Nix wie hin!
Unser Kulturtipp: Die Staatsoper Nürnberg präsentiert eine sehenswerte Neuinszenierung von Wolfgang A. Mozarts „Idomeneo“.
veröffentlicht am 28.02.2018 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Wenn ein Sprecher oder Intendant eines Theaters vor dem Vorstellungsbeginn auf der Bühne erscheint, so schwant einem zu Recht Schlimmes, denn dann wird in der Regel irgendeine Indisposition angekündigt. So geschehen bei der B-Premiere der Neuinszenierung von Mozarts „Idomeneo“ an der Nürnberger Staatsoper. Die Grippewelle hatte die bei der A-Premiere noch überzeugend auftretende Ida Aldrian (als Idamante) stimmlich so ruiniert, dass an einen Auftritt weder sängerisch noch szenisch zu denken war. Doch aus der Not wurde eine Tugend, denn mit Maria Kataeva sprang eine junge Sängerin ein, aufgrund deren glänzender Darbietung man gerne glaubt, dass und warum sie den letzten „Meistersinger“-Wettbewerb gewonnen hat. Den szenischen Part übernahm Annika Nitsch mit großem Geschick.
Die Inszenierung von David Bösch ist bereits von Basel und Antwerpen her bekannt und kann zu Recht auf große Zustimmung verweisen. Spielerisch, ja fast kindlich kommt sie eingangs daher, arbeitet mit Comics und naiven Kritzelbildern. Aber wenn es in dieser Opera seria ernst wird, Sturm aufzieht, Neptun wütet und das Meer peitscht, dann ist Schluss mit lustig und das Publikum bekommt richtig großes Spektakel serviert. Mit letalem Schluss übrigens, denn die Option auf ein Happy End wird verschmäht. GMD Marcus Bosch begleitet mit seinem Staatsopernorchester in historisch informierter Spielweise, der von Tarmon Vaask präparierte Chor imponiert mit einem makellosen Auftritt.
Unter den Gesangssolisten beeindruckt neben der Idamante-Aushilfe besonders die Ilia der Ina Yoshikawa und der Darsteller der Protagonistenrolle des Idomeneo, Ilker Arcayürek. Letzterer ist lediglich nicht ganz koloraturenfest – seine Töne klingen in diesen Passagen etwas zu gebunden. Dass es historisch wie auch heute im südöstlichen Mittelmeerraum recht blutrünstig zuging, verschweigen das Bühnenbild (Patrick Bannwart) und die Kostümierung (Falko Herold) nicht. Die Inszenierung ist sehenswert, und man darf gerne den Rat geben: Nix wie hin! Die nächsten Termine sind am 4., 11., 16. und 31. März.
Fotocredits:
Szenenfoto, „Idomeneo“, Staatstheater Nürnberg: Ilker Arcayürek (Idomeneo), Ida Aldrian (Idamante), Ina Yoshikawa (Ilia), Foto © Ludwig Olah
Szenenfoto, „Idomeneo“, Staatstheater Nürnberg: Ina Yoshikawa (Ilia), Ilker Arcayürek (Idomeneo), Foto © Ludwig Olah
Szenenfoto, „Idomeneo“, Staatstheater Nürnberg: Alex Kim (Arbace), Ida Aldrian (Idamante), Foto © Ludwig Olah
Szenenfoto, „Idomeneo“, Staatstheater Nürnberg: vorne, rechts: Ilker Arcayürek (Idomeneo), Alex Kim (Arbace), Ida Aldrian (Idamante), Foto © Ludwig Olah