Klassiker

marimba festiva wettbewerb und kongress in bamberg

ein instrument wird gefeiert

veröffentlicht am 08.04.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.

In ihrer modernen Gestalt ist die Marimba erst ein gutes Jahrhundert alt. Sie entstand um 1910 nach dem Vorbild lateinamerikanischer Instrumente (in Guatemala ist sie Nationalgut) in den Vereinigten Staaten. Aufgrund der Tonerzeugung durch Anschlag mit den Schlägeln auf die Klangplatten gehört die Marimba zu den Schlaginstrumenten. Auf ihr können in einem Umfang zwischen vier und fünfeinhalb Oktaven sowohl Melodien als auch Harmonien gespielt werden. Längst hat sich eine vielfältige Originalliteratur entwickelt, für die neben anderen Komponisten wie der Minimalist Steve Reich, Charles Wuorinen, Bruno Mantovani (der bereits für die Bamberger Symphoniker geschrieben hat), Tilo Medek und Hans Werner Henze verantwortlich zeichnen. Ursprünglich aber bestand das Repertoire ausschließlich aus Transkriptionen und Bearbeitungen, beispielsweise der sechs Cellosuiten von Johann Sebastian Bach.

Die hat auch Slawomir Mscisz bereits auf CD eingespielt. Er hat in Krakau, Würzburg und Amsterdam studiert und an der Musikhochschule Nürnberg die Meisterklasse belegt. Mscisz unterrichtet seit Jahren mit großem Erfolg – 2013 waren drei seiner Schüler Bundespreisträger bei Jugend musiziert – an der Städtischen Musikschule Bamberg und nimmt dafür einen recht langen Anfahrtsweg in Kauf. Mscisz lebt gemeinsam mit seiner Frau, der Sängerin Irene Lepetit-Mscisz, und ihren beiden Kindern im an die Oberpfalz grenzenden Burgthann. Er ist Initiator des Internationalen Marimba-Wettbewerbs und der Marimba-Seminare sowie seit zwei Jahren Vorsitzender von deren Veranstalter, dem Verein Marimba Festiva.

Nun finden vom 24. bis zum 26. April die Seminare und der International Marimba Competition in der Konzert- und Kongresshalle Bamberg statt. Nach einer Vorauswahl anhand einer DVD mit zwei Stücken aus dem Repertoire des Wettbewerbs sind knapp drei Dutzend Teilnehmer zugelassen worden, darunter allein dreizehn aus Polen. Auch aus Ungarn, aus Süd-Korea, Russland, der Türkei und Österreich, aus Rostock, Münster, Illertissen und Stuttgart nehmen junge Musiker teil. Das Höchstalter beträgt fünfundzwanzig Jahre. Bambergs Fahnen halten Leon Paletta und Markus Uttenreuther hoch. Auf die Preisträger warten Gelder in einer maximalen Gesamthöhe von 8000 Euro. Außerdem sendet der Bayerische Rundfunk einen Livemitschnitt. Das Konzert mit den Finalisten und Preisträgern findet am Samstag, den 26. April von 19 Uhr an im Joseph-Keilberth-Saal statt.

Bedeutende Gastdozenten werden den Besuchern des Kongresses sowohl Instrumentaltechnik als auch fachspezifisches Wissen rund um die Marimba vermitteln. Katarzyna Mycka, Wahlstuttgarterin mit polnischen Wurzeln, wird „Original-Repertoire für Marimba solo und im Ensemble“ vorstellen. Mycka war 1997 Finalistin beim renommierten ARD-Wettbewerb, der auch in diesem September wieder für Schlagzeug ausgeschrieben ist. Eine enge Zusammenarbeit verbindet die 1972 geborene Musikerin mit dem Mandelring Quartett. Am 16. Mai wird Mycka beim Musikverein Bamberg zusammen mit dem Quartett Konzerte für Marimba und Streicher aus der Feder von Ney Rosauro und Emmanuel Séjourné geben.

Die Japanerin Shoko Sakai wird sich unter dem Titel „Bewegung im Einklang“ aufführungspraktischen Gesichtpunkten zuwenden, Manfred Menke nimmt sich „Klang und Bedeutung“ vor und geht der Frage nach, woraus Musik denn bestehe und ob es eine absolute Musik gebe. Peter Klemke widmet sich den Grenzen der Marimba-Technik und nimmt die Erweiterung des Marimba-Repertoires durch Transkriptionen in den Blick. Stanislaw Welanyk aus Krakau wird referieren über die Entwicklung der Marimba im Kontext der Musik der letzten beiden Jahrhunderte und dabei auch George Antheil, den „Bad Boy of Music“, ansprechen, der es im Paris der Zwanziger zur veritablen Skandalnudel gebracht hatte. Der Titel des Vortrags, den der Luxemburger Komponist und Schlagzeuger Paul Mootz halten wird, ist noch nicht bekannt. Bekannt hingegen ist, weit über Bamberg, wo sie 2006/2007 Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia war, hinaus, die Münchnerin Eva Sindichakis. Sie wird sich als eine Komponistin, für die Entweder-Oder-Dogmen (à la Musik für den Bauch oder den Kopf) nicht von Belang sind, der Marimba nähern.

Quasi als Vorgeschmack auf Wettbewerb und Kongress hatte Ende Februar das Marimba Festiva Quartett (Patrick Stapleton, Felix Uttenreuther, Richard Gläser, Slawomir Mscisz) im Pfarrheim St. Heinrich zu Bamberg konzertiert. Stapleton, der an der Münchner, und Uttenreuther, der an der Nürnberger Musikhochschule studiert, gehören beide zu den Teilnehmern am International Marimba Festiva Competition. Good luck!

Copyright Foto: © Iwona Lompart

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