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Kultur und Musik

Das internationale Klezmer-Festival in Fürth

veröffentlicht am 05.02.2018 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Es gibt Dinge, die sind schier untrennbar miteinander verbunden, gehören zusammen: Das internationale Klezmer-Festival und Fürth ist eine solche Symbiose. Vom 9. bis 18. März ist es wieder soweit und die Kleeblattstadt wird Treffpunkt für alle Fans jüdischer Musik. Seit mittlerweile 30 Jahren ist das so. Alle zwei Jahre bietet Fürth den Künstlern und Anhängern eine vielbeachtete Plattform. Schließlich gilt Klezmer-Musik nicht als alltägliches Gut. Die aus dem askenasischen Judentum entstandene Tradition galt als fast schon ausgestorben, ehe in den 70er-Jahren in Amerika ein neues Bewusstsein für die alte Musik entstand und ein kleiner Siegeszug folgte. Wie so oft ebbte auch dieser Trend – nicht mehr ganz so zackig wie in der heutigen, schnelllebigen Zeit - wieder ab, ehe ein zweites Revival folgen sollte. Ganz zum Glück für die umtriebigen Macher des Klezmer-Festivals – einem der weltweit renommiertesten seiner Art - das vor seiner 16. Auflage einige Spannung verspricht. Schließlich haben die Verantwortlichen einmal mehr eine hören- und sehenswerte Besetzung an Bord geholt.

„Das Klezmer Festival Fürth ist genau der richtige Ort zu zeigen, dass jüdische Kultur und Musik im Hier und Jetzt, in Deutschland und anderswo, lebendig und innovativ ist und dass sie zu uns gehört. So war es nur folgerichtig, dass wir dem Festival den Untertitel „& Jewish Music Today“ hinzugefügt haben“, so die Macher. Kaum verwunderlich, dass es sich ausgerechnet in Fürth etabliert hat. Schließlich gilt die Stadt als eine mit traditionsreicher jüdischer Historie, wird nicht umsonst „bayerisches Jerusalem“ genannt. In die Fußstapfen dieser historischen Entwicklung tritt das Festival seit Jahren. Und es geht in diesem Jahr neue Wege. Ein klassisches Konzert im Stadttheater mit dem Orchester Jakobsplatz München, das in einer Neukomposition eine Jüdische Hochzeit vom Junggesellenabschied bis zum Brauttanz musikalisch beschreibt, bildet den Höhepunkt des Festivals, nicht wie früher eine große Abschiedsparty. Bis dahin stehen einige bemerkenswerte Künstler auf der Bühne, die neben Workshops, Filmen und historisch wertvollen Führungen durch und in Fürth den Fokus verdient haben. Insgesamt 19 Konzerte präsentieren die Macher um Festivalleiterin Claudia Floritz dem interessierten Publikum. Künstler aus aller Herren Länder geben sich ein Stelldichein: heimische bayerische Akteure genauso wie Bands aus Amerika und natürlich aus Israel selbst. Und es gibt einiges an Überraschungen auf die Ohren. Schließlich geht es bei weitem nicht nur traditionell zur Sache. So präsentieren Ramzailech aus Israel „Hardcore Klezmer“: eine Hardrock-Version des Klezmer. Klezmafur aus Polen haben sich dem tanzbaren Klezmer verschrieben. Aber auch die Traditionalisten kommen zu ihrem Recht. Die Anhänger des klassischen Klezmer kommen am Eröffnungswochenende auf ihre Kosten. Zum Auftakt spielt am 9. März die legendäre Violinistin Alicia Svigals mit den erlesenen Musikern ihres Klezmer Fiddle Express. Im Anschluss bestreitet das Trio Yas um den Weltklasse-Klarinettisten Christian Dawid (er leitet auch die Musikworkshops) das Spätkonzert im Kulturforum. Traditionell im doppelten Sinn geht es beim zweiten Boarisch-Jiddischen Danzl-Hoyz zu, wenn die legendären Well-Buam bayerische Tänze anleiten und Guy Schalom mit dem Yiddish Dance Trio Berlin jiddische Tänze hineinmischt (10. März). Das Schweizer Bait Jaffe Klezmer Orchestra feiert sein 25-jähriges Bühnenjubiläum (11. März). Längst sind Klezmermusiker weltweit unterwegs, saugen andere Musikstile auf, tunen Altbekanntes und finden ihren eigenen Zugang zum Klezmer, so das Aletchko Trio um den russischen Geiger Alexey Kochetkov aus Berlin (15. März), tags darauf das multinationale Vienna Klezmore Orchestra, das Klezmer in großer Besetzung mit Jazz und wienerischem Charme ins Heute transportiert und das Di Gasn Trio aus Israel. Ebenfalls aus Israel kommen zwei weitere Highlights: Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme interpretiert Mor Karbasi sephardische Lieder zwischen persischer und marokkanischer Tradition (14. März), wogegen das Ensemble Gulaza geheime Lieder jemenitischer Frauen präsentiert, die von Generation zu Generation weitergegeben werden (15. März).


Fotocredits:

Bait Jaffe, Foto © Geri Born

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