Spielen mit Leidenschaft
Das BÄO Bayerisches Ärzteorchester feiert sein 50-jähriges Bestehen
veröffentlicht am 03.04.2018 | Lesezeit: ca. 4 Min.
Das Bayerische Ärzteorchster feiert sein 50-jähriges Bestehen mit drei Konzerten in Bayern. Im Wintersemester 1967/68 wurde der Klangkörper vom damaligen Erstsemester Reinhard Steinberg gegründet. Er steht noch immer am Pult und ist die Seele des Orchesters. Für das Jubiläum erarbeiteten die Ärzte in ihrer jährlichen Arbeitsphase auf Schloss Craheim in Franken ein ambitioniertes Programm. Im Jubiläumsjahr führte Katharina Moritz für ART. 5|III ein Gespräch mit dem Gründer und Dirigenten Reinhard Steinberg.
ART. 5|III: Herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Jubiläum. Sie haben das Orchester als Erstsemester Medizin gegründet. Wie kam es zu dieser Idee?
In meiner Oberklassenzeit bei den Regensburger Domspatzen rang ich heftig mit mir: Wird es Medizin oder ein Musikstudium mit Cello und Kapellmeisterei. Ich habe mich dann für die Medizin, keinesfalls gegen die Musik entschieden. Ich wusste, ich werde in der gehobenen Laienszene dirigieren und hab in meinem 1. Semester Medizin dieses Orchester gegründet.
ART. 5|III: Mehrere Generationen Musiker spielen im BÄO gemeinsam. Wie viele Gründungsmitglieder sind noch dabei und wie akquirieren Sie den Nachwuchs?
Es spielen noch 12 Gründungs-Kommilitonen aus München mit. Nachwuchs suchen wir immer, vor allem bei den jungen Medizinern und Medizinstudenten. Am besten funktionieren Empfehlungen von BÄO Mitgliedern, was schon eine meist treffende Vorauswahl ist.
ART. 5|III: Was macht den Reiz des BÄO aus? Wie schaffen Sie es, dass die Ärzte nach jedem Projekt schon wieder aufs nächste Jahr warten?
Als „Primus inter Pares“ betone ich natürlich die Musizierlust und -fähigkeit, die das BÄO auszeichnet. Allerdings haben wir mit unserem nun seit 42 Jahren unverändert gebliebenen Probendomizil in Schloss Craheim eine den Zusammenhalt und die Freundschaft sehr fördernde Arbeitssituation geschaffen. Da auch Kinder mitkommen dürfen – so weit Platz ist – hat das einen hochwillkommen Effekt der musikalischen Früherziehung. Da wird um Plätze gerungen.
ART. 5|III: Zum Jubiläum haben Sie Bruckners 7. Sinfonie für die Konzerte ausgewählt. Ganz schön ambitioniert für ein Laienensemble.
Dank der bei nicht wenigen Mitgliedern vorhandenen Semiprofessionalität („Jugend musiziert“, Landesjugendorchester etc. wirken leistungssteigernd in die Laienszene hinein) ist Bruckner so darstellbar, dass man gern zuhört, vor allem aber auch sehr gern spielt. Die elementaren Grundpfeiler unserer Musikkultur machen in der Erarbeitung und der durch die Konzertatmosphäre gesteigerten Emotionalität sehr Spaß.
ART. 5|III: Auf dem Programm steht auch eine Auftragskomposition von Wilfried Hiller. Versteht das BÄO sich als Förderer von Zeitgenössischer Musik?
Wenn wir häufiger im Orchester zusammentreten könnten, würden wir noch sehr viel mehr die Moderne pflegen. Wenn eine Komposition in der Besetzung nicht alle finanziellen Möglichkeiten einer Laientruppe (x Schlagwerke, Flügel etc.) übersteigt, ist zeitgenössische Musik darstellbar. Sie muss aber auch Spaß machen, was bei Wilfried Hiller, den wir schon öfter gespielt haben, garantiert ist. Wir haben uns jetzt ein Geburtstagsgeschenk bestellt.
ART. 5|III: Geben Sie uns einen Ausblick auf die nächsten 50 Jahre BÄO.
Die nächsten 50 Jahre bleibt das BÄO hoffentlich in gleicher Musizierlust bestehen. Uns allen ist aber ausnahmslos ein bogenförmiger Lebenszyklus vorgegeben, was Abtritt und Erneuerung bedeutet, natürlich auch für mich. Das BÄO wird in absehbarer Zeit in andere Leitungshände übergehen, wir denken bereits über das Wann und Wie nach. Jetzt feiern wir aber erst einmal Jubiläum und freuen uns auf wunderbare Musiken mit hervorragenden Solisten.
ART. 5|III: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
Fotocredits:
Bayerisches Ärzteorchester, erste Geige, Foto © Bayerisches Ärzteorchester
Weitere Informationen, insbesondere Termine und Konzertorte findet man im Netz unter www.baeo.de und/oder www.muenchenticket.de.