Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst
Die Wallenstein-Festspiele in Altdorf bei Nürnberg vom 22. Juni bis 22. Juli 2018
veröffentlicht am 04.04.2018 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Eine Stadt spielt Geschichte: Rund 1000 Bürgerinnen und Bürger der Stadt Altdorf werfen sich alle drei Jahre in ihre historischen Kostüme und spielen fünf Wochenenden lang Wallenstein. Natürlich kann nicht jeder als der große Kriegsherr auftreten. Aber es bieten sich genügend andere Rollen, in die man schlüpfen kann: Landsknechte, Musketiere, Schweden, Bürgerwehr, Senatoren, Studenten, Kosaken, Kroaten, Zigeuner – in vielen Gruppen kann man aktiv werden und so die Zeit des Dreißigjährigen Krieges nachempfinden lassen, heuer vom 22. Juni - 22. Juli 2018.
Die erste Säule der Festspiele, die Träger des Heimatpreises Bayern 2016 sind, ist das Volksstück „Wallenstein in Altdorf“, das Franz Dittmar 1894 speziell für die Altdorfer geschrieben hat und das nur in Altdorf aufgeführt wird. Es unterscheidet sich von vergleichbaren Heimatspielen durch den ausgeprägten Spielcharakter und seine dramatisch-komödiantischen Qualitäten.
Ende des 19. Jahrhunderts beauftragten Altdorfer Bürger den Lehrer und Autor Franz Dittmar, ein Stück zu schreiben, das sich mit der Studentenzeit Wallensteins in Altdorf beschäftigen sollte. Und so entstanden das Volksstück „Wallenstein in Altdorf“ und damit auch die Wallenstein-Festspiele. Die wilde Studentenzeit Wallensteins in Altdorf, in der er sich mit jedem anlegt, erweist sich als herrlicher Stoff für ein unterhaltsames Stück voller Spannung, Humor und großer Gefühle. Wallenstein hält sich an keine Regeln, missachtet die Obrigkeit, verliebt sich in die falsche Frau und duelliert sich mit dem Nebenbuhler. Als er sich an seinem Diener vergreift, landet er sogar im neuen Karzer. Der Aufenthalt dort und ein Brief seines Oheims läutern ihn. Er beschließt, die Universität zu verlassen und ins kaiserliche Heer einzutreten. Das dramatische Nachspiel (hier verlässt Dittmar die historisch belegten Spuren) bringt Wallenstein 30 Jahre später zurück nach Altdorf. Als Feldherr will er die Stadt der Plünderung preisgeben. Doch seine Jugendliebe stellt sich ihm entgegen. Aufführungen finden jeden Sonntag um 13:15 und um 15:30 Uhr statt.
Die zweite Säule bildet Friedrich Schillers Klassiker „Wallenstein“. 1973 begann man mit der Aufführung des ersten Teils der Gesamt-Trilogie – „Wallensteins Lager“ – der 1988 durch Szenen der beiden anderen Teile – „Die Piccolomini“ und „Wallensteins Tod“ – ergänzt wurde. Heute genießen die Zuschauer Schillers Trilogie in einer von Michael Abendroth auf zweieinhalb Stunden gekürzten Fassung. Dafür bearbeitet er Schillers Wallenstein jede Saison neu, stellt andere Aspekte in den Fokus und nutzt voll aus, was wechselnde Besetzungen ihm bieten. Jeden Samstag und zweimal freitags (6. und 20. Juli 2018) jeweils um 20:30 Uhr.
Die Regie der beiden Theaterstücke liegt in Händen der Profis Oliver Karbus (Wallenstein in Altdorf) und Michael Abendroth (Schillers Wallenstein). Beide waren schon wiederholt in TV-Filmen zu sehen: Karbus zum Beispiel in „Ein Sommer im Burgenland“ an der Seite von Hannelore Elsner. Abendroth hatte Gastrollen im Tatort, in der Serie „Helen Dorn“ und bei „Wilsberg“. Unter Leitung dieser Profis laufen die talentierten Laien-Darsteller zur Höchstform auf.
Als dritte Säule hat sich das historische Feldlager entwickelt. Es erstreckt sich über den gesamten Marktplatz, nimmt am Oberen Tor seine Fortsetzung und findet seinen Abschluss rund um die Weiher vor dem Oberen Tor. Viele Vereine und Gruppen beteiligen sich mit vollem Elan am Lagerleben wie zu Wallensteins Zeiten. Am Samstagnachmittag werden die Stände und Zelte aufgebaut. Ab 17:00 Uhr hausen sie dann auf dem Altdorfer Marktplatz und vor dem Oberen Tor – Landsknechte, Marketenderinnen, Musketiere, Studenten, Volk, Bürgerwehr, Kosaken, Schweden, Marodeure, Dragoner, Kroaten, Holksche Horde und Zigeuner. Jede Gruppe bietet irgendetwas Besonderes. Da gibt es natürlich Speis und Trank, aber auch Söldnerwerbungen, Verhaftungen oder Waffenübungen mit der Hellebarde. Bestaunen kann man all das jeden Samstag ab 17:00 Uhr und jeden Sonntag ab 11:00 Uhr.
Bei den Besuchern sehr beliebt sind die Umzüge. Am Samstagabend gegen 23:30 Uhr wird der Einzug der Darsteller auf den Marktplatz von Fackeln begleitet. Am Sonntag beginnt um 11:00 Uhr das Spektakel mit dem Einzug der Truppen – zu Pferd und zu Fuß ziehen die Horden vom Marktplatz hinaus durchs Obere Tor, um dann offiziell wieder in die Stadt einzumarschieren. Den Abschluss eines jeden Festspiel-Wochenendes bildet der große Festzug am Sonntag um 18:00 Uhr mit allen beteiligten Darstellern, Gruppen und Kapellen.
Neben zahlreichen weiteren Programmhöhepunkten wie dem Wallenstein-Symposium (24.6., 10 Uhr, Bibliothek des Wichernhauses), dem Kinder-Wochenende (14./15.7.) u.v.m. kann man sich auch auf musikalische Leckerbissen freuen. Am 22.6., 20 Uhr, geben die Nürnberger Symphoniker unter Leitung von Thomas Dorsch das Auftaktkonzert. Ausweichtermin bei schlechtem Wetter ist der 25.06.. Am 27.7., 20 Uhr, machen Wolfgang Haffner & Band auf ihrer Kind of Spain Tour 2018 Halt in Altdorf.
Alle Highlights, Tickets sowie weitere Informationen unter www.wallenstein-festspiele.de, im Wallenstein-Festspielbüro (09187 / 90 90 99) oder im Kulturamt der Stadt Altdorf (09187 / 807 1241).
Fotocredits:
Nachspiel, Foto © Wallenstein Festspiele
Schillerstück, Hauptprobe, Foto © Wallenstein Festspiele