Ausstellungen

Hommage an einen außergewöhnlichen Porzellankünstler

Sonderausstellung auf Kloster Banz

veröffentlicht am 02.02.2017 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Helmut Drexler, ein ausgesprochen kreativer Mensch, beherrschte das Handwerk des Porzellanmalers in allen Facetten und nutzte in gleicher Weise die Malerei als sein künstlerisches Ausdrucksmittel in zuvor kaum genutzter Dimension. Er schuf eine Vielzahl an Kunstwerken, die unverwechselbar für ihn und die Möglichkeiten stehen, die der Werkstoff und die darauf zu entfaltende Welt der Farben für kreatives Schaffen eröffnen.

Noch bis vor wenigen Monaten trieb es ihn täglich in sein Atelier, ins Porzellanikon. Der 1927 in Selb geborene war von den Eltern 1942 in die Lehre als Porzellanmaler bei der Rosenthal AG geschickt worden. Es waren zunächst quälende Anfänge, aber dann fing er Feuer und dieses Feuer loderte ein ganzes Leben, wurde auch nicht gelöscht durch Krieg und Kriegsgefangenschaft.

Zurückgekehrt in seine Heimatstadt, begann sein beruflicher Aufstieg bei der Rosenthal AG und endete in der Position als Leiter des Buntbetriebes. Hier galt es, dafür zu sorgen, dass Dekorentwürfe auf Porzellan, ob von Designern oder auch Künstlern, authentisch und qualitätvoll umgesetzt wurden, in Stückzahlen, die teilweise in die Millionen gingen. Aber auch eigene Entwürfe wurden Teil des Sortiments. „Goldfeuer“ war ein bekannter Dekor, das dem Porzellanhersteller erhebliche Umsätze bescherte. Helmut Drexler erhielt das Privileg, das den Künstlern und Designern, die Rosenthal von außen verpflichtete, vorbehalten war: sein persönlicher Namenszug auf jedem damit versehenen Stück.

Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1990 ließ ihn die Leidenschaft für die Malerei nicht ruhen. In Selb-Plößberg, der 1969 stillgelegten Rosenthal-Porzellanfabrik, bezog er ein Atelier. Ein Jahr später schon begann in einem Teil der Fabrikgebäude der Aufbau des Porzellanmuseums. Heute zählt das Porzellanikon - Staatliches Museum für Porzellan zusammen mit dem Mutterhaus in Hohenberg an der Eger zum größten Spezialmuseum für Porzellan in Europa.

Dem Museum schon lange zuvor sehr verbunden, folgte alsbald die Verlagerung des Ateliers in den Museumskomplex, wo man ihn sieben Tage in der Woche von morgens bis abends bei der Arbeit antreffen konnte. Hier entstanden hunderte von Unikaten. Glanz- und Mattgold, Lüster, Farben aller Nuancen und Schattierungen, kombiniert mit Techniken wie Sandstrahlen und Ätzen auf seriellem Porzellan aus der Rosenthal Produktion. Das auch hauchfeine Platten aus technischer Keramik, großformatige Wandbilder, das Zerbrechen in einzelne Teile und anschließenden Zusammenfügen oder auch das von Hand erfolgende Aufbauen von eigenen Objekten komplexe und einmalige Werke ergeben, das ist die Welt Helmut Drexlers. Großzügig und bescheiden in seinem Auftreten, doch hoch dekoriert mit Auszeichnungen bis hin zum Bundesverdienstkreuz am Bande, sind seine Werke in Museen und Sammlungen vertreten. Und nicht zuletzt hat er dem Porzellanikon einen Schatz an mehr als 1000 Exponaten vermacht.

Im Porzellanikon, sowohl in Hohenberg an der Eger als auch in Selb, sind seine Arbeiten dauerhaft präsent. In der „Weißen Oase“ wie in der „Schatzkammer“ kann der Besucher eintauchen in diese faszinierende Welt aus Form und Farbe. Seine Botschaft: Porzellan ist nie langweilig, gibt Platz und Raum für Ideen in Kunst und Design. Davon zeugt die Sonderausstellung, die das Porzellanikon nun im Museum auf Kloster Banz in einer Auswahl zeigen kann. Ergänzt werden die Objekte durch audiovisuelle Medien, die Leben und Werk vor Augen führen und die Besucher in die Vielfalt der angewandten Techniken eintauchen lassen.

Das ist die eine Seite der Sammlung des Museums. Der zweite Teil der Ausstellung, nicht im Museum, sondern im Hauptgebäude, dokumentiert an ausgewählten Einzelbeispielen diesen Reichtum: Die über 200.000 Porzellanexponate, die Maschinen, die zur Porzellanproduktion in 300 Jahren europäischer Fertigung gedient haben, die Modell- und Dekorbücher, der Bestand an Technischer Keramik, Archivalien und die über 20.000 Bände umfassende Bibliothek spiegeln die Früchte der Aufbauarbeit in einem Zeitraum von rund 35 Jahren. Dank der Hanns-Seidel-Stiftung präsentiert sich das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan mit zwei Ausstellungen auf Kloster Banz: vielfältig und erlebnisreich auch hier.

Die Ausstellung wird am 27. Januar offiziell eröffnet und läuft bis zum 05. März 2017.

Fotocredits:

Block in die Ausstellung, Foto © Porzellanikon

Objektfoto: „Moby Dick“, Unikat
Im lederharten Zustand Form durch Schneiden und Modellieren gestaltet; Dekor seidenmatt geätzt, Ornamentflächen vergoldet, Grünlüster z.T. auf die Goldflächen aufgetragen, Marmorierungslack, Reliefuntergrund aufgesetzt, Schwarz- und Goldzeichnung, Reliefvergoldung © FEIG FOTODESIGN

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