Gezuckerte Landschaften
„Endlich Schnee! Holzschnitte des Jugendstils“ im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim
veröffentlicht am 01.12.2017 | Lesezeit: ca. 2 Min.
Kindliche Freude erfasst uns, wenn der erste Schnee fällt. 1565 malte Pieter Brueghel der Ältere (1525/30-1569) mit „Jäger im Schnee (Winter)“ als einer der ersten Künstler eine große Winterlandschaft. Das Gemälde bildet sowohl die Mühen des Winters, als auch das Vergnügen ab. Seitdem ist das Thema Schnee aus der Kunst nicht mehr wegzudenken.
Die Sehnsucht nach Schnee und ihre Erfüllung ist in der winterlichen Ausstellung „Endlich Schnee! Holzschnitte des Jugendstils“ möglich. Rund 120 Winterlandschaften und Darstellungen vom Vergnügen auf dem Eis und im Schnee aus der mehr als 2.500 Blätter umfassenden Sammlung des Münchners Felix Häberle werden zum Jahreswechsel 2017/18 im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim gezeigt (Laufzeit vom 20. Oktober 2017 bis 18. Februar 2018).
In der Zeit des Jugendstils, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, waren Winterdarstellungen vor allem im traditionsreichen Medium des Holzschnitts beliebt. Die zu jener Zeit stark vom japanischen Farbholzschnitt beeinflusste traditionsreiche Drucktechnik ermöglichte die Herstellung ebenso eindrücklich-plakativer wie dekorativer Grafiken. Beim Farbholzschnitt wird mit mehreren Druckstöcken im Hochdruckverfahren gearbeitet, die passgenau übereinander gedruckt werden – ein aufwändiger Vorgang. Die neue, aus Fernost kommende Formsprache nahm ihren Weg Mitte des 19. Jahrhunderts über London und Paris. Zunächst wurde sie von avantgardistischen Künstlern wie Paul Gauguin, Vincent van Gogh oder Félix Vallotton aufgenommen und auf europäische Inhalte übertragen. Dieses Phänomen – Japonismus genannt – prägte auch den Jugendstil: Die rein flächig gestalteten japanischen Farbholzschnitte inspirierten die Künstler, vermehrt auf die Ausdruckskraft der einfachen Umrisslinie und das klare Gegeneinander farbiger Flächen zu setzen.
10 Künstlerinnen und 37 Künstler sind in dieser Ausstellung vertreten; es finden sich bekannte Namen wie Carl Moll, Walther Klemm oder Carl Thiemann, von dem knapp 20 Arbeiten gezeigt werden können.
Fotocredits:
Karl Johne Bergwinter, Foto © Karl Johne Bergwinter