Vorhang auf!

Von Spionen und Füchsen

Das Theater Schloss Maßbach wartet mit einer Krimikomödie und einem ziemlich tierischen Schauspiel auf

veröffentlicht am 27.11.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Seit es kaum noch kommunale Kinos gibt, ist es schwierig bis unmöglich geworden, alte Filmklassiker noch live zu erleben. Aber es gibt dafür ja DVD‘s, die mittlerweile fast das gesamte Repertoire seit des seligen Charlie Chaplins Zeiten erschließen. Da sollte in der Sammlung eines anspruchsvollen Cinephilen keineswegs Alfred Hitchcocks Krimiklassiker „The 39 Steps“ fehlen, jener Spionagethriller, den der Großmeister des Genres noch in England drehte, also vor seinem Wechsel nach Hollywood. Obwohl es später zwei weitere Neuverfilmungen gab, gilt das Original nach dem Text John Buchans noch immer als die beste Version dieser ebenso vertrackten wie amüsanten und an Überraschungen reichen Geschichte. Aber kann man das auch auf die Bühnenbretter eines Theaters bringen? Das Theater Schloss Maßbach wird genau dies am dem 4. Dezember versuchen und verspricht „Aktion, Humor, Suspense, Autos, Züge, Flugzeuge, schottisches Hochmoor, Geheimnisse und ein Arsenal äußerst merkwürdiger Personen“, und all das mit nur vier Schauspielern im intimen Rahmen eines kleinen Theaters.

Erinnern wir uns an den Plot: Ein unschuldiger Mann wird zum Hauptverdächtigen im Mordfall einer jungen Frau. Er ist auf der Flucht vor der Polizei, als er eine andere junge Frau trifft, die seine Geschichte jedoch nicht glaubt und ihn anzeigt. Durch eine seltsame Wendung enden beide zusammen in Handschellen, und schließlich ist sie von seiner Unschuld überzeugt. Nun müssen sie einen Weg finden, die Polizei auch davon zu überzeugen...

Patrick Barlow hat nach einem Originalkonzept von Simon Corble und Nobby Dimon daraus das perfekte Theatervergnügen gezaubert, indem er die ganze Geschichte noch ein wenig mehr ins Komödienhafte orientierte. Diese Inszenierung nimmt uns mit auf Richard Hannays abenteuerliche Reise von London in die schottischen Highlands, wohin der vermeintliche Mörder flieht, um nicht nur seine Unschuld zu beweisen, sondern auch den Spionagering der „39 Stufen“ aufzudecken. Keine der fast legendären Szenen des originalen Hitchcocks-Filmes wurde dabei ausgelassen, weder die Fahrt im „Flying Scotsman“ oder die Flucht über die Forth-Bridge, noch die berühmte Handschellen-Szene oder das Finale im Londoner Palladium.

Thomas Klischke als Regisseur hat mit Sean Keller (Bühne und Kostüme) und Stephan Schoder (Licht und Ton) diese erstaunliche Tour de Force auf die Bretter des Theaters Schloss Maßbach gestellt und wird sich ab 4. Dezember kaum über mangelndes Interesse beklagen müssen. Es spielen Lisa Oertel, Ingo Pfeiffer, Markus Schmädicke und Georg Schmiechen.

Zwei Monate später wendet sich die unterfränkische Landesbühne einem Schauspiel zu, in dem es um befremdliche Dinge geht: „Foxfinder“ lautet sein Titel, und es wurde von Dawn King verfasst (deutsche Übersetzung: Anne Rabe). Die Handlung spielt irgendwo in England. Eine ländliche Gegend steckt in einer wirtschaftlichen Krise und ist Gegenstand einer rigorosen behördlichen Untersuchung. Das Ehepaar Samuel und Judith Covey, geschockt vom plötzlichen Tod ihres Sohnes und darüber hinaus verzweifelt wegen einer schlechten Ernte, wird zur Zielscheibe des jungen „Foxfinders“ William Bloor, der sich zum Zwecke seiner Ermittlungen bei ihnen einquartiert hat.

Schuld an allem Elend sollen die Füchse sein, die als Todfeinde der Menschen angesehen werden. Sie kontaminieren die Bauernhöfe, beeinflussen das Wetter, manipulieren den Verstand und töten unschuldige Kinder – für Bloor ist jeder Zweifel daran ausgeschlossen. Die Besessenheit des ominösen Foxfinders destabilisiert das soziale Dorfgefüge und führt schnell zu Misstrauen bis hin zu gegenseitigem Verrat unter eigentlich befreundeten Bauernhöfen. Bis auch Samuel Covey „Fuchszeichen“ findet...

Diese spannende Geschichte aus der nahen Zukunft mit Charakteren, die einem nahegehen können, wird von Augustinus von Loe inszeniert und ab 22. Januar im Intimen Theater des Schlosses gezeigt. Die Bühne besorgt Robert Pflanz, die Kostüme Daniela Zepper, Licht und Ton Stephan Schoder. Es spielen abermals vier Schauspieler: Benjamin Jorns, Lisa Oertel, Ingo Pfeiffer und Susanne Pfeiffer.

Erwähnen wir abschließend noch, dass es gewisse Veränderungen am Maßbacher Theater gibt, nämlich einen neuen Namen, ein neues Logo und auch bald einen neuen Internetauftritt. Ab dieser Spielzeit lautet der neue Name offiziell: „Theater Schloss Maßbach – Unterfränkische Landesbühne“. Der neue Internetauftritt befindet sich, so die Auskunft, „noch in der Gestaltungsphase“. Was bleibt, ist allerdings der vielbewiesene Anspruch dieser ebenso originellen wie anspruchsvollen Bühne: das besondere Theater der Region zu sein und aufgrund seiner Beliebtheit auch weit darüber hinaus ausstrahlen zu können.

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Die Bühne in Schloss Massbach, Foto © Schloss Massbach

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