Tausendmal berührt….
Klaus Lage kommt am 12. Februar 2017 nach Hallstadt
veröffentlicht am 01.02.2017 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Ist es noch Schlager? Oder schon Rock? Einigen wir uns darauf, dass Klaus Lage seit jeher massenkompatible Popmusik produziert und singt. Der inzwischen 66-Jährige gastiert am 12. Februar im Kulturboden Hallstadt. Mit im Gepäck: seine brandneue Scheibe „Blaue Stunde“, die im Januar in die Läden kam.
Es waren und sind Gassenhauer und Momente deutscher Rockmusik, die sich in die Gehirne eines jeden Anhängers zeitgenössischer Musik eingebrannt haben. Wer erinnert sich nicht (gerne!) an Klassiker vom Stile „Faust um Faust“, mit dem die Klaus Lage Band einst Götz George alias Kommissar Schimanski auch musikalische Größe einhauchte. Oder auch an Monopoly. Zeitloser kann ein Stück in Zeiten moderner Wirtschaftsgebaren kaum sein. Ein Vater, der im fortgeschrittenen Alter Opfer von Rationalisierungsmaßnahmen einer Firma wird. Sind wir ehrlich: Heute mehr denn je wäre der Song ein Klassiker an sozialkritischer Spiegelung der aktuellen Lage der Nation. Doch Lage, einst groß geworden als Liedermacher, überzeugte nicht nur als Mahner und mit dem Finger in die Wunden legend. Er konnte auch andere Lebensbereiche treffender wie kaum ein anderer reflektieren. Wer kennt es nicht? „Und es hat Zoom gemacht“. 1001 Nacht war und ist einer der unverwüstlichen Gassenhauer deutscher Musikkultur. In den Achtzigerjahren eine musikalische Sensation, heute ein in vieler Leben nicht ungewöhnlicher Vorgang: Man kennt sich seit Jahren und irgendwann kommt der große Knall. Was die wenigsten wissen: Der Klassiker Lages stammt aus der Feder des Linken-Bundestagsabgeordneten Dieter Dehm, der vor seiner politischen Karriere im Musikbusiness eine anständige Karriere hinlegte. Kein Wunder, dass Klaus Lage auch im damals getrennten Deutschland im Westen wie auch im Osten große Erfolge feierte. Und das bis heute tut. Das Geheimnis seines Erfolges: Authentizität und Nachhaltigkeit. Klaus Lage, gebürtiger Niedersachse und Wahl-Bremer, verstellte sich in der Öffentlichkeit nur selten. Er ist einer, der klar Kante bezieht zu verschiedensten Themen und einer derer, die auch kein Blatt vor den Mund nehmen. Sein Allerheiligstes war ihm dabei stets sein Privatleben. Wo andere wöchentlich in den Klatschspalten auftauchten, nahm man von ihm nur eines wahr: seine Musik und seine Meinung. Eine Geschichte, die überrascht.
Schließlich war der gelernte Großhandelskaufmann, der einige Jahre in Berlin als Erzieher arbeitete, seit jeher ein Musikarbeiter und kein Musikvirtuose – was läge da näher, als über persönliche Geschichten in der Öffentlichkeit bekannter zu werden? So war es wenig verwunderlich, dass der heutzutage respektvoll als „Rockopa“ titulierte, passionierte Bartträger mit der charismatischen Nickelbrille auf der Nase auf seinen kommerziellen Durchbruch lange warten musste. Er mit seinem dritten, von Musikikone Wolf Maahn – einem langjährigen Weggefährten – produzierten Album „Stadtstreicher“ sorgte Klaus Lage 1983 erstmals für nachhaltigen Eindruck in der Musikwelt, um ein Jahr später mit „1001 Nacht“ endgültig im Schlagerhimmel anzukommen. Nachfolgende Gassenhauer untermauerten Lages Status als einer der Großen im Konzert der deutschen 80er-Größen – von denen mit Ausnahme von Wolfgang Niedecken und BAP nur wenige nachhaltig und dauerhaft auf dem Olymp thronten. Doch Klaus Lage, zwischendurch im Geiste seines Ursprungs auch immer wieder solo als Liedermacher tourend, war einer derer, die nie wirklich in der Versenkung verschwanden und auf spektakuläre Revival-Szenarien hoffen mussten. In mehr als 30 Jahren veröffentlichte er inzwischen mehr als zwanzig Alben, von denen die wenigsten klangen wie die Vorläufer. Herausforderungen waren das Ding des Klaus Lage. Herausforderungen, denen er sich immer wieder stellte und die er oft bravourös meisterte. So auch die neue Scheibe. Die spielte er mit der neuen Formation „Gute Gesellschaft“ ein – ein Trio hochkarätiger Musiker, die ihn auch auf der Bühne begleiten. „Er wird ein Programm auf die Bühne bringen, das es so noch nicht gab“, verspricht der Pressetext zum neuen Album und der anschließenden Tournee. An der Seite von Bo Heart (Keyboard), Jürgen Scholz (Gitarre, Bass) und Stephan Emig (Percussion) tourt Klaus Lage durch die Republik. Und kündigt einen ganz neuen Weg an: groovig, spaßig und mit so mancher Überraschung im Gepäck. Und dabei müssen die Anhänger auf die alten Klassiker nicht verzichten. Im Gegenteil: Lage kündigt sie „auf frische und stimmige Weise neu“ an. Man darf gespannt sein auf einen der Dauerbrenner deutscher Rockmusik. Ups. Da war es dann doch, das Wort. Irgendwie ist er schließlich kein Schlagerbarde. Und Popmusiker fast noch weniger. Massenkompatibel in jedem Fall. Rockiger Liedermacher. Das trifft es wahrscheinlich doch am besten. Auch wenn das in seinem Fall die ein oder andere Gänsehaut garantiert und von harten Rockbeats weit entfernt ist. Irgendwie ein bisschen wie Joe Cocker - für den Lage übrigens den einstigen Schimanski-Titelsong Now That You‘re Gone mitkomponierte. Auf der einen Seite ganz ruhig (wie auch das neue Album), auf der anderen Seite druckvoll und impulsiv. Typisch Cocker. Halt in deutscher Sprache.
Fotocredits:
Klaus Lage, Foto © Charlie Spieker