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Kunststadt Bamberg

Kulturdrama in drei Akten

veröffentlicht am 12.11.2013 | Lesezeit: ca. 6 Min.

Erster Akt:

Den Anfang macht das 2. Kulturforum der CSU. Der Kulturreferent lädt höchstpersönlich auf die Altenburg, deren stolzer Burgchef er seit geraumer Zeit ist. Er macht deutlich, was viele lange vor dem ersten Kulturforum wussten. Mit ihm nicht! Ein einziges Nein erklingt zu allen Anliegen, deren sich die CSU nach der ersten Zusammenkunft noch annehmen wollte. Entmutigend? Ja, aber auch nichts Neues. Ob sich wirklich jemand zu einer weiteren Zusammenkunft hinreißen lässt, sei dahingestellt. Wer will schon einen Hobby-Psychiater, der einem ständig nur den Spiegel vorhält und wie im Wiederholungsverein sagen lässt: Selbst ist die Kultur!

Zweiter Akt:

Die roten Chinesen („Meeting“ von Wang Schugang, 2001!) am Schönleinsplatz haben Befürworter für einen Ankauf gefunden. Wer hätte das gedacht. Am Ende eröffnen Oberbürgermeister und befreundeter Galerist mit gleichem Parteibuch die eigentliche Intention der so mäzenatisch präsentierten, „geschenkten“ Ausstellung „Circles“, bezüglich der viele Fragen noch offen geblieben sind. (Was bedeutet eigentlich „geschenkt“? Wer hat was bezahlt? Hatte die Stadt Kosten? Wenn ja, wie hoch waren diese? Und aus welchem Topf und gemäß welchem Beschluss wurden sie übernommen?). Die von Ochs-Barwinek erwähnte „Eingebung“ war wohl weniger spirituell oder auch künstlerisch als er im Interview mit uns noch beschwor, sondern dann doch eher ökonomischer Art. 240.000 € sollen die Sitzenden von Wang Schugang kosten (Wie entsteht eigentlich dieser Preis? Ist er gerechtfertigt? Was wäre für das Geld alternativ an zeitgenössischer Kunst zu haben?). Er wird allerdings nur verkauft, wenn der Schönleinsplatz als Ort der Aufstellung festgelegt wird. Genau das hatte der Kultursenat in seiner jüngsten Sitzung noch offen lassen wollen. Immerhin lautete die fachmännische Empfehlung des vom Stadtrat eingesetzten Gremiums für Kunst im öffentlichen Raum nichts zu übereilen und auch andere Orte zu prüfen (Schon die vorherige Empfehlung des Gremiums, sich aus guten Gründen gegen die Aufstellung einer Staufer-Stele in Bamberg zu entscheiden, wurde von den politischen Entscheidungsträgern übergangen). Der enorm entrüstete Galerist jedoch hält nichts von weiteren Standortvorschlägen und so setzt Oberbürgermeister Starke den Wunsch des Galeristen nur wenige Tage später im Stadtrat in einen Beschluss um. In der Zeit zwischen den Sitzungen muss er wohl einige CSU-Stadträte gegen die Bedenken Bamberger Fachvertreter vom einzig möglichen Standort überzeugt haben, denn diesmal fällt die Entscheidung ganz im Sinne des Galeristen aus, ein Aufschub und weitere Überlegungen werden plötzlich für nicht mehr nötig und geboten empfunden. Der Kunst-Clou des Oberbürgermeisters ist final. Wir fühlen uns ein wenig an die Beschlusslage zum Internationalen Bachfest erinnert, nur irgendwie umgekehrt. Ein Vorhaben, dessen Durchführung zunächst vom Stadtrat beschlossen wurde, um es in einer kurz darauf folgenden Sitzung wieder zu stoppen – aus „Kostengründen“ !? Dabei hatte sich an der von der Verwaltung vorgelegten Kalkulation nicht ein Cent geändert. Diesmal wurde es erst ausgesetzt und dann doch in Windeseile beschlossen. Mein lieber Stadtrat – wenn wir alle so schnell so heftig unsere Meinung ändern würden….! Immerhin geht es nicht um städtisches Geld. Denn der Ankauf soll durch Spenden von Privatleuten finanziert werden, wie so einige Ankäufe zuvor und einige, die noch offen sind.

Dritter Akt:

Markus Lüpertz betritt einmal mehr den heiligen Boden Bambergs. Es geht noch einmal und nun ganz konkret um die Fenstergestaltung für St. Elisabeth – dem weltlich-geistlichen Nukleus der Sandkerwa. Doch was Finanzreferent Bertram Felix anzubieten hat, was die Stadt akzeptieren könne (Geld gibt sie definitiv nicht dazu, das wurde bereits mehrfach deutlich gesagt!), scheint für den mondänen Künstler inakzeptabel. Er reist frühzeitig ab – nachdem er scheinbar empfindlich vor den Kopf gestoßen wurde, vom „Hausherren“ – ohne Anwesenheit irgendeiner Kulturkompetenz der Stadtverwaltung. Das Ende des dritten Aktes bleibt offen. Aussagen allerdings wurden in dem Drama wieder mehr als genug getroffen:

1. Der Oberbürgermeister setzt durch, was er haben möchte. Auch, wenn es um Kunst geht und Fachmeinungen dagegen halten.

2. Die CSU kippt. Beschluss heute ist nicht gleich Beschluss morgen und umgekehrt. Argumente sind scheinbar nicht zu Ende gedacht, bevor wichtige Beschlüsse gefasst werden.

3. Der Finanzreferent benötigt keinen Kulturreferenten, wenn es um Kunst in, an und um städtische Bauten herum geht. Sein Umgang mit Künstlern scheint fragwürdig zu sein.

4. Es wird sich wohl eine Spenden-Trias bilden müssen: Plensa – Wang Schugang oder Lüpertz, so der Kampf um das neue Schmuckwerk der internationalen Kunstgiganten. Außerdem werden noch Mittel für Aufbau und Betrieb eines Kunsthauses gesucht. Denn auch zum Kesselhaus, zur Aktion Kunstraum jetzt!, will niemand der städtischen Entscheidungsträger finanziell beitragen, was über den Mitgliedsbeitrag für den ebenso betitelten Verein hinausgeht. Alibi-Politik?

5. Das Gremium Kunst im öffentlichen Raum dürfte sich selbstredend auflösen, ob mit oder ohne Stadtratsbeschluss und ganz egal wie herum dieser diesmal variieren würde. Wenn die Politik Fachmeinungen nicht ernst nimmt, braucht sie diese auch nicht einzuholen. Das ist nur konsequent, da einige entscheidende Positionen der Kulturverwaltung ganz bewusst nicht mit Fachpersonal besetzt sind.

FAZIT: Bamberg ist einfach nicht soweit. Es regieren einzelne Stimmen der Politik das heimische Kulturgeschehen, mehr oder eben minder als Volksvertreter und eben mehr und nicht minder die eigenen Interessen im Blick. Fachlicher Rat ist nicht gewünscht, so er den eigenen Interessen im Weg steht. Er wird bewusst übergangen. Mit entsprechenden Folgen. Die Politik gibt sich innovativ mit Einzelideen und –Aktionen im Sinne von Freundschaftsdiensten und Selbstpräsentation, statt sich konstruktiv um eine Zielrichtung zu bemühen, die sich auf zu Ende gedachte Argumente beziehen kann und der Stadt das verschafft, wozu die Stadtverwaltung mit Steuergeldern befähigt werden soll – eine adäquate Versorgung mit Kultur. Davon ist Bamberg trotz einiger großer Institutionen und gewachsener, oftmals schlicht ererbter Pfunde, weiter entfernt denn je.

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