Forchheim im Spiegel der Geschichte
Das Programm des Pfalzmuseums und der Volkshochschule
veröffentlicht am 04.04.2018 | Lesezeit: ca. 6 Min.
Auch vor Forchheim und der Region machte der Dreißigjährige Krieg nicht Halt. 1634 wurde Forchheim mehrere Wochen – erfolglos – von den Schweden belagert. Das Erlebnismuseum „Rote Mauer“, eine Dependance des Pfalzmuseums, widmet sich diesem Kapitel in einer dauerhaften Ausstellung, die immer sonntags 10-17 Uhr geöffnet hat.
Veranstaltungen im Pfalzmuseum
Im Pfalzmuseum selbst sind vom 20. April bis 10. Juni 2018 Radierungen des französischen Kupferstechers Jacques Callot (1592-1635) zu sehen, die einen erschaudern lassen. „Les miseères de la guerre“ – Die Schrecken des Krieges – heißt die Serie aus dem Jahre 1633, deren Name Programm ist. Die Originalgrafiken werden vom Germanischen Nationalmuseum zur Verfügung gestellt.
Die Erlebnisführung „Schanzzeug, Samt und Stulpenstiefel“ (21. April, 15 Uhr) lässt Jugendliche und Junggebliebene eintauchen in die Zeit um den Dreißigjährigen Krieg. Dabei ist unter anderem zu erfahren, wie sich das Leben im Schloss von dem der Stadtbevölkerung und der Söldner unterschied. Besichtigt werden das Stadtschloss und die ehemalige Kasematte im Erlebnismuseum „Rote Mauer“. Wie Festungen ausgebaut wurden, welche Arten es gab und wie sich die Waffentechnik im Laufe der Zeit entwickelte, wird bei Fackelschein erklärt.
Ganz anders nähern sich dem Thema Dreißigjähriger Krieg der Forchheimer Schauspieler Rainer Streng, der Musiker Rolf Böhm und die Schauspielerin Carolin Müller. In einer szenischen Lesung aus Tagebucheinträgen des Söldners Peter Hagendorf und persönlichen Aufzeichnungen des im Fränkischen beheimateten protestantischen Pfarrers Martin Bötzinger spüren sie den Ängsten und Nöten der Menschen nach. Legenden und Sagen sowie Lieder von damals vervollständigen das Programm (27. April, 19.30 Uhr).
Rund einen Monat später, am 23. Mai, 19-21 Uhr, gibt das Rollenspiel „Pulverdampf und Leutgeschrei“ Aufschluss über den „Prager Fenstersturz“. Mit zeitgenössischer Musik und „Live-Interviews historischer Zeitgenossen“ wird die Zeitreise ins Prag des 17. Jahrhunderts perfekt.
Ein Füllhorn an Überraschungen über die Zeit zwischen 1618 und 1648 schütten „Aline und die Streifenhörnchen“ am 18. Mai, 19 Uhr, aus: mit Hintergründigem aus den Quellen wie dem Bürgermeister im Heuhaufen oder der Laternenhochzeit, mit Wein-, Trost- und Liebesliedern, mit Musik aus der ersten deutschen Oper „Dafne“, mit Gedichten von Dach, Logau, Gryphius, mit Sprichwörtlichem aus dem Dreißigjährigen Krieg, das bis heute überlebt hat, und mit anrührenden Spieluhrstücken. Durch den Abend führen der Sprichwortexperte Rolf-Bernhard Essig, die Schauspielerin und Sängerin Aline Joers sowie der Komponist, Spieluhrvirtuose und Historiker Franz Tröger.
Am 6. Juni schließlich erzählen ein Soldat und eine Marketenderin aus ihrem Leben, als die Schweden 1634 versuchten die Forchheimer Festung einzunehmen (19 Uhr). „Bollwerk, Brand und Büchsenknall“ lädt zu noch mehr Geschichte ein und lockt mit einem Schwedenbitter.
Veranstaltungen in der VHS Forchheim
Auch die Volkshochschule Forchheim beteiligt sich am Themenjahr mit zahlreichen Vorträgen, Lesungen, Konzerten und Wanderungen.
Am 19. April, 19.30 Uhr, spricht Annette Schäfer in St. Gereon zum Thema „Dreißigjähriger Krieg im Regnitzgebiet“, am 7. Juni referiert die Historikerin und Expertin für die „frühe Neuzeit und fränkische Landesgeschichte“ sowie erfahrene Gästeführerin Susanne Neubauer im Bürgerhaus Streitberg über „Den Dreißigjährigen Krieg in Franken – die Fränkische Schweiz im Schatten der Hochstifte Bamberg und Würzburg“ und gibt einen Einblick in die allgemeinen Hintergründe des Krieges und die Regionalgeschichte. Dabei legt sie ein besonderes Augenmerk auf die Geschichten hinter der Geschichte.
Schon jetzt kann man sich den November vormerken, denn am 7.11., 19.30-21.00 Uhr, liest der Bestsellerautor Christian Pantle aus seinem im Oktober 2017 erschienenen Buch „Der Dreißigjährige Krieg – Als Deutschland in Flammen stand“. Darin erzählt er vom blutigen Leben der Söldner auf dem Schlachtfeld und von den Zivilisten in den verwüsteten Dörfern und Städten. Er lässt den Pappenheimer Peter Hagendorf zu Wort kommen, der 23 Kriegsjahre von einem Kampfschauplatz zum nächsten marschiert. Und er schildert die Verzweiflung des Mönchs Maurus Friesenegger über die Zerstörung rings um sein Kloster. In ergreifender Weise schildern die Zeitzeugen ihre schrecklichen Erlebnisse, aber auch Momente der Solidarität und des Mitgefühls. Pantle verknüpft ihre Berichte zu einer großen Erzählung. Die Lesung findet in St. Gereon statt.
Zwei Konzerte im April und November laden zudem zum andächtigen Verweilen ein. Das Frühjahrskonzert findet am 29. April, 17 Uhr, unter dem Titel „Friedenssehnsucht nach dreißig Kriegsjahren?“ in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus statt. Gespielt werden Werke von Heinrich Schütz, Paul Gerhard u.a. Am 18.11., 15 Uhr, gibt der Kammerchor Sonoritè a capella geistliche Chormusik aus mehreren Jahrhunderten zum Besten. Ort der Aufführung ist St. Matthäus in Hetzelsdorf.
Wem der Sinn eher nach Wandern steht, dem bietet sich am 15. August, 9.30-13.30 Uhr die Gelegenheit dazu. Jan Schnedelbach führt die Wanderung zur Burgruine Wolfsberg im Oberen Trubachtal an und erzählt Aufschlussreiches zur Burgengeschichte, Burgbau und zu den Adelsgeschlechtern. Treffpunkt ist der Rathausplatz Obertrubach. Am 14. Oktober wird schließlich auch die Burgruine Leienfels im Oberen Trubachtal erwandert und erläutert, ebenfalls unter der Führung von Jan Schnedelbach. Gleiche Uhrzeit, gleicher Ort: Los geht es ab 9.30 Uhr am Rathausplatz Obertrubach.
Fotocredits:
Abbildung St.N. 5976 a-s Blatt 4 © Germanisches Nationalmuseum, Foto: Monika Runge