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KULTURKAMPF BAMBERG – CSU springt in die Bresche!?

Parteipolitisches Kulturforum mit offener Diskussion

veröffentlicht am 10.07.2013 | Lesezeit: ca. 6 Min.

Herzlich willkommen zum Kultur-Wahlkampf in Bamberg,

herzlich willkommen zum kulturpolitischen Blog von art5drei, mit dem wir ab sofort und mindestens bis zur Kommunalwahl 2014 kulturpolitische Aktivitäten beobachten, wiedergeben, kommentieren, fokussieren, avisieren und vor allem für unsere Leserschaft aktuell und kontinuierlich aufbereiten werden. Zunächst wenig erwartungsvoll denn überrascht, denn der „Kulturkampf“ in Bamberg tobt mindestens scheinbar mehr als zuvor. Bisweilen zwar nur entlang Tangenten von Kulturpolitik, die viele in dieser Stadt bis auf sehr wenige Ausnahmehandlungen für nicht existent hielten, aber immerhin nahm der Wahlkampf diesmal wohl seinen offiziellen Auftakt mit Blick auf die Kultur, speziell auf die freie Kultur – wer hätte das gedacht? Wer hätte zu so früher Stunde mit diesem Thema gerechnet?

Vergessen sind die mannigfaltigen Probleme der hiesigen Brückenbauerei. Viel versprechende Ansätze im Umgang mit einigen Denkmalen (Untere Mühlen, Alte Tabakscheune u.a.) sind scheinbar unter Stapeln dringlicherer Vorgänge gebunkert. Die Konversion ist noch in weiter Ferne. Ihre Zuständigkeit ist längst erkannt und entsprechend aufgestellt, mehr als rechtzeitig vor dem Wahlkampf. Nach der Landesgartenschau kräht kein Hahn mehr. Lediglich Sperrzeitproblematik und Emissionspolitik fackeln noch lau, werden aber auch schon Richtung Kultur verschoben, die auffällig viel aushalten muss aktuell:

Das Orchester soll für das Welterbe garantieren und Benefiz zugunsten der Weltkulturerbestiftung und der Sanierung des Himmelsgartens von St. Michael spielen. Albrecht Mayer, der inzwischen gern gesehene „verlorene Sohn“ der Stadt, wurde vorher für die Obere Pfarre eingespannt. Und auch die Gastronomie lebt nicht zu knapp von der Frequenz durch Kultur. Nicht immer mit dem richtigen Augenmaß für deren Wert, das den verantwortlichen Politikern vor Ort wohl längst niemand mehr zutraut. Der Welterbetitel wird inflationär zu Vermarktungszwecken mit und auch ohne Zusammenhang genutzt, während sich niemand so Recht auf die damit verbundenen Pflichten besinnen will. Kultur ist scheinbar dann gut, wenn sie Geld bringt, ein Geschäft daraus zu machen ist. Kommerzkultur in Bamberg hat Hochkonjunktur und ergänzt die alles überfrachtende Fernsehwelt geradezu kongenial – zumindest wirtschaftlich gesehen. Was bleibt übrig? Viel Gutes, und Besseres in spe, das es schwer hat, schwerer als je zuvor!

Und jetzt kommt die CSU und will in die Bresche springen!? Ausgerechnet die Partei, die die kulturpolitischen Fäden seit vielen Jahren in den Händen hält und viele Jahre lang dafür mit komfortabler Mehrheit im Stadtrat ausgestattet war, spricht aktuell selbst von einer kulturpolitischen Schieflage, als könne sie nichts dafür, was der ihrer Fraktion angehörige Kulturreferent mit seinen alteingesessenen CSU-Stadträten in den letzten Jahren so „gestaltet“ hat!? In Unschuld gehüllt setzt sie sich um, vom bequemen Bürgermeisterstuhl und „Vernetzer und Gestalter mit gutem Willen“ auf die „Klägerbank“ und lädt proaktiv alle als vernachlässigt erkannten Kulturschaffenden zum quasi-nicht-öffentlichen Gespräch – die Presse nämlich soll erst einmal draußen bleiben.

Gastgeber und Moderator werden prominent bestückt. Künstlerhausdirektorin Nora Gomringer öffnet die Villa für das parteipolitische Gesprächsevent und Peter Braun nimmt die von ihm gewohnte scharfzüngige Neutralität als Moderator mit in seine Dialogführung, wie wir diese spätestens seit den vom Kulturreferenten initiierten Kultur.Salons kennen, mit denen dieser eine Zeit lang ganz gezielt zur offenen Diskussion geladen hatte. „Bambergs Kulturpolitik – Neue Wege, neue Ziele“ lautet die Überschrift zur angekündigten Veranstaltung der CSU-Fraktion. Dazu sollte man eigentlich gratulieren, wäre auch nur eine Silbe der Initiative glaubwürdig – denn das Vertrauen großer Teile der Kulturszene hat sich diese Partei neben anderen doch längst verspielt. Man wolle Anträge schmieden aus den neuen Erkenntnissen heraus? Eine wahrlich nicht neue Option, die bisher spärlich bis nicht genutzt wurde von der Partei mit den meisten Sitzen im Bamberg Stadtrat. Von den übrigen Gruppierungen im Übrigen ebenso.

Und wer braucht schon noch Initiativen zum Aufbau von Wahlversprechen, die bereits vor der Leerung der Wahlurnen vergessene Geschichte sind, wie die seinerzeitige Ankündigung für eine Kunsthalle, die der amtierende Oberbürgermeister Andreas Starke seit Beginn seiner ersten Amtsperiode schuldig geblieben ist. Vorrang hatten teure Erweiterungsbauten der Konzert- und Kongresshalle und auch eine Neugestaltung des nicht weniger teuren Theatertreffs, bis dato nur unwesentlich genutzt, wurde schon mehrfach erwähnt. Dazu kommen vergleichsweise hohe Ausgaben für wenige Großaktionen für Kunst im öffentlichen Raum, die bisher von Künstlerhaus und engagiertem Bürgertum getragen wurden.

„Kultur für alle“, der alte Leitspruch Hilmar Hoffmanns, hat auch unter SPD-geführter Stadtverwaltung nicht Einzug genommen. Die einseitige Kulturpolitik Bambergs wurde seitdem keinen Deut verändert – ganz im Gegenteil. Das Lesen dieser Pflichtlektüre bleibt ein Versäumnis. Und diese wäre nur ein kleiner Anfang auf einem langen Weg zu einer zielführenden Kulturpolitik der Weltkulturerbestadt Bamberg, deren Unterstützung und Ausführung endlich entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Fachleuten überlassen werden sollte, damit sie ihrem hervorragenden Ruf als Kulturstadt auch wirklich gerecht werden kann.

Wieder einmal viel TamTam also um nichts, so die nahe liegende Befürchtung. Vielleicht hilft die christliche Menschenliebe beim anstehenden Termin am 18.07.2013, von 19 bis 22 Uhr in der Villa Concordia, Concordiastr. 28 in Bamberg, bei dem auch die aktuellen Stipendiaten zu Wort kommen sollen?

Fühlen wir uns eingeladen? --- Qui tacet, consentire videtur!!!

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