Museumsbesuche und der Wunsch, künstlerische Positionen zu verstehen und zu vermitteln. Sehr beeinflusst haben mich meine Jahre in Paris, Köln und München sowie die Arbeit in verschiedenen Kulturfeldern, da Kunst in unterschiedlichen Zusammenhängen auch unterschiedliche Bedeutungen erlangt, bzw. verschiedene Funktionen erfüllt.
Alle Ausstellungsprojekte entfesseln im Lauf ihrer Entstehung Faszination, das ist ja das Schöne an dem Beruf!
Im Vordergrund steht derzeit die Organisation der Jubiläumsausstellung „auf den Weg gebracht – 10 Jahre Kunstvilla“, die anhand von 22 künstlerischen Positionen die Kunstvilla neu aufstellt und am 2.6. mit einem Museumsfest eröffnet wird. Ab Oktober folgt die Dialogausstellung „Verena Waffek / Hubertus Hess – Die wiedergefundenen Gärten“, die eigens für die Kunstvilla entstandene Arbeiten der beiden Nürnberger Künstler zeigen wird. Im kommenden Jahr stehen unter anderem der 100. Geburtstag von Oskar Koller und Nürnberger Künstler:innen in Leipzig auf dem Programm.
Die Kunstvilla hat eine lange vakante Nische besetzt und bereichert seit 2014 die Nürnberger Museumslandschaft. Mich persönlich freut sehr, dass sie und damit alle von ihr vertretenen Künstlerinnen und Künstlern zunehmend die Anerkennung findet, die sie verdient.
Die Kunstvilla wird wie alle Nürnberger Museen vom Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum betreut, mit dem gemeinsam die Begleitprogramme entstehen. Dabei stehen zwei Zielgruppen im Mittelpunkt: zum einen die Einzelbesucher und –besucherinnen, die mit den Ausstellungsführungen am Sonntag und am freien Mittwochabend angesprochen werden, und zum anderen Gruppen wie Schulklassen, für die eigene, stets ausstellungsbezogene Programme entwickelt werden. Eingeführte Formate sind auch die KinderKunstwerkstatt an ausgewählten Sonntagen für Kinder ab 5 Jahren und der Gesprächssalon dienstags um 15 Uhr, der den Dialog über Kunst anregt. Daneben organisiert die Kunstvilla ebenfalls ausstellungsbezogen eigene Veranstaltungen, z.B. beim Borgo Ensemble verschiedene Konzerte, die sich aus dem musikalischen Schwerpunkt der Künstlergruppe ergeben. Übergeordnetes Ziel ist es, möglichst viele Menschen anzusprechen.
Als Kunstmuseum der Stadt Nürnberg ist die Kunstvilla in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus sehr vernetzt. Neben dem KPZ arbeitet sie u.a. mit dem Stadtarchiv und dem Institut für moderne Kunst, mit Museen wie dem Neuen Museum oder dem Germanischen Nationalmuseum und mit Partnerinstitutionen deutschlandweit zusammen. Vor Ort bestehen ausstellungsbezogen Schulpartnerschaften mit dem Scharrer-Gymnasium und dem Labenwolf-Gymnasium.
Die Herausforderung besteht darin, mit reduzierten budgetären Mitteln und weniger Personal ein zunehmend diverseres Publikum zu gewinnen: eine Herkulesaufgabe. Sie zwingt uns, positiv gesehen, gleichzeitig dazu, uns besser zu profilieren und zu fokussieren. Partizipative Projekte werden immer wichtiger und die Vermittlung muss neu aufgestellt werden. Insgesamt sind Museen immer in Bewegung und müssen aufpassen, nicht getrieben zu werden, sondern selbst Akzente zu setzen.
Die Kunstvilla ging aus der Gemälde- und Skulpturensammlung hervor, die noch nach den klassischen Gattungen benannt ist, sammelt aber seit ihrem Bestehen gattungsübergreifend auch Fotografie, Neue Medien oder Film. Daraus ergibt sich vor allem ein erhöhter Bedarf an Technik. Dank der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg konnten wir in diesem Jahr unsere technische Ausstattung auf den neuesten Stand bringen und können künftig beispielsweise Tablets in der Vermittlung einsetzen oder Beamer und Tonanlagen für multimediale Installationen zur Verfügung stellen.
Durch die Nürnberger Kunstakademie gibt es einen steten Zustrom junger Talente, die es zu beobachten gilt.
Die Jahresausstellung der Kunstakademie ist jedes Jahr ein Highlight, ebenso die Ausstellung zum NN-Kunstpreis, die einen guten Überblick über die regionale Szene bietet. Neben den Institutionen lohnt auch ein Blick in Galerien wie die Oechsner Galerie, um up-to-date zu bleiben.