Klassiker

Kammermusik auf höchstem Niveau

Der Musikverein Bamberg lockt Stars von morgen und von heute in die Domstadt

veröffentlicht am 08.01.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Diese Auszeichnung war wirklich verdient: Im November 2012 ist dem Musikverein Bamberg der mit 6000 Euro dotierte E.T.A-Hoffmann-Preis der Stadt Bamberg zuerkannt worden. Die Anfänge des Vereins reichen bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Um 1820 herum hatten sich Bürger zusammengetan, um das wenige Jahre zuvor noch von E.T.A. Hoffmann geleitete Theaterorchester zu unterstützen. Anno 1872 wurde schließlich der „Musikalische Verein vorzugsweise zur Pflege klassischer Musik“ ins Leben gerufen.

Im lange schon abgerissenen Zentralsaal an der Promenade fanden die frühen Konzerte statt. Bis zur Gründung der Bamberger Symphoniker 1946 waren es vor allem Orchester, die der Verein an die Regnitz locken konnte.. Die Münchner Philharmoniker waren zu Gast, auch die Wiener Symphoniker und – gleich zweimal, unter Wilhelm Furtwängler – die Berliner Philharmoniker. Diese Verpflichtungen von Klangkörpern allererster Güte verdankten sich vor allem dem Engagement des Schatzmeisters des Musikvereins, dem Unternehmer, Mäzen und Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Willy Lessing (am 17. Januar 1939 erlag er zwei Tage vor seinem achtundfünfzigsten Geburtstag den schweren Verletzungen, die ihm der Nazi-Mob in der November-Pogrom-Nacht zugefügt hatte).

In den vergangenen sechseinhalb Dekaden hat sich der Musikverein vor allem der Kammermusik verschrieben. Orchesterkonzerte wie jenes der Hofkapelle München mit dem phänomenalen Countertenor Valer Sabadus zur Eröffnung der Spielzeit 2013/14 bleiben die Ausnahme. Andrea Paletta, die Erste Vorsitzende, verfügt über beste Kontakte zum ARD-Wettbewerb in München, wo sie lange für die Betreuung der Jury zuständig war. So ist es kein Wunder, wenn es der am E.T.A- Hoffmann-Gymnasium Klavier Lehrenden immer wieder gelingt, Preisträger oder Juroren des renommierten Wettbewerbs nach Bamberg zu holen, etwa die Klarinettistinnen Sabine Meyer, Sharon Kam und Shirley Brill (die übrigens ein Instrument aus der Bamberger Werkstatt Schwenk & Seggelke spielt), die Flötistin Andrea Lieberknecht und den norwegischen Fagottisten Dag Jensen, der von 1985 bis 1988 Solofagottist der Bamberger Symphoniker war.

Auch in dieser Saison wird wieder eine Klarinettistin im Joseph-Keilberth-Saal der Konzerthalle zu erleben sein. Die Belgierin Annelien van Wauwe, die bei Sabine Meyer in Lübeck und in Rom bei Alessandro Carbonare studierte, wird sich am 21. März mit ihrem Trio vorstellen. Pünktlich zum Frühjahrsbeginn steht das Trio a-moll op. 40 von Carl Frühling auf dem Programm. Außerdem wird Beethovens „Gassenhauer-Trio“ B-Dur op. 11 zu hören sein und das a-moll-Trio op. 114 von Brahms. Mit von der Partie werden die Cellistin Simone Drescher und die Pianistin Olga Gollej sein, die seit 2013 Geschäftsführerin der Internationalen Gluck-Opern-Festspiele in Nürnberg ist. Das Konzert mit dem Trio Annelien van Wauwe gehört ebenso wie das vom vergangenen November mit Tobias Feldmann (Violine) und Boris Kusnezow (Klavier), dessen Mitschnitt am 15. Februar im Bayerischen Rundfunk gesendet wird, zu der Reihe der „Bundesauswahl Konzerte Junge Künstler“.

Am 17. Januar werden das Bläserquintett Berlin Counterpoint und die Pianistin Zeynep Özsuca zu erleben sein. Der Name des Ensembles mit Musikern aus Rumänien, Deutschland, Slowenien, England, den USA und der Türkei ist eine Anspielung auf Steve Reichs minimalistischesWerk New York Counterpoint.. Es wird unter anderem Mozarts Es-Dur-Quintett KV 452 und György Ligetis Sechs Bagatellen zu Gehör bringen. Zudem wird Berlin Counterpoint sich anderntags an der Städtischen Musikschule in einem Workshop um Nachwuchsmusiker kümmern. Am 17. Februar kommt die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh nach Bamberg. Die Pianistin Sophiko Simsive wird sie in Werken von Chopin, Debussy und Strauss begleiten.

Bernd Glemser, der an der Würzburger Musikhochschule unterrichtet, wird zu den großen Virtuosen am Klavier gezählt. Am 4. April kann man ihn mit Mendelssohn, Rachmaninow und Chopin hören, das Mandelring Quartett – eines der besten Streichquartette weltweit – am 16. Mai. Mit dabei ist die Marimbavirtuosin Katarzyna Mycka, und im Publikum mit dabei sein wird dann gewiss auch Palettas Sohn Leon, der 2012 beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert in der Kategorie Schlagzeugtrio gemeinsam mit Till Irmisch und Markus Uttenreuther die Höchstnote erzielte.

Die Nachwuchspflege ist dem Musikverein ein großes Anliegen. Unter dem Motto „Junge Stars von morgen, heute schon gehört“ veranstaltet er am 23. Mai im Spiegelsaal der Harmonie eine Soiree, bei der Preisträger des Landeswettbewerbs ihr Können zeigen. Ihren ehrenamtlichen Mitstreitern ist Andrea Paletta ebenso dankbar wie den Förderern, also der Stadt, der Weltkulturerbestiftung und der Sparkassenstiftung. „Nur aus Mitgliedsbeiträgen“, sagt sie, „wäre unser traditionsreiches Kulturprojekt kaum zu schultern, zumal wir die Konditionen besonders familienfreundlich gestalten.“

Copyright Foto: S. Simsive

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