„Zauberer wissen erst, ob ihr Kunststück funktioniert, wenn sie es vorführen“
Pascal Thieme im Interview
veröffentlicht am 27.01.2016 | Lesezeit: ca. 6 Min.
Er ist 16 Jahre alt, zaubert seit vier Jahren intensiv und ist einer der besten Nachwuchs-Zauberer in Deutschland. ART.5|III hat sich mit Pascal Thieme aus Reckendorf über die Zauberkunst unterhalten.
Pascal, du bist einer der besten Nachwuchs-Zauberer in Deutschland. Hast du wirklich magische Fähigkeiten?
Pascal Thieme: Nein, das nicht. Jeder weiß sicherlich, dass es echte Zauberei nicht gibt. Aber es gibt die Zauberkunst. Das bedeutet, dass ich den Zuschauern Kunststücke präsentiere, die sie verblüffen und so wirken als könnte ich wirklich zaubern.
Was ist an der Zauberei so toll?
Mich fasziniert es, andere Menschen mit meinen Kunststücken zu begeistern. Es macht einfach großen Spaß, die Leute zum Staunen zu bringen und ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Wie bereitest du dich auf deine Auftritte vor?
Meistens sitze ich zu Hause mit meinem Zauberwagen, das ist ein kleiner Wagen, in dem ich alle Dinge aufbewahre, die ich fürs Zaubern benötige. In diesen Wagen räume ich alles hinein, damit ich es beim Auftritt schnell finden kann. Vor dem Auftritt versuche ich dann meine Nervosität loszuwerden. Denn aufgeregt bin ich immer noch, auch wenn ich die Kunststücke schon oft vorgeführt habe. Sobald ich die Bühne betrete, verschwindet meine Nervosität dann aber.
Wie viele Zauberkunststücke beherrscht du?
Das ist schwierig zu sagen. Es sind auf jeden Fall recht viele. Ich besuche regelmäßig Veranstaltungen von Zauberkünstlern. Dort tauschen wir uns dann über Kunststücke aus. Auf diese Weise bekomme ich immer wieder Ideen und Anregungen für neue Kunststücke. Was mir besonders gut gefällt, das übe ich dann.
Was ist dein schwierigster Zaubertrick?
Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade. Es gibt Kunststücke, bei denen die Technik sehr wichtig ist, also wie man beispielsweise einen Ball oder eine Spielkarte hält, es gibt aber auch Kunststücke, bei denen der Trick recht einfach ist, aber die Art und Weise wie man ihn vorführt, den besonderen Reiz ausmacht und das Publikum erstaunt.
Wie lange musst du üben, bis deine Zauberkunststücke klappen?
Da steckt schon eine Menge Arbeit dahinter. Ich übe fast immer. Ich habe immer ein Kartenspiel und Münzen einstecken. Wenn ich gerade Zeit habe, dann übe ich damit. Wirklich spannend ist es dann, das Ganze vor einem Publikum zu zeigen. Natürlich kann ich das nur machen, wenn ich die Techniken und die Präsentation des Kunststücks wirklich beherrsche. Ob es dann allerdings auch so klappt, wie ich es mir vorstelle, das merke ich erst, wenn ich es den Leuten zeige. Wenn ein Musiker übt, dann hört er, wenn er sich verspielt. Zauberer wissen erst, ob ihr Kunststück funktioniert, wenn sie es vorführen und die Leute verblüfft sind.
Wem zeigst du ein neues Zauberkunststück zuerst?
Mir selbst. Ich führe es vor einem Spiegel vor und schaue, ob es gut wirkt. Später zeige ich es dann meistens meinen Eltern, meinen Geschwistern und Schulfreunden und ich habe einen guten Zauberfreund, dem zeige ich es auch, weil er mir Tipps geben kann, wie ich es verbessern kann.
Was macht an der Zauberei nicht so viel Spaß?
Manchmal ist es schon recht frustrierend, wenn man übt und übt und es klappt noch nicht. Das ist nicht so toll. Aber irgendwann funktioniert es dann. Das kommt meistens ganz plötzlich. Aber das viele Üben davor ist manchmal schon recht nervig.
Gibt es auch Zauberinnen?
Mittlerweile gibt es schon einige Mädchen und Frauen, die sich für die Zauberei interessieren und Zauberkunststücke vorführen. Es sind auf jeden Fall mehr als noch vor einigen Jahren. Gerade im Jugendbereich gibt es etliche Mädchen, die zaubern. Aber es könnten natürlich noch mehr sein.
Du bist vor kurzem deutscher Jugend-Vize-Meister im Kartenzaubern geworden. Damit bist du der zweitbeste Karten-Zauberer in deiner Altersklasse in Deutschland. Warst du sehr aufgeregt beim Auftritt?
Auf jeden Fall, weil man bei dieser Veranstaltung nicht für Muggel zaubert, also für Leute, die sich nicht mit Zauberei auskennen, sondern man tritt vor erfahrenen Zauberern auf. Das ist nochmal ganz anders. Trotz der Aufregung hat es aber auch viel Spaß gemacht, weil sich die Zauberkünstler untereinander sehr gut verstehen, das ist wie eine große Familie.
Warst du zufrieden mit deinem Ergebnis?
Doch ja, ich hatte nach meinem Auftritt gehofft, dass ich vielleicht auf den dritten Platz komme, weil ich ein paar kleine Fehler gemacht habe. Als ich dann Zweiter geworden bin, hat mich das natürlich umso mehr gefreut.
Wenn sich jemand für die Zauberei interessiert und sie gerne ausprobieren würde, was würdest du ihm empfehlen?
Ich würde demjenigen empfehlen, sich ein Pokerkartenspiel zu kaufen, sich auf Youtube Kartenkunststücke anzuschauen und einige davon auszuprobieren. Dadurch merkt man schon mal, ob es ihm überhaupt Spaß macht. Wer dann ein paar Kunststücke eingeübt hat, der kann auch beim örtlichen Zauberverein vorbeischauen. In vielen größeren Städten gibt es eine Zaubervereinigung. In Bamberg sind es die Zauberfreunde Bamberg, dort kann man viel lernen.
Wo kann man dich demnächst sehen?
Am Samstag, den 12. März, trete ich um 19 Uhr mit einigen Zauberfreunden bei der ‚Nacht der Wunder‘ im Kulturboden Hallstadt auf.
Weitere Infos zu Zauberer Pascal gibt es unter www.zaubererpascal.de
Ein einfaches, aber sehr verblüffendes Kunststück zum Nachzaubern, für das man lediglich eine Banane und eine längere Nähnadel benötigt, gibt es hier: http://bit.ly/1T0AAOV
Infos zur Nacht der Wunder gibt es unter http://on.fb.me/1RQwvhl
Infos zu den Zauberfreunden Bamberg gibt es unter www.zauberfreunde-bamberg.de und zum Magischen Zirkel Deutschland unter www.mzvd.de
Samstag, 12. März um 19:00 Uhr
Kulturboden Hallstadt
An der Marktscheune 1
96103 Hallstadt
Copyright Foto:
Pascal Thieme, Foto © Doris Bärnreuther