Puppenhäuser 1968
Politische Proteste und private Paradiese
veröffentlicht am 02.02.2018 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Mit der Sonderausstellung „Puppenhäuser 1968. Politische Proteste und private Paradiese“ beleuchtet das Spielzeugmuseum noch bis 6. Mai 2018 das Spannungsfeld zwischen Politik und Puppenhaus. Puppenhäuser der 1960er- und 1970er-Jahre sind Abbilder des realen Lebens. Mit ihren traditionellen, heimeligen „Innenwelten“ stehen sie der politischen und gesellschaftlichen Dynamik der „Außenwelt der 1968er-Jahre“ gegenüber.
1968 ist mehr als eine Jahreszahl. Im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik bedeutet 1968: Schülerproteste, Studentenrevolten, Friedensdemonstrationen, antiautoritäre Erziehung, Anti-Konsum-Bewegung, Gesellschaftskritik und Wertewandel. Jugendliche und junge Erwachsene kritisierten den Umgang mit der deutschen Geschichte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie kritisierten insbesondere die Tabus bei der Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Rund um 1968 wurde der Status Quo der Gesellschaft vorwiegend von jungen Menschen lautstark hinterfragt.
Die Spielwelt der Kinder der 1968er-Jahre hingegen blieb von den politischen Umbrüchen und gesellschaftlichen Veränderungen weitgehend unberührt. Kinder spielten weiterhin mit den Sachen, die sie von den Erwachsenen bekamen. In den meisten Familien waren das Klassiker, unter anderem eben Puppenhäuser. Die spannende Beobachtung: Die Puppenhäuser der 1960er- und 1970er-Jahre spiegeln in ihren Einrichtungsstilen den „inneren Ist-Zustand“ der bundesrepublikanischen Gesellschaft wider. Sie zeigen als zeitgenössische Nachbildungen von Einrichtungsstilen die Geschmacks-trends, die Modeerscheinungen und die Alltagskultur der 1960er-Jahre und ihre Veränderungen hin zu den 1970ern.
Verschiedene Welten – die Welt der Politik, des gesellschaftlichen Wandels und die Welt des Alltagslebens in der gespiegelten Realität der Puppenhäuser – werden durch persönliche Erinnerungen von Menschen der Geburtsjahrgänge zwischen 1937 bis 1960 miteinander verbunden. Die Ausstellung bietet Objekte und Geschichten, Einblicke in Puppenhäuser und gleichzeitig Einblicke in das Lebensgefühl der 1968er Jahre.
Ausstellung „Puppenhäuser 1968 - Politische Proteste und private Paradiese“ bis 6. Mai 2018 im Spielzuigmuseum Nürnberg
Fotocredits:
Puppenhaus, Giebelhaus, Bodo Hennig, Wildpoldsried, 1975/1980 © Museen der Stadt Nürnberg, Spielzeugmuseum; Foto: Marie Theres Graf