Mixtur

Der Dichter spricht

Ein Gedicht des Münchners Ludwig Steinherr

veröffentlicht am 08.01.2014 | Lesezeit: ca. 2 Min.

Vor fünf Jahrzehnten in der bayerischen Kapitale geboren, hat Ludwig Steinherr, dem wir naturgemäß nicht nur das unten erstmals abgedruckte Gedicht verdanken, an der Ludwig-Maximilians-Universität Philosophie studiert, hat in seiner – ausgezeichneten – Dissertation unter anderem Hegel berührt, hat 1992 gemeinsam mit Anton G. Leitner die nicht unwichtige, noch immer lebendige Zeitschrift Das Gedicht lanciert, ist ein Jahr später in die Bayerische Akademie der schönen Künste berufen worden und seiner Heimatstadt immer treu geblieben.

Steinherr ist auf den internationalen Lyrikfestivals zwischen Damaskus, London und dem schottischen St Andrews präsent. Über ein Dutzend Gedichtbände liegen von ihm vor, beispielsweise die unter dem Titel Das Mädchen Der Maler Ich herausgekommenen ausgewählten Gedichte von 1997 bis 2009. In der Übersetzung des aus Boston gebürtigen Paul-Henri Campbell ist zuletzt bei der Lyrik Edition 2000 des Münchner Allitera-Verlages All Ears erschienen. Dieser Band ist soeben für den renommierten Pushcart Prize – begründet von Anaïs Nin, Joyce Carol Oates und anderen – nominiert worden. Darin findet sich das der Figur der Synagoge geltende Liebesgedicht „Im Bamberger Dom“.

Für Wulf Segebrecht, den emeritierten Bamberger Germanisten und Lyrikkenner von Gnaden, ist es „höchste Zeit“, Steinherr als „einen der eindringlichsten Lyriker der Gegenwart öffentlich wahrzunehmen“. Öffentlich, also über eine kleine, ohnehin poesieverrückte Gemeinde hinaus. So ist es. Allerhöchste Zeit!

Zum Autoradio gesummt

Tochter Zion -

freue dich! Jauchze laut!

Dein Retter kommt!

Tod und Verwesung sind machtlos!

Die Invasion hat begonnen!

Von allen Enden des Universums

stürzen die Erzengel herbei!

Auch wenn du vorerst

kein anderes Zeichen siehst

als den blinkenden Christbaum

vor der Tankstelle -

Freue dich!

Jauchze laut!

Ludwig Steinherr

Copyright Foto: Tony Ward

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