Lese- & Hörstoff

Ein Kind ist uns geboren

Advents- und Weihnachtsmusik aus Franken

veröffentlicht am 04.12.2017 | Lesezeit: ca. 3 Min.

Wenn die Musica Canterey Bamberg eine neue CD vorlegt, dann weiß man aus Erfahrung, dass auch wirklich Neues drinsteckt. Spätestens seit der umfangreichen Erschließung der Musikpflege am fürstbischöflichen Hofe zu Bamberg (auf einer fünfteiligen CD-Reihe) ist dies eine Gewissheit, die sich nun auch wieder bestätigt. Dabei klingt der Titel der jetzt erschienenen Neuproduktion eher harmlos, zumal er die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit fokussiert: „Ein Kind ist uns geboren“ lautet das kirchenjahreszeitlich so passende Motto.

Mit der Werkauswahl dieser CD legen die Instrumentalisten und Sänger der Musica Canterey Bamberg eine Einspielung vor, welche die Musiklandschaft Frankens in besonderer Weise repräsentiert. So finden sich darin Beiträge aus nahezu allen fränkischen Territorien der Barockzeit, sei es aus dem Herzogtum Sachsen-Coburg, der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth, den Fürstbistümern Bamberg und Würzburg oder der freien Reichsstadt Nürnberg. In ihren Residenzen, Kathe-dralen und großen Stadtkirchen amtierten die Musiker im Auftrag ihrer fürstlichen Herren oder einer vermögenden Bürgerschaft.

Neben bekannten Nürnberger Meistern wie Johann Pachelbel, Johann Staden oder Hans Leo Hassler sind der Coburger Melchior Franck, der in Bayreuth wirkende Johann Krieger sowie Meister aus dem westoberfränkischen Raum berücksichtigt, z.B. der Banzer Valentin Rathgeber, der Bamberger Johann Degen oder die gleichzeitig in Würzburg und Bamberg wirkenden Hoforganisten Georg Arnold und Heinrich Pfendner. Zu den zahlreichen Ersteinspielungen der CD zählt eine Marien-Motette des Pfendner-Schülers Michael Egelein.

Das Programm bietet eine durchdachte Folge von instrumental begleiteten Chorwerken, Ensemblestücken und Orgelwerken. Letztere wurden vom Kölner Domorganisten Winfried Bönig an der Banzer Klosterkirchenorgel eingespielt. Das warme Timbre der Blechbläser, des Zinken und der Barockstreicher sowie des mit Chitarrone und Orgelpositiv besetzten Continuos wirkt nicht nur als Grundierung, sondern geradezu wie eine klangliche „Einbettung“ des Chores und der Gesangssolisten. Freuen darf man sich natürlich über die frischen Sopranstimmen von Nele Gramß und Gerlinde Sämann, über das exzellente Niveau des Canterey-Chores sowieso.

In klanglicher und aufnahmetechnischer Hinsicht verdienen diese Aufnahmen höchstes Lob. Es ist geradezu frappant zu hören, wie sich sowohl sakral anmutende Akustik als auch ein „naher“ Klang vereinen. Alles ist sehr direkt und präsent, klingt aber auch im Hintergrund nach. Die Erschließung der musikalischen Quellen verdankt sich Gerhard Weinzierl, die Gesamtleitung hat Norbert Köhler. Wer diese CD kauft, unterstützt damit auch die Bamberger Weltkulturerbestiftung!

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