Joseph Myers
Against The Sea (Time Zone / Time Zone)
veröffentlicht am 30.09.2016 | Lesezeit: ca. 2 Min.
Es ist nicht tot zu kriegen, dieses Singer-Songwriter-Ding, was manchmal zum Verzweifeln ist. Und dann wieder ein Segen. So auch im Fall des neuen Langspielers von Joseph Myers, dem zunächst unscheinbaren Osnabrücker Musiker, der ungemein umtriebig und dabei ausgesprochen stilecht und überzeugend ist. Die rege Livepräsenz steckt in seinen Knochen, die Studioarbeit mit Produzent Tobi Schneider ist ihm sehr gut bekommen. „Against The Sea“ ist definitiv eine Perle im Liedermacher-Genre, ein herzzerreißender Tiefgang mit vielen Facetten, sparsam und gelungen instrumentiert und vor allem auch ein wunderbares Pop-Werk. Ergreifender Folk-Pop der ersten Güteklasse, mit stimmungsgeladenen Melodien zwischen Melancholie und vorsichtiger Aufbruchsstimmung. Poetisch und schön ist seine Musik und hat Qualitäten von Kollegen wie Belle & Sebastian über Leonard Cohen bis John Lennon, dessen „Imagine“ er als sein politisches Statement zur aktuellen Flüchtlingsdebatte interpretiert und qua Video seinen Hörern spendet. Eigentlich ein musikalischer Harakiri, den Myers bravourös meistert. Das Album selbst ist – am Booklet unschwer zu erkennen - mindestens partiell seinen Großeltern gewidmet, mit wunderbaren Texten für eloquente Todesanzeigen, nachhaltige Liebeserklärungen und ein wenig Gemeinsamkeit zwischen Himmel und Erde. Myers träumt musikalisch und poetisch und verwandelt Weltschmerz-Tränen in sanftes Lächeln und nur selten umgekehrt.