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Außer der Norm

Luther-Höhepunkte in der Klassikerstadt Weimar

veröffentlicht am 31.03.2017 | Lesezeit: ca. 3 Min.

Als Kulturstadt, die Weimar nun einmal ist, wäre es geradewegs frevelhaft, sich nicht am Reformationsjubiläum zu beteiligen. Sorge, dass das passiert, braucht man allerdings nicht zu haben, wie man es auch sonst von der Klassikerstadt gewohnt ist, sieht der Veranstaltungskanon einiges, auch außerhalb dem Norm, vor. Zu allererst sei die Ausstellung »Ausstellung der Lutherbibel von 1534« erwähnt, die ein absolutes Highlight präsentiert. An vier Tagen im Mai ist im historischen Gebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek die erste Gesamtübersetzung des Alten und Neuen Testaments von Martin Luther (Wittenberg 1534) zu sehen. Das von der UNESCO ins Verzeichnis »Memory of the World« aufgenommene Weimarer Exemplar zeichnet sich vor allem durch die prachtvolle Ausmalung der 128 Holzschnitte und Bildinitialen aus. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. Ergänzt wird die Präsentation durch einen Vortrag von Dr. Jürgen Weber und Matthias Hageböck im Hörsaal der Bibliothek am 26. sowie 27. Mai, jeweils um 15 Uhr.

Wem der Sinn nach Filmen und Kino steht, ist das ganze Reformationsjahr über in das Kino mon ami am Goetheplatz eingeladen. Hier läuft jeden Monat, ausgenommen im Juni und Juli, mindestens ein Film zum Thema Luther. Gespielt werden ein Stummfilm, Dokumentationen und Filme aus den 1920er-Jahren bis heute. Die unterschiedlichen Darstellungs- und Sichtweisen auf den Reformator machen den besonderen Reiz dieser Veranstaltungsreihe aus.

Ungewöhnlich geht es auch in der Nacht vom 30. zum 31. Oktober im Deutschen Nationaltheater zu. Überschrieben mit dem Titel „500 Jahre+. Reformation“ geht man hier der Frage nach, ob und wie wir gesellschaftliche Veränderung gestalten können und wollen. Denn 500 Jahre nach dem Thesenanschlag in Wittenberg scheinen wir, die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, Europas und der Welt erneut vor schwierigen Entscheidungen, die so oder so nicht ohne Konsequenzen bleiben werden. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen zu Rundtischgesprächen, Theater, Bandkonzerten und einer Party in den Jubiläumsfeiertag hinein.

Ein auditiver Höhepunkt bietet sich am Abend des 11. November in der Stadtkirche Weimar. Dort kann man einem interessanten Zeitdokument lauschen: dem Luther Oratorium von Ludwig Meinardus (1827-1896). Uraufgeführt 1874 in der Stadtkirche Weimar unter Leitung von Franz Liszt ist ihm mit „Luther in Worms“ ein Werk gelungen, das ihm zu Lebzeiten zu hoher Reputation verholfen hat, heute aber nur noch selten aufgeführt wird. Das liegt weniger an der musikalischen Anlage, als vielmehr an der inhaltlichen Ausrichtung: Ludwig Meinardus schrieb das Werk in den Jahren 1871/72 unmittelbar nach der Gründung des Deutschen Reiches und verklärt Luther zum deutschen Retter. Für heutige Ohren klingt die verwendete Poesie pathetisch überhöht. Für damalige Hörer spiegeln Text und Pathos allerdings ein weitgehend selbstverständliches Empfinden wider. Das Oratorium findet unter Leitung von Johannes Kleinjung und unter Mitwirken aufführender Solisten, des Bachchors Weimar, der Kinderchöre der Evangelischen Singschule Weimar und des Mitteldeutschen Kammerorchesters statt.

Noch mehr Programmpunkte finden Sie unter www.weimar.de.

Fotocredits:
Stadtkirche und Herderplatz, Foto © Maik Schuck

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