Lese- & Hörstoff

Scheitern wir nicht alle einmal?

So oder so ist das Leben

veröffentlicht am 29.07.2019 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Buchtitel So oder so ist das Leben

Buchtitel So oder so ist das Leben, Foto © Verlag Voland & Quist

Anton Lobmeier war mal ambitioniert. Karriere, Produktivität, Selbstoptimierung, alles Begriffe die ihm durchaus geläufig schienen. So lange, bis sich seine Freundin von ihm trennt und seine Mutter stirbt. Allein, mit einem halbwegs erfolglosen Schauspieler als Vater keimt in ihm der Verdacht auf, dass er das Ende einer ganzen Ahnenreihe von Verlierern sein könnte, quasi die menschliche Verkörperung von Murphys Gesetz. Ganz unten angekommen fängt er an das Verlieren zu kultivieren. So weit so gut, wäre da nicht seine beste Freundin Sophia, die wie keine andere Menschen und Situationen durchschaut und den Leser mit ihren Theorien vom Anstandstrippler oder Verlegenheitsweggucker (nicht zu verwechseln mit dem ertappten Umfokkusierer) durchaus zum Nachdenken bringt.

Skurile, sympathische Persönlichkeiten, Selbstironie und Melancholie kennzeichnen dieses Buch, das man nicht eben mal so lesen kann. Für „So oder so ist das Leben“ muss man sich Zeit nehmen, das Geschriebene muss man sacken lassen. Beginnend mit dem Tiefpunkt und den Weg dorthin aufrollend, eine Erzählweise die gut unterhält aber in den richtigen Momenten auch nachdenklich stimmt. Benedikt Feiten, das weiß man aber auch schon seit seinem Romandebüt „Hubsi Dax“, ist ein Vollblut-Erzähler mit einem sehr genauen Blick auf den menschlichen Alltag mit all seinen Besonderheiten, wenn auch die Perspektive manchmal ein wenig verschoben scheint.

Ein Roman über das Leben, das ist „So oder so ist das Leben“ im besten Sinne, nicht einfach nur das Scheitern thematisierend sondern das Leben mit allem was dazu gehört. Dabei wohl ausgewogen und unnötige Übertreibungen und Klischees vermeidend, lässt Feiten den Leser sich selbst in seinem Protagonisten erkennen.

Benedikt Feiten: So oder so ist das Leben, Verlag Voland & Quist, Deutsch, 20 Euro, 288 Seiten, ISBN 978-3-86391-222-2

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