Mixtur

Häckerkultur par excellence

Das Abt Degen Weintal

veröffentlicht am 01.07.2013 | Lesezeit: ca. 6 Min.

Zwischen Schweinfurt und Bamberg im Nordosten des Steigerwaldes und am südlichen Rand der Haßberge liegt das Abt Degen Weintal. 1665 brachte der gebürtige Zeiler Abt Alberich Degen vom Zisterzienserkloster im nahen Ebrach die international bekannte Silvanerrebe von Österreich nach Franken und baute die widerstandsfähige Rebe erfolgreich an. Die Winzer- und Vermarktergemeinschaft an den Ausläufern des Steigerwaldes und der Haßberge benannte das Weintal daher aus gutem Grunde nach dem Vater des Silvaners in Franken. Von Eltmann über Ebelsbach, Gleisenau, Haßfurt, Augsfeld, Königsberg, Oberaurach, Oberschwappach, Prappach, Sand a. Main, Steinbach, Theinheim, Wohnau und Zeil am Main bis Zell am Ebersberg und Ziegelanger erstreckt sich das Gebiet. Die ansässigen Winzer setzen auf unverwechselbare, authentische Weine. Jeder Tropfen trägt die persönliche Handschrift des jeweiligen Erzeugers und wird mit Geduld und Leidenschaft hergestellt. Mit viel Liebe zum Wein und dem Bewusstsein, dass der Weinberg ein Optimum an Qualität vorgibt – und dass es darum geht, dieses Potenzial im Keller zu bewahren. Die Restaurants, Gasthöfe und Weinstuben im Abt Degen Weintal bieten eine frische, kreative regionale Küche mit vielfältigen Genussraritäten aus eigener Herstellung und individuellen Kreationen mit korrespondierenden Weinen. Erleben Sie Franken „live“ in den Heckenwirtschaften (ursprünglich Häckerwirtschaften) mit ihrer authentischen Stimmung, bei Weinfesten – und auch bei Bierfesten. Denn im Abt Degen Weintal gibt es nicht nur ausgezeichnete Weine, sondern auch frisch gebraute Biere.
Das Weingebiet umfasst die Großlage „Zeiler Kapellenberg“ mit den Lagen Oberschwappacher Sommertal, Sander Kronberg, Steinbacher Nonnenberg, Zeiler Eulengrund, Zeiler Pfarrerspflöck’n und Ziegelangerer Ölschnabel. Daneben finden sich mehrere Einzellagen, die nicht zu einer Großlage gehören - etwa das Krumer Himmelreich, der Prappacher Henneberg, der Sander Himmelsbühl, der Unfindener Kinnleitenberg, der Zeller Mönchshang und der Zeller Schloßberg. Allen Lagen im Abt-Degen-Weintal ist der Keuperboden gemeinsam, manchmal kombiniert mit Lehm oder Sand. Weinreben lieben Keuperboden, da er nährstoffreich ist und in trockenen Sommern mehr Wasser zurück hält als andere Bodenformationen in Unterfranken. Gerade in den Steillagen, wie im Abt-Degen-Weintal, ist er aber auch stärker von Erosion bedroht und fordert daher mehr Sorgfalt. Die Winzer sichern ihre Böden durch besondere Bodendecker-Pflanzen oder Strohabdeckung. Die Vielfalt der hier angebauten Weine ist beeindruckend, auch viele gehaltvolle Rotweine und Besonderheiten wie der historische „gemischte Satz“ sind im Repertoire.

So ist das Tal inzwischen maßgeblich geprägt von einer kulinarisch ausgereiften Kulturlandschaft, die Einheimische wie Gäste begeistert. Die historisch geprägte Häckerkultur (Häcker = fränkisch für Winzer) hat sich bis in die Gegenwart hinein durchgehend gehalten und stetig professionalisiert. Das war nicht überall so möglich. Schon im 12. Jahrhundert wuchs Wein an den Südhängen der Bamberger Hügel.

Anfang des 19. Jahrhunderts konnte der professionelle Weinbau in Bamberg dann wegen verschiedener Faktoren wie Säkularisation, Schädlingsbefall und einer Klimaabkühlung nicht weiter betrieben werden. Die hunderte Jahre alte Häckerkultur in Bamberg hatte sich lange Zeit aus dem Stadtbild verabschiedet, bis im Zuge der Landesgartenschau 2012 erneut ein Weinberg in prominenter Berglage der Stadt Bamberg geschaffen wurde. Der erste Bamberger Stiftsgarten Silvaner Kabinett ist mit 12 % Alkoholgehalt ein trockener Wein mit einem Oechsle-Gehalt von 85°, der alle Vorzüge des sehr guten Jahrgangs 2012 trägt. Aus der Ernte ist diesmal eine Gesamtmenge von ca. 10.000 Flaschen Wein entstanden. Der sandige Boden am Michaelsberg gibt der in Franken weit verbreiteten Rebsorte eine besonders schöne Note. Zudem eignen sich die kleinklimatischen Bedingungen am Michaelsberg hervorragend für den Weinbau, für den Martin Bauerschmitt, ein junger Winzer aus dem Abt Degen Tal, verpflichtet werden konnte. Insgesamt stellt sich mit dem zweiten Jahrgang vom Südhang des Michaelsbergs heraus, wie ausgesprochen gut der Wein an diesem Ort gedeiht. Das war offenbar bereits den Mönchen als ersten Weinbauern in diesem Gebiet bekannt. Im klimatisch günstigen Jahr 2011 wuchsen schließlich die Silvaner-Trauben für den Erstlingswein. Im Landesgartenschaujahr 2012 gab es den Jungfernwein vom Kloster Michaelsberg – und der wurde gleich eine kräftige, trockene Spätlese. Parallel zur Weinproduktion wurden Produkte für drei weitere Marktsegmente, nämlich Edelbrände, Likör und Apfelsecco, entwickelt.

Information:

Feste & Termine Abt Degen Weintal:
www.abt-degen-weintal.de/de/
veranstaltungskalender-feste/

Weitere Informationen:
Mehr über die Gärtner- und Häckerkultur ist im runderneuerten Gärtner- und Häckermuseum in Bamberg zu erfahren. Bereits seit dem Spätmittelalter wird im Bamberger Land Gemüsebau betrieben. Auch der Anbau von Wein (Häckerei) wurde bis in das 19. Jh. hinein gepflegt. Der europaweite Handel mit Sämereien und Süßholz war von Anfang an ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der bis heute so genannten „Gärtnerstadt“. Das Gärtner- und Häckermuseum findet sich in einem für diesen Stadtteil charakteristischen Wohnstallhaus des 18. Jahrhunderts mit zentraler Durchfahrt und rückwärtig anschließendem Hof und Garten.

Gärtner- und Häckermuseum
Mittelstraße 34
96052 Bamberg
Tel.: 0951/ 301 794 55

Öffnungszeiten 2013:
bis Do., 31. Oktober:
Mittwoch bis Sonntag 11-17 Uhr
(Außerdem: Termine nach Vereinbarung)

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