Lese- & Hörstoff

OK KID

Zwei (Four Music)

veröffentlicht am 28.07.2016 | Lesezeit: ca. 2 Min.

OK KID – Das sind fünf Exil-Gießener, die schon seit 2006 Musik machen. Bei Wikipedia steht was von Pop-Band, aber Informationen von dort gehören ohnehin gefiltert und sind mit Vorsicht zu genießen. Wenn schon eine Einordnung erfolgen soll, dann müssen mehrere Schubläden aufgezogen werden: vor allem die des Hip-Hop, Elektro und dann irgendwann die des Pop. Im Zweifel ist es halt Indie.

Im April haben OK KID ihr zweites Album rausgebracht und transportieren darauf, unabhängig irgendwelcher Musikstile, vor allem ein Lebensgefühl, ihres und das einer ganzen Generation. Titel Nummer zwei auf der Platte heißt „Ich kann alles“, und das sagt alles – über eine Band, die gerade voll durchstartet, die stellvertretend für die Generation Y steht. Letztere ist zwar hin- und hergerissen zwischen dem Mittelfinger und dem Peace-Zeichen, hat jedoch entgegen der weit verbreiteten Annahme, sie bestünde nur aus partywütigen Orientierungslosen, sogar eine Meinung. Auch wenn das neue Album „Zwei“ nur stellenweise politisch ist, wurde ein Thema nicht ausgespart. Die Flüchtlingsdebatte ist zu präsent, um sie einfach so unter den Tisch fallen zu lassen. Auf die Gefahr hin, dass es der ein oder andere vielleicht nicht mehr hören kann, bohren OK KID mit „Gute Menschen“ in der Wunde der Nation und greifen mit ihren klaren Lyrics genau da an, wo es weh tut. Joachim Herrmanns vorsintflutliche Betitelung Roberto Blancos als „wunderbarer Neger“ in „Hart aber Fair“ ist so schnell schließlich nicht vergessen. Und auch der unsägliche Rest deutscher und europäischer Fremdenfeindlichkeit nicht. Beim Hören dieses Songs bekommt man Gänsehaut, auf YouTube hat er knapp 1,6 Mio. Klicks. Das soll so, das muss so, das ist gut so. Das neue Album bietet aber nicht nur nachdenklich stimmende Lines, sondern mit der kompletten Instrumentalversion und einer Remix-EP des Kid OK Soundsystems (beides nur in der MP3-Version erhältlich) auch ziemlich guten Elektrosound. „Zwei“ ist ein Zeugnis dieser Zeit.

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