Klassiker

Naturmalereien, Metamorphosen, Walzer und Can-Can

Die fränkischen Symphonieorchester und Veranstalter betreiben für den Jahreswechsel enormen musikalischen Aufwand

veröffentlicht am 28.11.2019 | Lesezeit: ca. 9 Min. | von Martin Köhl

Staatsphilharmonie Nürnberg

Staatsphilharmonie Nürnberg, Foto © Ludwig Olah

Konzerte der fränkischen Symphonieorchester

Bei den Bamberger Symphonikern geht es nach der erfolgreichen China-Tournee und den ersten Abonnementkonzerten im Dezember weiter mit interessanten Programmen. Dazu gehören sicherlich die beiden Abende mit der konzertanten Aufführung von Belá Bartóks Kurzoper „Herzog Blaubarts Burg“, die ironischerweise mit Joseph Haydns „Abschiedssymphonie“ kombiniert wird (13./15.12.). Zum Jahresende erklingt wieder einmal Beethovens Neunte Symphonie, diesmal unter der Leitung von Nathalie Stutzmann. Hier wird auch der neu gegründete „Symphonische Chor Bamberg“ mitwirken, der sein Debüt bereits am 8. Dezember innerhalb eines Orgelkonzertes gibt. Chefdirigent Jakub Hrusa leitet ab 9. Januar eine Reihe von Konzerten in Bamberg und in anderen renommierten Konzertsälen deutschlandweit. Dabei wird die Mitwirkung der Meisterpianistin Hélène Grimaud im Vordergrund stehen, die Mozart und Ravel spielt, aber auch die Aufführung von Gustav Mahlers vierter Symphonie, in der Katerina Knezikova die Sopranpartie gestaltet. Gespannt sein darf man auf Jan Václav Voriseks Symphonie D-Dur, eine Entdeckung des Chefdirigenten. Der Januar endet mit einem Auftritt des begnadeten Trompeters Hakan Hardenberger, der Robin Holloways Konzert für Trompete und Orchester als deutsche Erstaufführung darbieten wird. Es trägt den Untertitel „Phaetons Journey: Son of the Sun“, zeichnet also gemäß Ovids „Metamorphosen“ die tragische Geschichte des kühnen Himmelsstürmers nach.

Das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg kommt in seiner siebenteiligen Konzertreihe am 15./16. Dezember bei der Nummer drei an. Das Orchester spielt dann zunächst Bohuslav Martinus 1955 entstandene „Les Fresques de Piero della Francesca“, anschließend steht das Violinkonzert D-Dur Igor Strawinskys mit dem Solisten Martin Emmerich auf dem Programm. Abschließend erklingt Felix Mendelssohn-Bartholdys vierte Sinfonie A-Dur, die so genannte „Italienische“. Am Dirigentenpult steht mit Moritz Gnann einer der Kandidaten für die Neubesetzung der Stelle des Coburger Generalmusikdirektors, die nach dem Weggang Roland Kluttigs vakant sein wird. Das vierte Konzert im März wird wieder unter der Leitung des derzeitigen GMD stattfinden.

Die Hofer Symphoniker setzen ihre Konzertsaison mit insgesamt 11 Symphoniekonzerten unter dem Motto „Naturmalerei“ am 13. Dezember fort mit einer Hommage an „Bella Italia“. Die als „Sensation für die Musikwelt“ gefeierte Saxophonistin Asya Fateyeva spielt Alessandro Marcellos Concerto c-moll in einem Arrangement für Saxophon, dazu sind Ottorino Respighis „Pini di Roma“ und Felix Mendelssohn-Bartholdys „Italienische“ vorgesehen. Am Dirigentenpult steht Nicholas Milton. Am 17. Januar, beim 5. Symphoniekonzert, wird es böhmisch, denn dann stehen Werke von Antonín Dvorák (die „Legenden“ op. 59 und die Symphonische Dichtung „Die Mittagshexe“ op. 108) und Leos Janacek („Zarlivost“, das Orchestervorspiel zur Oper „Jenufa“) auf dem Programm, das ergänzt wird durch Max Bruchs selten gehörtes Konzert für zwei Klaviere und Orchester op. 88a. Solistinnen darin sind Mona und Rica Bard, ein Klavierduo der Extraklasse, es dirigiert Hermann Bäumer.

Die Staatsphilharmonie Nürnberg hat sich für ihr drittes Philharmonisches Konzert am 24. Januar etwas Besonderes ausgedacht: Das Akkordeon, ein Exot in der Welt der klassischen Musik, wird das Soloinstrument sein. Ksenija Sidonova spielt mit den Philharmonikern Astor Piazzolas „Aconcagua“ für Akkordeon und Orchester. Passend dazu erklingt iberische Musik mit Manuel de Fallas Suite Nr. 2 aus dem „Dreispitz“ sowie Dimitri Schostakowitschs erste Symphonie op.10. Es dirigiert Enrique Mazzola.

Bei den Nürnberger Symphonikern ist am 14./15. Dezember ein weihnachtliches Programm angesagt. Besonderes Interesse dürfte dabei die Aufführung von Fanny Hensels (der Schwester Felix Mendelssohn-Bartholdys) „Lobgesang“ wecken. Die Leitung des Konzertes ist mit Gudrun Schröfel ebenfalls weiblich. Am 5./6. Januar, pünktlich zu Beginn des Beethovenjahres, wird das Orchester unter der Leitung von Chefdirigent Kahchun Wong die Chorphantasie des Meisters sowie dessen 9. Symphonie interpretieren. Im bereits 12. Symphoniekonzert am 19. Januar in der Meistersingerhalle heißt das Motto dann „Bild oder Abbild“. Das bezieht sich vor allem auf die dargebotenen „Bilder einer Ausstellung“ Modest Mussorgskys. Die Meistergeigerin Isabelle van Keulen wird das noch wenig bekannte, weil brandneue Violinkonzert Frederik Högbergs spielen. Auch auf die „Etude symphonique“ Nr.2 unter dem Titel „Hamlet“ des belgischen Spätromantikers Guillaume Lekeu darf man neugierig sein, denn sie verspricht sich zu einem Leckerbissen des klassischen Repertoires zu mausern. Die Leitung dieses Konzertes obliegt Joseph Bastian.

Das Philharmonische Orchester Würzburg konzertiert zum Jahreswechsel gleich dreimal (30.12., 1.1. und 6.1.) und bietet dabei mit Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“ und dem Ungarischen Tanz Nr.5 von Johannes Brahms ein beschwingtes Programm an. Hinzu kommen Robert Sheldons „Danzas Cubanas“ und Arturo Marques’ „Danzon Nr.2“. Ein „Can-Can“ von Jacques Offenbach wird abschließend die ausgelassene Lebensfreude des französischen Variété-Theaters herbeizaubern. Einen Monat später steht das dritte Sinfoniekonzert an (30./31. Januar). Gábor Hontvári wird dann Werke von Jean Sibelius (Symphonie Nr.1 e-moll) und Dimitrij Schostakowitsch dirigieren. Von letzterem erklingt das Violinkonzert Nr.1 a-moll op.77, der Solist ist Denis Goldfeld.

Symphoniekonzerte der Musikvereine, Agenturen und Stadttheater

Beim Gemeinnützigen Verein Erlangen (gVe) steht die Sinfonik im Vordergrund der neuen Saison. Deshalb muss auch zum Jahresende ein renommiertes Orchester nach Mittelfranken kommen. Beim Silvesterkonzert gastiert die Philharmonie Salzburg unter der Leitung von Tobias Wögerer mit einem bunt gemischten Programm, das von Strauß und Offenbach über George Gershwin und Ray Charles bis zu Paul Anka und Louis Armstrong reicht. Nur eine Woche später, am 8. Januar, kommt das Zürcher Kammerorchester mit einem reinen Beethoven-Programm in die Heinrich-Lades-Halle. Der begnadete Geiger Daniel Hope spielt nicht nur, sondern leitet auch das Orchester.

Zur Gesellschaft der Kulturfreunde Bayreuth kommt am 6. Dezember das Kammerorchester Leipzig unter der Leitung von Peter Bruns. Im Mittelpunkt des Konzertes steht dabei die Pianistin Ragna Schirmer, denn sie wird gleich zweimal antreten, zunächst im Klavierkonzert a-moll von Clara Schumann, das sich in letzter Zeit auf den Konzertpodien durchgesetzt hat. Zum Ausklang wird Beethovens Klavierkonzert Nr.4 G-Dur mit den Kadenzen von Clara Schumann gegeben, den Auftakt macht eine Haydn-Sinfonie. Zu den Bamberger Symphonikern geht es eine Woche später, denn für das Konzert unter der Leitung von Adam Fischer mit Joseph Haydns „Abschiedssinfonie“ und Belá Bartóks Kurzoper „Herzog Blaubarts Burg“ (konzertante Aufführung) müssen sich die Bayreuther Musenfreunde in die Bamberger Konzerthalle begeben.

Die Konzertagentur Hörtnagel hat für die kommende Saison wieder bedeutende Klangkörper und herausragende Solisten engagiert. Darunter befinden sich auch der Pianist George Li und die Moskauer Philharmoniker, die unter der Leitung von Yuri Simonov am 28. Januar in der Nürnberger Meistersingerhalle Werke von Rachmaninow und Tschaikowsky aufführen werden. George Li gilt als Wunderkind und wurde bereits als Jugendlicher ins Weiße Haus eingeladen, um vor Angela Merkel und Barack Obama zu spielen.

Das Stadttheater Fürth empfängt am 5. Dezember das Venice Baroque Orchestra mit dem Mandoline-Virtuosen Avi Avital. Das Neujahrskonzert am 5. und 6. Januar besorgen diesmal die Stuttgarter Philharmoniker unter der Leitung von Dan Ettinger. Neben einer Tschaikowsky-Symphonie steht leichtere Kost aus Operetten von Franz Léhar, Emmerich Kálmán, Johann Strauß, Nico Dostal und Franz von Suppé auf dem Programm. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gastiert am 26. Januar im schönen Fürther Stadttheater. Michael Francis dirigiert ein russisches Programm, in dem u.a. der Pianist Tzimon Barto das dritte Klavierkonzert von Sergej Prokofiew interpretiert.

Beim Stadttheater Schweinfurt treten die Bamberger Symphoniker im Dezember/Januar gleich zweimal auf, und zwar jeweils am 30. des Monats. Zum Jahreswechsel erklingt Beethovens 9. Symphonie, quasi als Auftakt zum Beethoven-Jahr, unter der Leitung von Nathalie Stutzmann und unter der Beteiligung des neu gegründeten Symphonischen Chores Bamberg. Ende Januar gastieren die Bamberger mit einem Mozart/Schnittke/Brahms-Programm, das von einem Trompetenkonzert Robin Holloways virtuos abgerundet wird (Solist: Hakan Hardenberger). Die Leitung hat John Storgards. Zwischendurch, genauer gesagt am 18. Januar, kommt die Philharmonie Südwestfalen, ein Landesorchester von NRW, nach Schweinfurt und wird Tobias Melles „Symphonie in Bildern“ präsentieren. Seine Idee, klassische Musik und Fotographie zu kombinieren, wird anhand von Peter Tschaikowskys Symphonie Nr.5 e-moll und der Fantasie-Ouvertüre zu Romeo und Julia exemplifiziert. Es dirigiert Carlos Dominguez Nieto.

Martin Köhl

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