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Von Seefahrern, Walen und großen Reisen

Bambergs Kinder- und Jugendbuchverlag Magellan

veröffentlicht am 30.11.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Die Verlagskultur in Bamberg hat schon lange Tradition und das ist auch über die Grenzen Bambergs weithin bekannt. Immerhin siedelte der 1913 gegründete berühmte Karl May Verlag im Jahr 1959 vom sächsischen Radebeul nach Bamberg über und ist (erfreulicherweise) inzwischen auch wieder an beiden Standorten vertreten. Auch der C.C. Buchner Verlag, der Erich Weiß Verlag und der Meisenbach Verlag haben in Bamberg ihren Sitz, um nur mal ein paar zu nennen.

Doch seit 2013 reiht sich nun auch ein junger Kinder- und Jugendbuchverlag in die Riege der Bamberger Verlagsbranche ein. Verlagsleiter und Ideenentwickler Ralf Rebscher, der seit der Stunde Null mit von der Partie ist, fand nämlich, dass ein Verlag solchen Formats im Stadtbild noch fehlte. Und er ist heute mehr denn je davon überzeugt, dass „gut gemachte, hochwertige Bücher mit neuen, unverbrauchten Themen zuvor auf dem Markt fehlten.“ Um diese Lücke ein für alle Mal zu schließen, gründete er den Magellan Verlag. Der Kinder- und Jugendbuchverlag bildet zusammen mit dem Schulbuchverlag C.C. Buchner die Bamberger Verlagsgruppe (BVG) am Laubanger. Geschäftsführer der BVG, Gunnar Grünke, unterstützte Rebschers Idee vom eigenen Kinder- und Jugendbuchverlag von Beginn an, sodass der Magellan-Verlag im Herbst 2014 sein Debut feierte und das erste Programm auf den Markt bringen konnte. Seither wächst der (mit nur zehn Mitarbeitern noch vergleichsweise kleine) Verlag, hat bisher bereits knapp 70 Publikationen herausgebracht und ist mittlerweile fest in der deutschen Kinderbuchbranche etabliert.

Benannt nach dem portugiesischen Seefahrer Ferdinand Magellan, der 1519 als erster Mensch überhaupt den Versuch startete, die Welt zu umsegeln, steht der Verlagsname als Sinnbild für das Entdecken und Erforschen neuer Welten, den Aufbruch ins Unbekannte und für die – ganz im Sinne des Wortlauts – Erweiterung des Horizonts. Der Wal als Logo erklärt sich vor diesem Hintergrund ganz von selbst und die Brücke zu Kindern und Jugendlichen ist schnell geschlagen. Das aktuelle Buchrepertoire umfasst Titel für alle Altersgruppen von 2 bis 18 Jahren: Von Pappbilderbüchern für die ganz kleinen bis hin zu Büchern für junge Erwachsene ist alles vertreten. Und die Themen sind so vielfältig wie die Zielgruppe selbst. So geht es oftmals um Freundschaft, Tiere, aufregende Abenteuer und darum, seine Ängste zu überwinden und mit wachen Augen die Welt zu erkunden. Die Bücher sind kraftvoll gestaltet, mit witzigen und liebenswerten Illustrationen und gleichermaßen lehrreichen Inhalten. So muss man beim Durchblättern des Bilderbuches „König Kater“ von Marta Altés selbst als Erwachsener sehr schmunzeln, wenn der eingebildete, rote Kater schmachvoll und mit großem Entsetzen vom neuen, sabbernden Mitbewohner - dem Hund - berichtet. Allgemein beliebte Themen wie Pferde, Jungenstreiche oder die erste Liebe werden genauso aufgegriffen wie ganz aktuelle und hoch brisante Themen. „Wir trauen unseren Lesern mehr zu“, nimmt der Verlag selbst dazu Stellung. Bemerkenswert ist dabei ein unter dem Titel „Mein Freund Salim“ neu erschienener Kinderroman von Buchautorin, Theaterpädagogin und Hörbuch-/Hörspielsprecherin Uticha Marmon. In kindgerechter Form wird hier die Geschichte eines syrischen Flüchtlingsjungen erzählt, mit dem Ziel, dass vor allem Kinder an eines der wichtigsten und bewegendsten Themen unserer Zeit behutsam herangeführt werden, damit Vorurteilen erst gar kein Platz eingeräumt wird. Auch andere allgegenwärtige, aber oft tabuisierte Themen wie Mobbing („Sternschnuppenstunden“, von Rachel McIntyre, erschienen 2015) und Demenz („Als Opapi das Denken vergaß“, von Uticha Marmon, erschienen 2014) sind in den Jugendbüchern zu finden und wurden bewusst in das Verlags-Portfolio aufgenommen. Das Verlagsteam und die größtenteils deutschsprachigen Autoren und Illustratoren stehen dafür ein und setzen dabei vor allem auf das gute alte Buch in bewährter Druckform. Es liegt auf der Hand, warum der Verlag lieber auf E-Books verzichtet, denn besonders für Kinder scheint das haptisch erlebbare Buch, das noch alle Sinne anzusprechen vermag, in einer immer schneller werdenden Zeit mehr und mehr an Relevanz zu gewinnen. In Lizenz-Kooperationen mit Hörbuchverlagen wie Random House Audio und DAV werden einzelne Titel aber auch als Hörbücher und Hörspiele angeboten.

Der Magellan-Verlag hat sich nicht nur das Greifbarmachen bislang unterrepräsentierter Themen auf die Fahne geschrieben, sondern will auch in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ein Vorbild sein. Dafür steht das Umweltlabel „Natürlich Magellan“, das auf allen Buchcovern zu finden ist. Das bedeutet vor allem das ausschließliche Verwenden von FSC-Papieren aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern und der Verzicht auf umweltschädliche Klebstoffe, Lösungsmittel und Lacke. Produziert wird überwiegend in Deutschland in Kleinbetrieben und Werkstätten für behinderte Menschen.

Eines kann man wohl mit Sicherheit behaupten: Der offensichtlich mit viel Eifer und Konsequenz betriebene kleine Verlag bereichert die Bamberger Verlagsbranche und oberfränkische Kulturlandschaft ungemein.

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