Ein wunderbares Jubiläum feiern die Zwickauer Kunstsammlungen im April 2024: Dessen integriertes Max-Pechstein-Museum, das einzige seine Art weltweit, das über 50 Werke des bedeutenden Expressionisten und Sohn der Stadt aus sieben Jahrzehnten beherbergt, besteht seit nunmehr 10 Jahren.
Hermann Max Pechstein (31. Dezember 1881 – 29. Juni 1955) war ein deutscher expressionistischer Maler und Grafiker und Mitglied der Künstlergruppe "Die Brücke". Pechstein wurde in Zwickau als Sohn eines Handwerkers, der in einer Textilfabrik arbeitete, geboren. Der frühe Kontakt mit der Kunst von Vincent van Gogh stimulierte Pechsteins Entwicklung in Richtung Expressionismus. Er begann seine künstlerische Karriere als Lehrling eines Dekorateurs von 1896 bis 1900 und zog im Jahr 1900 nach Dresden, um an der Kunstgewerbeschule zu studieren. 1906 traf er Erich Heckel und trat durch ihn der Gruppe "Die Brücke" bei, zu der auch Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff gehörten.
Pechstein war für seine Gemälde von Akten und Landschaften bekannt. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine mutige Verwendung von Farben und eine expressive Formgebung aus. Im Ersten Weltkrieg diente er an der Westfront, und während der Zeit des Nationalsozialismus wurde seine Kunst als "Entartete Kunst" eingestuft; über 300 seiner Gemälde wurden aus deutschen Museen entfernt.
Max Pechstein spielte eine Schlüsselrolle in der Förderung des Expressionismus und war ein produktiver Maler und Grafiker, der sich durch eine kühne Serie von farbenfrohen Akten und Landschaften in der Kunstwelt ankündigte. Nach seiner frühen Verbindung mit der berüchtigten Gruppe "Die Brücke" ging Pechstein seinen eigenen Weg und wurde eine zentrale Figur im Expressionismus.
Seit der Eröffnung der öffentlich zugänglichen Dauerausstellung im April 2014 ist es gelungen, die hauseigene Max-Pechstein-Sammlung gezielt zu erweitern. Der Bestand an eigenen Gemälden konnte mittlerweile um mehr als ein Drittel vergrößert werden, ebenso kamen durch Ankäufe und Schenkungen hunderte Werke auf Papier – darunter sowohl Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken als auch illustrierte Briefe wie Postkarten und angewandte Arbeiten – ins Zwickauer Museum.
Hier werden diese nicht nur für zukünftige Generationen bewahrt und für die wissenschaftliche Forschung genutzt. In regelmäßigen, umfangreichen Sonderausstellungen, ergänzenden Symposien und Publikationen wird die Bandbreite von Pechsteins reichem Schaffen der Öffentlichkeit vorgestellt. So lockten in der letzten Dekade selbst erarbeitete Pechstein-Ausstellungen zu bis dahin unerforschten Gebieten wie „Der Traum vom Paradies“, „Tanz!“ oder „Seegewohnheiten. Max Pechstein: Fotografie“ tausende Besucher nach Zwickau und wurden erfolgreich von anderen deutschen Museen übernommen.
Ebenfalls sorgt der Dokumentarfilm „Max Pechstein. Geschichte eines Malers“ für überregionale Strahlkraft und ist nicht zuletzt Beleg für die enge Zusammenarbeit mit bundesweit agierenden Stiftungen, Förder- und Kooperationspartnern, darunter die Max-Pechstein-Urheberrechtsgemeinschaft.
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Max-Pechstein-Museum werden zusätzlich ausgewählte, bisher nie oder kaum gezeigte, einzigartige Objekte aus dem umfangreichen Eigenbestand präsentiert, die innerhalb der letzten Dekade die Zwickauer Pechstein-Sammlung ergänzen und bereichern konnten. Und natürlich gibt es ein umfangreiches Jubiläumsprogramm, das am 12. April (Freitag) mit einem großen Festakt im Beisein von Julia Pechstein, der Enkelin von Max Pechstein, beginnt. Julia Pechstein wird dann auch einen Tag später (13. April um 14 Uhr) einen Vortrag zu dem Thema „Geschichten hinter den Bildern“ halten. Ein zweiter Vortrag von Annika Weise, der Kuratorin des Max-Pechstein-Museums beschäftigt sich am gleichen Tag (15.30 Uhr) mit den jungen Jahren des großen Künstlers und knüpft dabei Verbindungen zu ebenso klanghaften Namen wie Ludwig Mies van der Rohe, Max Reinhardt oder Edvard Munch. Der Filmpalast Astoria präsentiert dann ab 19.30 Uhr den Film „Max Pechstein, Geschichte eines Malers“, ein abendfüllender Dokumentarfilm des Regisseurs Wilfried Hauke, der das abenteuerliche Leben Pechsteins in packenden Bildern erzählt. Vorher gibt es um 19 Uhr ein Meet and Greet mit Mitgliedern der Familie Pechstein.
Am Sonntag, 14. April 2024 kann man zunächst um 11.30 Uhr an der Führung „Max Pechstein: Schaffensparadiese“ teilnehmen. Von 14 – 17 Uhr können Kinder am „Pechstein-Riesenbild“ mitarbeiten. Egal ob malen, zeichnen, kleben oder stempeln, dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Jeder kann so ein eigenes von Pechstein inspiriertes Bild auf einer großen Leinwand gestalten. Am Ende soll so ein einzigartiges und gemeinschaftlich gestaltetes Kunstwerk entstehen, das im neuen Übergangquartier in der Galerie am Dom dann präsentiert wird.
Drei weitere Führungen um 15 Uhr, 16 Uhr und 16.30 Uhr beschließen das Jubiläumsprogramm 2024. Am Samstag und Sonntag ist der Eintritt frei. Weiterführende Informationen findet man unter www.kunstsammlungen-zwickau.de.