Vorhang auf!

Premierenvorschau II:

Blick nach Thüringen

veröffentlicht am 24.03.2016 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Sehr beliebt auch bei fränkischen „Grenzgängern“, weil just hinter der bayerisch-thüringischen Grenze gelegen, ist das traditionsreiche Meininger Theater, das unter dem Respekt einflößenden Namen „Südthüringisches Staatstheater“ firmiert. Respekt erheischt aber nicht nur der Name, sondern kaum weniger das imposante Haus und seine lange Geschichte, die immerhin das Wirken solcher Größen der Musikgeschichte wie Johannes Brahms und Max Reger zu ihrem künstlerischen Kapital zählen kann.

Das Meininger Haus wartet im April vor allem mit großen Theaterstücken auf, beginnend am 7. April mit der Premiere von „Elektra“, der Tragödie des Sophokles um die Rache am Königsmord zu Mykene. Eine Woche später darf man mit der Uraufführung von Lisa Sommerfeldts „Dorfdisco“, einem Theaterstück für Jugendliche ab 13 Jahren, ein heftiges Kontrastprogramm erleben. „Dorfdisco“ erzählt von jungen Menschen, die versuchen, ihre Träume zu verwirklichen, von ihrem Suchen und Scheitern - und wie sie trotzdem einen Weg finden.

Nur einen Tag später, am 15. April, gibt es wieder einen Klassiker zu genießen, diesmal allerdings aus einem anderen Genre. Bei „Arsen und Spitzenhäubchen“ erinnern wir uns gerne an die unnachahmliche und unvergessene Audrey Hepburn in der Verfilmung des Stoffes dieser Krimikomödie, die 1941 am New Yorker Broadway Premiere feierte. Abby und Martha Brewster sind zwei liebenswerte alte Damen, die allerdings im buchstäblichen Sinne „Leichen im Keller“ haben. Damit gehen sie jedoch recht charmant und unverkrampft um...

In der Thüringer Landeshauptstadt wird im April das Musiktheater fokussiert, jedoch auf sehr unterschiedliche Weise. Am Theater Erfurt ist zunächst Erstaunen für Kinder angesagt, denn die Kinderoper „Sid, die Schlange, die singen wollte“ von Malcolm Fox hat am 9. April Premiere. Anhand der Zirkusschlange Sid, die tanzen muss, aber lieber singen will und deshalb Gesangsunterricht nimmt, werden die verschiedensten Stile des Singens vom klassischen Operngesang bis zum Pop vorgestellt, was für die jungen Zuschauer nicht nur lehrreich, sondern zudem faszinierend ist.

Erheblich ernster wird es dann am 24. April, wenn sich erstmals der Vorhang über der Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper „Macbeth“ hebt, die in Kooperation mit der Thüringen Philharmonie Gotha angeboten wird. Für seine erste Shakespeare-Vertonung wählte Verdi eine der düstersten Tragödien von beinahe antiker Schicksalhaftigkeit. Neben der Charakterisierung der Titelfigur galt der Lady Macbeth die besondere Aufmerksamkeit des Komponisten, denn er scheute sich nicht, bei ihr auch „hässliche“ Aspekte der Rollendarstellung musikdramatisch hervorzuheben.

Am Deutschen Nationaltheater Weimar gilt der Auftakt im April einem Evergreen des Schauspiels: Arthur Schnitzlers „Reigen“ wird in einer Produktion mit Jugendlichen vorgestellt. Fast 100 Jahre nach der skandalbegleiteten Uraufführung hat sich ja im Beziehungsleben viel verändert, und in Zeiten von Online-Kommunikation, „Schlager-Nackt-Partys“ und „Fifty Shades of Grey“ muss man dem Thema ‚Verführung‘ heute wohl inszenatorisch ganz andere Impulse mitgeben als in den zwanziger Jahren. Premiere ist am 2. April in der Studiobühne.

Zwei Wochen später ist zwar noch kein Sommer, aber in der Weimarer Redoute steht dann William Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf dem Programm, also die unvergleichliche Nacht des Rausches und der Verwirrung mit ihren liebestrunkenen Protagonisten, Höflingen, Waldgeistern, Elfenkindern, Eselsohren u.v.a.m. Regisseur Jan Neumann wird damit am 16. April die neue Spielstätte in der Redoute eröffnen.

Nur einen Tag danach hat eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten Premiere: Frederick Loewes „My Fair Lady“ nach dem „Pygmalion“ George B. Shaws. Dass „Kleider machen Leute“ kein so guter Tipp ist, sondern eher die Rhetorik über Ansehen und Beliebtheit entscheidet, also ein kultivierter Sprachgebrauch, ist die Grundidee dieses Stückes, das in der Redoute von Anthony Pilavachi in Szene gesetzt wird, einem Regisseur, der schon mehrfach von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ für herausragende Inszenierungsleistungen ausgezeichnet wurde. Start dieser Neuproduktion ist am 17. April.

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Theater Weimar, Foto © Thomas Mueller

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