Lese- & Hörstoff

Rot, Blau und Gelb

Dann kam De Stijl

veröffentlicht am 06.06.2018 | Lesezeit: ca. 2 Min.

Was Kunst ist und was nicht – das wurde und wird zu jeder Zeit neu definiert. „Kunst ist Spiel, und das Spiel hat seine Gesetze“, sagte Theo van Doesburg einst. Aber auch Gesetze unterliegen regelmäßigen Veränderungen, vor allem in der Kunst. Das wusste wohl keiner besser als van Doesburg selbst, der 1917 als geistiger Kopf zusammen mit einer Reihe anderer Künstler die neue Künstlerbewegung De Stijl begründete und ihre radikalen Ideen in der gleichnamigen Monatszeitschrift postulierte. Dabei ging es um nicht weniger, als sämtliche Kunstgattungen zu revolutionieren: mit dem ausschließlichen Gebrauch horizontaler und vertikaler Geometrie und der Primärfarben Rot, Blau und Gelb sowie den Nichtfarben Schwarz, Weiß und Grau. Mehr, so waren sich die Anhänger der Bewegung einig, brauche es nicht für das Erzeugen universeller Harmonie.

Welchen Einfluss die einzelnen Künstler vor allem auf Kunst und Architektur nahmen, davon erzählt der in den Niederlanden beheimatete und weltweit gefeierte Künstler und Illustrator Joost Swarte in seinem 2018 erschienenen Bilderbuch „Und dann kam De Stijl“. Stilistisch selbst zu De Stijl, dem Bauhaus und Art Déco hingezogen, porträtiert er zehn der wichtigsten Vertreter von De Stijl in zeitloser Manier. Dabei erinnern seine Figuren an Hergés „Tim und Struppi“, was nicht verwundert, wuchs er doch mit den legendären Comicgeschichten um Reporter Tim und seinen treuen Begleiter auf. Die kunstvollen Comic-Illustrationen, die – mit Ausnahme des Farbkreises von Johannes Itten – selbstredend in den von De Stijl-Farben gehalten sind, zeigen Künstler wie Bart van der Leck, Piet Mondrian oder Gerrit Rietveld in ihrem Arbeitsumfeld und sind mit kurzen, verständlichen Erklärungen versehen. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite lässt Swarte die Künstler selbst zu Wort kommen. Das Buch ­bietet eine wunderbare Gelegenheit für Kinder und auch Erwachsene, sich der Wirkungsgeschichte einer der ­bedeutendsten Kunstbewegungen der Moderne zu nähern.

Joost Swarte: Und dann kam de Stijl: Zu Besuch im Atelier, Verlag Freies Geistesleben, Deutsch, 32 Seiten, 19,00 €, ISBN 978-3-7725-2717-3

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