Jahresausstellung des Kunstverein Bamberg
Der Kunstverein Bamberg feiert 2023 sein 200-jähriges Bestehen. Für die dazugehörige Ausstellung „200 Jahre Kunstverein – 200 Jahre Sehnsucht“ (Villa Dessauer, Eröffnung am 26.11.23) werden aus der Geschichte des Kunstvereins Themen destilliert, die mithilfe aktueller künstlerischer Positionen neu ins Blickfeld rücken; inszeniert wird ein Blick zurück nach vorn auf beispielsweise ‚romantische‘ Naturerfahrung, ‚schöner' Alltag, ‚ästhetische‘ Subjekte, ‚ermächtigende‘ Bildung, ‚institutionalisierte‘ Gemeinschaftspraxis, das Sammeln von Kunst etc..
Anhand verschiedener Sehnsuchtsräume reflektiert die Schau somit auch bedeutende Momente einer Geschichte bürgerlicher Kunstrezeption, die heute noch nachwirken: Sichtbar wird die Rolle der Landschaftsmalerei als Situierung eines neu entworfenen ästhetischen Subjekts; es zeigen sich die aufklärerischen Bemühungen eines aufstrebenden Bürgertums, das sich über Bildungsprozesse gegenüber bisherigen kulturtragenden Schichten ermächtigen möchte.
In Bamberg begann alles mit der Sehnsucht nach einer sozialen, intellektuellen und explizit zum Genuss angelegten Beschäftigung mit der Kunst und ihrem gleichfalls geschätzten säkularen Warenwert, die Bäcker wie Hofarzt oder Universitätsprofessor verband. Wohin gehen unsere heutigen Sehnsüchte? Was wäre heute ein „contrat social“ im Geiste der Kunst?
Dass ästhetisches Begehren weiterhin existentiell und sinnstiftend antreibt, bezeugt das ehrenamtliche Engagement, das den Kunstverein seit 200 Jahren trägt. Deshalb möchten wir den Blick nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft lenken, und ebenfalls aktuelle künstlerische, auch utopische Positionen beleuchten. Die Ausstellung widmet sich der Geschichte und Gegenwart des Kunstvereins; wir fragen nach Veränderungen, nach Kontinuitäten und wollen dabei auch die Kunstvereinsmitglieder mit einbeziehen. So werden im Vorgriff auf die geplante Artothek nun niederschwellig Kunstwerke aus der Sammlung ausleihbar, während im Gegenzug Lieblingswerke aus der eigenen privaten „Sammlung“ eine würdige Öffentlichkeit erhalten. Überhaupt bildet die Auseinandersetzung mit der Praxis des Sammelns (oft in Form von Editionen/Jahresgaben/Plakaten) einen Schwerpunkt, ebenso die des Ausstellens. Im Jubiläumsjahr geht es in allen Formaten um eine größtmögliche Öffnung des Vereins. Die von Notburga Karl und Albert Coers kuratierte Ausstellung wird vom 26. November bis zum 7. Januar 2024 in der Stadtgalerie Villa Dessauer, Hainstraße 4a, 96047 Bamberg gezeigt.
Beteiligte Künstler:innen sind: Regina Baierl, Albert Coers, Beate Engl, Aldo Giannotti, Jana Gunstheimer, Flaka Haliti, Margarete Henze, Barbara Herold, Jadranka Kosorcic, Rosilene Ludovico, Peggy Meinfelder, Nils Norman, Res Ingold, Ulrike Rosenbach, Muntean Rosenblum, Jörg Tröger mit Klasse, Mierle Laderman Ukeles, Claudia Wieser, Frauke Zabel u.a.. Weitere Informationen findet man im Netz unter www.kunstverein-bamberg.de.
Nonoise „Das Schloss“ - Performance in der Villa Dessauer
Eine verschattete Jugendstilvilla im Bamberger Haingebiet. In kleinen Gruppen werden die Besucher:innen durch das prächtige Treppenhaus ins obere Stockwerk geführt. Schwer zu deutende Klänge dringen aus allen Ecken des Hauses, mal näher, mal entfernter. In jedem der karg gehaltenen Räume finden Begegnungen und Situationen statt, sind Objekte zu betrachten, die in einer undurchschaubaren Bürokratie zusammenzuhängen scheinen.
Der Komponist Jochen Neurath und sein Ensemble nonoise wurden 2022 vom Kunstverein Bamberg mit dem renommierten Berganza-Preis ausgezeichnet. nonoise ist seit seiner Gründung der Auslotung der Grenzen zwischen Neuer Musik und anderen Künsten verpflichtet. So entstand die Idee, gemeinsam mit dem Kunstverein ein Projekt auf den Weg zu bringen, das Musik mit Elementen bildender Kunst ebenso zusammenführt wie mit theatralen Anteilen – alles auf der Grundlage eines Schlüsseltextes der literarischen Moderne, Franz Kafkas unvollendeter Roman „Das Schloß“. Ein wichtiges Anliegen von nonoise ist es, die bespielten Orte in ihrer Eigenart, Historie und Atmosphäre in die künstlerische Konzeption mit einzubinden. Und so wird diese „begehbare musikalische Skulptur“ in der Stadtgalerie Villa Dessauer, eben der Jugendstilvilla, zu erleben sein.
Der musica-viva-chor bamberg, der auf Neue Musik spezialisiert ist, wird den musikalischen Anteil dieses außergewöhnlichen Projektes gestalten, gemeinsam mit Instrumentalist:innen des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums, und zu Klängen des Sounddesigners Dominik Tremel. Neben Mitgliedern des Ensemble nonoise spielen Schüler:innen des Dientzenhofer-Gymnasiums. Die Regie liegt in den Händen von Frank Düwel, der nonoise seit dessen Gründung eng verbunden ist. Die Komposition stammt von Jochen Neurath, der auch die künstlerische Gesamtleitung hat.
Zu erleben ist dieses Ereignis am Freitag den17., Samstag, den 18. und Sonntag, den 19. November 2023. Detaillierte Informationen zu Einlasszeiten und Tickets sind auf der Website des Projekts unter www.nonoisemusic.de/das-schloss/ einzusehen.