Von der Ruhr an die Regnitz
Neue Intendantin (ab 2015) stellt sich in Bamberg vor.
veröffentlicht am 15.01.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Die Leiterin des Bochumer prinz-regent-Theaters, Sibylle Broll-Pape, geht von der Spielzeit 2015/2016 an nach Bamberg. Sie wird Intendantin des E.T.A.-Hoffmann-Theaters und löst Rainer Lewandowski ab, der aus Altersgründen ausscheidet.
Nicht wenige dürften sich über die seit Mitte Dezember bekannte Nachricht, dass die Ära (sofern das Wort hier überhaupt trifft) Lewandowski am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater im Spätsommer 2015 ein Ende haben wird, gefreut und sie als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk wahrgenommen haben. Der gebürtige Hannoveraner wird aus Altersgründen nach dann über einem Vierteljahrhundert in der Rolle des Intendanten das am Schillerplatz gelegene Haus verlassen.
Sibylle Broll-Pape ist es, die eine eigens eingerichtete Findungskommission sowie die Sprecher des Kultursenats und der Personalsenat in vermutlich seltener Einmütigkeit als würdig erachtet haben, dem Prinzipal nachzufolgen. Broll-Pape, so lautete die Begründung, sei bestens mit Bühnen, Regisseuren und Autoren im ganzen Land vernetzt und habe zudem aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung als Intendantin und kraft ihrer Kommunikationsfähigkeit das Rennen gemacht. Die aus dem Sauerland Gebürtige (Jahrgang 1956) studierte zunächst in Dortmund und Bonn Mathematik, Informatik und Anglistik, um sich von 1983 an dann doch dem Theater zuzuwenden. In ihrer westfälischen Heimat stand sie mehreren Theatergruppen vor. 1991 gründete sie das Bochumer prinz-regent-Theater, dessen Geschicke sie seit 1995 in geschäftlichen und auch in künstlerischen Dingen bestimmt. Dabei hat sie vor allem den multimedialen Bereich im Blick.
Neben dem Schauspielhaus Bochum, für welches Namen wie Peter Zadek und Claus Peymann, wie Leander Haußmann und Elmar Goerden, wie der Anselm Webers standen oder stehen, blühte das prinz-regent unter Broll-Papes Führung zum zweiten Haus am Platze auf. Weiters wirkte Broll-Pape in der jüngeren Vergangenheit verstärkt als freie Regisseurin an in- und ausländischen Stadttheatern, beispielsweise in Klagenfurt und in St. Gallen. An Ihrem Noch-Theater führt sie in der aktuellen Saison Regie in „Kabale und Liebe“, in Yasmina Rezas unter anderem mit dem Prix Molière bedachten Erfolgsstück „Kunst“ und – es ist ja Shakespeare-Jahr – in „Othello“. Hervorzuheben ist die langjährige Zusammenarbeit mit den Bochumer Symphonikern. Am 15. Februar feiert in Sibylle Broll-Papes Inszenierung „Peter und der Wolf“ Premiere, dem sich Gisbert Näthers „Max und Moritz“ anschließen wird.
Gegenüber den RuhrNachrichten erklärte Broll-Pape: „Ich habe mich in Bamberg nicht beworben, ich bin gefragt worden.“ Bis sie von der Ruhr an die Regnitz wechselt, wird den einen wie den anderen Fluss noch viel Wasser hinablaufen. Wie auch immer. Man darf wirklich gespannt sein, wie sich das E.T.A.-Hoffmann-Theater unter Broll-Pappe, die sich zu Beginn dieser Woche in Bamberg vorstellte und den Vertrag unterzeichnete, entwickeln wird. All the world’s a stage. Good luck!
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