Till Fellner & Co.
Gedanken zur neuen Spielzeit der Bamberger Symphoniker und zum Abschluss der Mahler-Aufnahmen
veröffentlicht am 23.09.2013 | Lesezeit: ca. 5 Min.
In der vergangenen Spielzeit war die Bratschistin Tabea Zimmermann immer wieder mit den Bamberger Symphonikern zu erleben, 2013/2014 wird der Pianist Till Fellner als artist in residence an der Regnitz weilen.
Und Gustavo Dudamel, der 2004 den ersten Mahler- Dirigenten-Wettbewerb gewann, kehrt für zwei Konzert dorthin zurück wo seine internationale Karriere begann: in den Joseph-Keilberth-Saal.
Unter ihrem Chefdirigenten Jonathan Nott, der seinen Vertrag inzwischen bis 2016 verlängert
hat, hat sich das das Renommee der Bamberger Symphoniker noch mehr gesteigert. In der
internationalen Fachpresse wird die Bayerische Staatsphilharmonie immer wieder als
Weltklasseorchester gefeiert. Zuletzt hat die konzertante Aufführung von Richard Wagners
„Ring“-Tetralogie beim Lucerne Festival für Furore gesorgt. Auch wenn sie Gustav Mahler
geben, werden die Bamberger von Publikum wie Kritik gefeiert.
Jetzt ist mit der Sechsten und Achten Symphonie die Gesamtaufnahme aller Symphonien
Mahlers (mit Ausnahme der fragmentarischen Zehnten) abgeschlossen worden, nach dem
Schubert-Zyklus ist das bereits das zweite Großprojekt, das Nott und die Bamberger
gemeinsam mit dem Zürcher Label Tudor und dem Bayerischen Rundfunk stemmten. Wladek
Glowacz (Tudor) und Wolfram Graul (BR) zeichneten als Produzenten.
Zunächst habe man, erzählt Graul im Gespräch, gar nicht an eine Gesamtaufnahme gedacht,
doch der Erfolg der Fünften und der Ersten, die am Anfang standen, hätten dazu ermuntert,
weiter zu machen. Die große Besetzung, Trompeten oder, wie in der Sechsten, Herdenglocken
aus der Ferne, die Effekte, der besondere Klang, den gerade die Musik Mahlers brauche,
stellten für die Tontechnik eine Herausforderung dar. Und zur monumentalen Achten mit
Orgel, Chören und Solisten sagt Graul: „Das ist schon mit der größte Aufwand, den man in
unserem Beruf haben kann“, ausgenommen Schönbergs Gurre-Lieder. Der Bayerische Rundfunk hat damit auch die erste Aufnahme der Mahler Sinfonien in stereo und 5.1 Surroundsound vorgelegt. Nott habe sich „unheimlich intensiv“ mit Mahler auseinandergesetzt. Dessen ganz besondere Sichtweise auf Mahlers Musik mache den größten Teil des Reizes aus, so etwas aufzunehmen. Bei den Bambergern spüre man immer noch deren Vergangenheit, besonders im Streicher-Sound, der weniger auf Hochglanz getrimmt sei, sondern über eine warme und dennoch leuchtende Farbe verfüge. Die vielen Preise, mit denen die Aufnahmen bedacht wurden, sieht Graul als „eine schöne Bestätigung für das Projekt mit den Bamberger Symphonikern“. Im Übrigen sei solch ein Großprojekt finanziell nur möglich, wenn man es aufteile. Die Dreierkonstellation Tudor-Symphoniker-BR arbeite lange schon erfolgreich zusammen: „Das ist eine Partnerschaft, wie man sie heute kaum mehr findet.“
Davon ist auch Wladek Glowacz sehr angetan: „Wir bei Tudor in der Schweiz sind dankbar:
Der Intendanz, allen Gremien und dem ganzen Büro der Bamberger Symphoniker für das
Vertrauen und die einmalig kollegiale Zusammenarbeit, dann allen Sängerinnen und Sängern,
den Chören, dem Bayerischen Rundfunk München mit der Abteilung Musikproduktionen und
den Tontechnikern des BR. Ohne diese Sendeanstalt der ARD wäre die Realisation Utopie
geblieben. Ganz besonders herzlich ist unser Dank an das Orchester, die Bamberger
Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie, und den Chefdirigenten Jonathan Nott. Sie
haben in einer einmaligen Partnerschaft eine bewunderungswürdige und wegweisende
künstlerische Leistung erbracht, die noch viele Jahre weltweit nichts von ihrer Ausstrahlung
verlieren wird.“ Man darf jedenfalls gespannt sein, was sich aus dieser Partnerschaft noch
ergeben mag.
Neben der häufigen Präsenz Till Fellners, der sich vor allem Beethoven und Mozart widmen
wird, zählen die beiden Sonderkonzerte mit Gustavo Dudamel im November – auf dem
Programm stehen Schuberts „Tragische“ und Tschaikowskys „Pathétique“ – sicher zu den
Höhepunkten der neuen Saison. Auch Ehrendirigent Herbert Blomstedt und Stammgast
Christoph Eschenbach werden wieder im Keilberth-Saal zu erleben sein. Unter den Solisten
sind, was, da ungewöhnlich, sehr lobenswert ist, gleich zwei herausragende Holzbläser. Der
Klarinettist Martin Fröst wird, nein, nicht KV 622, sondern das Klarinettenkonzert von Kalevi
Aho geben, Emanuel Pahud das Flötenkonzert von Marc-André Dalbavie. Bart
Vandenbogaerde, der neue 1. Konzertmeister, wird sich unter Chefdirigent Jonathan Nott mit
dem Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold vorstellen. So schließt sich der Kreis zu
Gustav Mahler, der von dem Wunderknaben Korngold begeistert war.