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Kultur.Klassen Bamberg unter den Top 10

Nominierung für den „BKM-Preis Kulturelle Bildung 2013“ durch Kulturstaatsminister Bernd Neumann

veröffentlicht am 20.09.2013 | Lesezeit: ca. 9 Min.

Das Projekt Kultur.Klassen Bamberg verbindet zwei wichtige Größen miteinander: Auf der einen Seite die Kultur, die erhalten und gefördert werden will und auf der anderen Seite die Klassen. Genauer gesagt die Kinder in den Kindergärten und Schulen, die ebenfalls unterstützt werden wollen. Diese wertvolle Kombination qualifiziert die Kultur.Klassen für den „BKM-Preis Kulturelle Bildung 2013“. Ein Preis, der von der Bundesregierung durch den Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, verliehen wird. Anlässlich der Aktualität haben wir in einem Interview mit Nicole Schlosser, der Leiterin des Kultur- und Schulservice der Stadt Bamberg, gesprochen und die Kultur.Klassen einmal näher betrachtet.

Kultur.Klassen, was ist das?

Die Bamberger Kultur.Klassen stellen ein neues Konzept dar, um Kulturelle Bildung dauerhaft im Schul- und Erziehungsalltag zu verankern.

Woher stammt die Idee für dieses Projekt? / Woher stammt die Motivation?

Die Motivation geht auf die Erfahrungen des Kultur- und Schulservice Bamberg (KS:BAM) zurück, der seit 2007 kulturelle Bildungsangebote an Schulen und Kindertagesstätten vermittelt. Es sollte ein Weg gefunden werden, der es Lehrern und Erziehern ermöglicht, mit Kulturschaffenden kulturpädagogische Projekte an Bildungseinrichtungen auf Dauer umsetzen zu können. Mit dieser Idee konnten wir den Kulturreferenten, Bürgermeister Hipelius, sofort begeistern, der voll hinter dem Projekt steht.

Wer steht alles hinter den Kultur.Klassen und welche Ziele werden dabei verfolgt?

Hinter dem Projekt steht, wie eben schon angemerkt, der Kultur- und Schulservice von Stadt und Landkreis Bamberg. Die Mitarbeiter des Kultur-, Schulverwaltungs- und Sportamts der Stadt Bamberg haben das Projekt entworfen und weiterentwickelt und übernehmen die vollständige Organisation.

„Pilot-Projekt“, was versteckt sich hinter diesem Begriff?

Hinter dem Pilot-Projekt liegt zum einem die zweijährige Anfangsphase der Kultur.Klassen, die durch die finanzielle Unterstützung von mehreren Fördergebern (Robert Bosch Stiftung, PwC-Stiftung, Kulturfonds Bayern, Oberfrankenstiftung, Stiftung Weltkulturerbe Stadt Bamberg, Genossenschaftsverband Bayern

Kreisverband Bamberg, Stadtwerke Bamberg) überhaupt erst möglich gemacht werden konnte. Zum anderen versteht man unter dem Pilotprojekt Kultur.Klassen ein Experiment in vielerlei Hinsicht und mit unterschiedlichen Komponenten: Über zwei Schuljahre wurden – mit Blick auf die Handlungsempfehlungen „Kulturelle Bildung“ der Enquete-Kommission des Bundes – die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten einer dauerhaften Ansiedlung externer kultureller Bildungsangebote im Schul- und Erziehungsalltag erprobt und optimiert.

Wie lange gibt es die Kultur.Klassen schon?

Seit September 2010, also schon vier Jahre!

Welche unterschiedlichen Anforderungen bringen Kindergärten, Schulen usw. mit sich?

Jede Bildungseinrichtung ist unterschiedlich: Jeder Lehrer, jedes Kind, jeder Schüler und auch die Elternschaft setzt sich aus den unterschiedlichsten Personenkreisen zusammen. So entstehen unzählige unterschiedliche Anforderungen an die Kultur.Klassen. Der Kultur- und Schulservice Bamberg erstellt für jede Bildungseinrichtung einen auf sie abgestimmten Projektkatalog, aus dem sie sich nach einem Beratungsgespräch die für sie passenden Projekte aussucht.

Welche Kriterien müssen die kulturellen Institutionen, die Kulturschaffenden und die Künstler erfüllen?

Wir führen hier im Kulturamt immer eine Art Vorstellungsgespräch, um sich gegenseitig und die Projekte kennenzulernen, welche Ziele verfolgt werden und ob pädagogische Vorkenntnisse vorhanden sind. Pädagogische Vorkenntnisse sind keine Pflicht, denn bei den Kooperationsprojekten ist immer eine Lehrkraft oder ein Erzieher dabei. Und oftmals ist es gerade das faszinierend „Andere“, das die Kinder und Schüler begeistert.

Welche Veränderungen in der Wahrnehmung der Kinder und Schüler in Bezug auf Kultur wünscht man sich / hat man aus Erfahrungen mitgenommen?

Die Kultur.Klassen haben sich als sogenannte „Türöffner zur Kultur“ herausgestellt. Kinder können neue Stärken entdecken oder erhalten Einblicke in kulturelle Erfahrungen, die sie ohne die Kultur.Klassen nie gemacht hätten. Nach einem erfolgreichen Kultur.Klassen-Jahr entdeckt man im Idealfall eine Klasse, die ihren Gemeinschaftssinn verbessert hat, einen guten Kontakt zu den Lehrkräften und der Schule pflegt und bei der das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler gesteigert wurde.

Wie viele (und evtl. welche) schulische Einrichtungen, Kindergärten und Co. nehmen an dem Projekt teil?

Im Schuljahr 2013/2014 nehmen aus Stadt und Landkreis Bamberg zwei Kindertagesstätten, fünf Grundschulen, vier Förderschulen, drei Mittelschulen, ein Gymnasium sowie die Wirtschaftsschule und die Fachoberschule teil.

Wie viele (und evtl. welche) Kulturschaffende und Institutionen nehmen teil?

Im Rahmen der Kultur.Klassen arbeiten über 80 Kulturschaffende und Kulturinstitutionen in über 200 Projekten mit verschiedenen Bildungseinrichtungen zusammen. Darunter finden sich auch die großen Institutionen wie E.T.A.-Hoffmann-Theater, die Bamberger Symphoniker oder das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia. Doch in Bamberg gibt es auch einen großen Pool an qualitativ hochwertigen, freischaffenden Künstlern, die das Projekt zu einem großen bunten und spannenden Gebilde machen.

Wie kann man eine Kultur.Klasse werden?

Wer sich für die Kultur.Klassen interessiert, kann mit mir Kontakt aufnehmen, ich berate sehr gerne. Als Rahmenbedingungen oder „Spielregeln“ der Kultur.Klassen gilt es, 20 x 90 Minuten aus den Projektangeboten zu buchen.

Wie wird das Projekt Kultur.Klassen finanziert?

Die Kultur.Klassen werden zu 60% mit Mitteln der Stadt und des Landkreises Bamberg sowie weiteren Fördergebern, wie derzeit von der Stiftung Weltkulturerbe Stadt Bamberg und dem Genossenschaftsverband Bayern Kreisverband Bamberg, finanziert. Von den Bildungseinrichtungen wird ein Eigenanteil von 40% erwartet. Natürlich freuen wir uns auch über weitere kleinere und größere Beträge von Förderern und Sponsoren.

Was haben die Organisatoren bisher an Feedback von Beteiligten zu den Kultur.Klassen bekommen?

Bisher tatsächlich nur Positives. Natürlich gibt es hin und wieder kleinere organisatorische Zwischenfälle, doch dem Konzept als Ganzes widerfährt in den unterschiedlichsten Ebenen sehr große Zustimmung. Auch die wissenschaftliche Evaluation durch Prof. Dr. Liebau vom UNESCO-Lehrstuhl für Kulturelle Bildung der Universität Erlangen-Nürnberg bescheinigt dem Projekt, dass es „rundum zu positiven Ergebnissen“ geführt hat.

Wurden bisher Auszeichnungen an das Projekt verliehen und wenn ja, welche und wann?

2012 wurden die Kultur.Klassen mit zwei Preisen ausgezeichnet. Zum einen wurde das Projekt mit dem gemeinsam vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) ausgelobten MIXED UP-Preis ausgezeichnet, zum anderen erreichten die Kultur.Klassen den 2. Platz des Sparda-Zukunftspreises „Bildung für Kinder“. Derzeit ist das Projekt für den „BKM-Preis Kulturelle Bildung 2013“ des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, nominiert. Aus rund 120 eingereichten Vorhaben wurden die Kultur.Klassen von einer Fachjury zu den zehn herausragendsten Projekten 2013 ausgewählt, die besonders innovative Ansätze der Kulturvermittlung verfolgen und das breite Spektrum kultureller Bildungsarbeit abbilden. Die Preisverleihung findet am 17. September statt.

Würden Sie das Projekt als vollen Erfolg ansehen? Oder was würden Sie gerne ändern/verbessern wollen?

Auf jeden Fall ein voller Erfolg! Wir haben zwar während der Laufzeit hin und wieder unsere Ziele neu justiert, aber dass wir einen solchen, vor allem dauerhaft angelegten Weg gehen dürfen ist wirklich großartig!

Wie geht es mit Kultur.Klassen jetzt weiter? Was ist Neues geplant?

Wir freuen uns sehr, dass es mit den Kultur.Klassen auch in Zukunft weitergeht. In diesem Schuljahr wollen wir uns besonders auf die Kindertagesstätten konzentrieren. Wir haben schon viele Erfahrungen in den Schulen machen dürfen, doch innerhalb der Bildungseinrichtungen für die ganz Kleinen läuft es dann noch einmal unter anderen Bedingungen. Diese gilt es zu erforschen. Und, wir wollen noch nicht zu viel verraten, aber wir werden uns mit einer Schule auf den Weg zur Kulturschule begeben. Darauf freuen wir uns außerordentlich und sind schon sehr gespannt!

Wenn Sie Kultur.Klassen in drei Stichpunkten beschreiben müssten…

1) Flexibilität und Pragmatik = Anpassung an die Wünsche und Bedürfnisse jeder Bildungseinrichtung

2) Vielfalt und Qualität = Kooperationspartner (ausgebildete Kulturschaffende / etablierte Kulturinstitutionen) mit
unterschiedlichen Erfahrungs- und Wirkungshorizonten

3) Kontinuität = dauerhafte Realisier- und Finanzierbarkeit

Die Kultur.Klassen helfen Kindern und Jugendlichen, Kreativität zu entdecken, Schlüsselkompetenzen zu verbessern, individuelle Stärken sichtbar zu machen, die Persönlichkeit zu entfalten – und dies ganz ohne Druck und mit viel Spaß an der Sache!

Information:

Aktuell: Die Kultur.Klassen Bamberg erhielten durch die Nominierung für den „BKM-Preis Kulturelle Bildung“ 5.000 Euro finanzielle Unterstützung.

Nicole Schlosser Diplom-Pädagogin

Telefonnummer: 0951/871414

E-Mail: nicole.schlosser@stadt.bamberg.de

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