Ausstellungen

„Im Gedenken der Kinder“

Ausstellung zu Verbrechen von Kinderärzten in der NS-Zeit im Stadtarchiv Bamberg

veröffentlicht am 09.04.2018 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Unter dem Titel „Im Gedenken der Kinder – Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ ist vom 13.04. bis 15.06.2018 eine Ausstellung im Stadtarchiv Bamberg zu sehen. Sie beruht auf den Forschungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (DGKJ) in Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Historischen Kommission und dem Institut für Geschichte der Medizin der Charité-Universitätsmedizin in Berlin.

Schirmherrin der Ausstellung im Stadtarchiv ist die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml MdL. Durch die Initiative der Willy-Aron-Gesellschaft e. V. wird diese Ausstellung, die seit 2010 bereits in vielen Städten zu Gast war, nun in Bamberg in Kooperation mit dem Stadtarchiv gezeigt.

Auf großformatigen Ausstellungstafeln wird die Geschichte der planmäßigen Ausführung der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ im Sinne der NS-Ideologie dargestellt. Bei der Ermordung von etwa 250.000 behinderten und kranken Menschen, wirkten Ärzte, Pfleger, Hebammen, in der sozialen Arbeit Tätige, NS-Politiker und Juristen zusammen. Die NS-Gesundheitspolitik setzte die bereits in der Weimarer Republik beschlossene Kosteneinsparung in den Heil- und Pflegeanstalten radikal um. Mit großem Aufwand wurden die Daten behinderter und chronisch kranker Menschen erfasst und dieser Personenkreis im Lauf der Zeit auf alle von der NS-Norm abweichenden Menschen erweitert. Dabei wirkten Beamte, Juristen, NS-Ideologen, Ärzte, Pfleger und Verwaltungspersonal in Krankenhäusern und Heil- und Pflegeanstalten zusammen. Systematisch wurden Menschen als „lebensunwert“ und „unerwünscht“ aus der sog. „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt, misshandelt und umgebracht. Kinder und Erwachsenen wurden zwangssterilisiert. Allein an den Folgen starben ca. 5.000 Frauen und 600 Männer. Etwa 30.000 rassenhygienisch beeinflusste Abtreibungen wurden bei sog. „Lebensunwerten“ freiwillig, unfreiwillig oder ohne Wissen der betroffenen Frauen durchgeführt. Kinder, die in der NS-Ideologie als sog. „Erbkranke“ galten, durften keine weiterführenden Schulen besuchen. Mehr als 10.000 Kinder wurden zu im Sinne der NS-Machthaber „nutzlosen Geschöpfen“ und „Ballastexistenzen“ erklärt und schließlich planmäßig zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ ermordet. Zahlreiche Kinder „dienten“ einer verantwortungslosen Wissenschaft als interessante „Fälle“ für Experimente. Rund 5.000 Kinder wurden in den sog. „Kinderfachabteilungen“, die extra dafür geschaffen wurden, ermordet. Die Ausstellung nimmt sich dieses bedrückenden Themas an und wird durch ein Begleitprogramm mit Filmen, Vorträgen und Gesprächen ergänzt.

Zu der Ausstellung ist eine umfangreiche Publikation erschienen: Im Gedenken der Kinder. Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit, hrsg. von Thomas Beddies im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ). Berlin 2011. Im Internet ist zudem ein virtueller Ausstellungsbesuch unter der Adresse http://www.im-gedenken-der-kinder.de/ möglich. Führungen zu den angegebenen Öffnungszeiten im Stadtarchiv für Gruppen nach vorheriger Anmeldung bitte unter vorstand@willy-aron-gesellschaft.de.

Ausstellung „Im Gedenken der Kinder“ vom 13.04.-5.06.2018 im Stadtarchiv Bamberg

Öffnungszeiten:
Mo und Mi 08:00 – 16:00
Di und Do 08:00 – 18:00
Fr 08:00 14:30


Fotocredits:

Symbolbild © Pixabay

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