WERNER ASSENMACHER IM KUNSTHAUS REHAU
FARBIGE SCHNÜRE, FARBIGE TAUE
veröffentlicht am 23.01.2014 | Lesezeit: ca. 4 Min.
TAO² hat Werner Assenmacher seine Ausstellung doppeldeutig genannt, die noch bis zum 23. Februar im von Stefan Gomringer kuratierten Kunsthaus Rehau zu sehen ist. Assenmacher, Jahrgang 1947, ist aus dem nordhessischen Bad Hersfeld gebürtig. In Würzburg hat er Germanistik und Theologie studiert und ist seit 1990 freischaffender Künstler. Er lebt in Bamberg, wo seine Frau die Galerie Kunst im Gang unterhält.
Assenmacher versteht seine Arbeit als künstlerische Grundlagenforschung auf den Gebieten Kunst als Denkform, Kunst als Kommunikationsform und Kunst als Prozess ohne Abschluss. Assenmachers künstlerisch-malerisches Mittel ist die farbige Schnur. Dass Assenmacher auch ein fundierter Denker ist, geht aus seinen eigenen Worten hervor, in welchen er auch auf die eigens für die Räume in Rehau geschaffene Installation eingeht Worten.
„Grundlagenforschung bedeutet hierbei Reduktion auf elementare Fragestellungen, die ihn mehr interessieren als mögliche Antworten. Ästhetik versteht er daher als Öffnen und Offenhalten der Wahrnehmung. Die Ausstellung TAO² zeigt hierzu dreidimensionale Arbeiten zum Thema Malerei (ohne malerische Mittel), Arbeiten zum Thema dreidimensionale Schwarz-Weiß-Diagonalstrukturen und deren Übertragung auf die Fläche.
Jede Einzelarbeit kann als abgeschlossene Einheit für sich stehen. Sie kann aber zugleich
notwendiger Ensembleteil einer Ausstellung sein. Sie kann darüber hinaus Baustein eines mathematisch geschlossenen Gesamtsystems sein. Solche Systeme können auch Bestandteil übergeordneter Systeme sein. Auch dieser Arbeitsaspekt wird in der Ausstellung nachvollziehbar. Exklusiv für das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie entsteht eine Rauminstallation zum Thema „Magische Quadrate“. Den Besucher erwarten bei aller formalen Strenge Seherlebnisse von farbiger Mannigfaltigkeit, die sich nur in seinem Kopf entfalten, immer wieder neu und nie wie beim Mitbetrachter, er wird also in die Bilderstehung aktiv einbezogen, durchaus auf spielerische Weise. Die Polarität von Statik und Dynamik, die Aufhebung der Trennung von Subjekt und Objekt werden nicht abstrakt referiert, sondern individuell erlebbar gemacht. Und zum Titel der Ausstellung sei so viel verraten: Man muss sich nicht wundern, wenn er sich rational-logisch nicht recht erschließt.
In den Vorgesprächen mit Eugen Gomringer für meine Ausstellung entstand die Überlegung, ob es nicht möglich wäre, speziell für diesen Ort eine Rauminstallation zu entwickeln, die zwar auf meiner bisherigen Arbeit basiert, aber dennoch einen neuen Weg einschlägt. Und Taue sollten es sein. In Wahrheit sind es natürlich nur Täulein, genauer: 8-fach gedrehte Kunststoffkordeln mit einem Durchmesser von 3 mm. Damit war die Materialfrage geklärt. Nun galt es, hiermit ein poetisch-konkretes Kunstwerk entstehen zu lassen für
eine Ausstellung im Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie.
Bei meinen Recherchen stieß ich auf die lange Tradition der Magischen Quadrate mit ihrer poetischen Schönheit und der wunderbaren Eigenschaft, ganz anders als ihr Name sagt, nur ganz konkret sich selbst zu bedeuten. Damit war auch das inhaltliche Material gefunden und zugleich waren die wesentlichen Elemente der formalen Struktur festgelegt. Eugen Gomringer verdanke ich den Hinweis auf die Knotenschnüre der Inkas und der peruanischen Indianer.
Nun steht mir die technische Umsetzung bevor, und ich bin gespannt, auf welche ganz anderen Gedanken mich das fertige Produkt kommen lassen wird. Dies wünsche auch den Betrachtern. Auf ganz andere Gedanken kommen.“
Diesen Text schrieb Werner Assenmacher am 19. Dezember des vergangenen Jahres, also rund drei Wochen vor der Vernissage in Rehau im Januar. „TAO²“ ist noch bis zum 23. Februar zu sehen. Geöffnet ist das Kunsthaus Rehaus mittwochs bis samstags von 14 Uhr bis 18 Uhr. Eintritt zwei Euro, Kinder ein Euro, Familien vier Euro.
Kunsthaus Rehau
Kirchgasse 4
95111 Rehau
Telephon: 09283-899485
Telefax: 09283-899487
E-Mail: info@kunsthaus-rehau.de