Literaturquiz-Buch
Wissensminimum für die Literatur
veröffentlicht am 28.11.2019 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Martin Köhl
Quizsendungen sind zurzeit angesagter denn je, aber Quizbücher? Maximilian Hauptmann und Stefan Kutzenberger haben sich für ihr Buch mit dem Titel „Das Literaturquiz“ genau dieses Format ausgesucht, um eine Art Minimalwissen über Literatur zu präsentieren. Die Unterzeile des Covers lautet daher auch: „123 Antworten, die Sie kennen sollten, um über Literatur mitreden zu können“. Geht man die mit jeweils drei Auswahlantworten versehenen Quizfragen durch, so findet man in der Tat manche Namen, Textstellen, Begriffsfragen oder Feststellungen, deren korrekte Beantwortung zum vielzitierten Allgemeinwissen gehören.
Was z.B. Kabale sind, sollte man unabhängig von Schillers Theaterstück wissen, und die Metamorphose des Mephistofeles in einen Pudel aus Goethes ‚Faust’ dürfte jedem schon aufgrund des daraus abgeleiteten Sprüchleins bekannt sein. Auch der Initialsatz aus dem „Butt“ von Günter Grass – „Isebill salzte nach“ – hat Kultstatus und daher einen hohen Bekanntheitsgrad, doch das Buch hat man mit diesem Wissen noch lange nicht gelesen. Ähnliches gilt, allerdings für ein anderes Publikum, für den Namen ‚Westeros’, der jenen Kontinent bezeichnet, auf dem im Buch zur Filmserie „Game of Thrones“ um den eisernen Thron gekämpft wird.
Ob man allerdings Palindrome erkennen muss, um über Literatur mitreden zu können, darf bezweifelt werden. Auch andere Fragestellungen gehören eher ins Spezialwissen, und man sollte sich daher nicht schämen, wenn einige Quizfragen unbeantwortet bleiben müssen. Doch unabhängig davon profitieren die Leser von allerlei Allgemeinwissen, das hier großzügig ausgestreut wird. So kann es nicht schaden, an die Temperatur erinnert zu werden, ab der sich Papier von selbst entzündet – was uns zu Ray Bradburys dystopischem Roman ‚Fahrenheit 451’ führt.
Nein, es macht durchaus Spaß, diese literarische Fragensammlung durchzugehen und sich das eine oder andere Mal beim Scheitern zu erwischen. Zum Beispiel bei der Frage, welches das erfolgreichste deutschsprachige Buch des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Wer auf die „Blechtrommel“ von Grass oder „Das Parfüm“ von Süskind setzt, liegt falsch. Es war Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“. Das Buch ist durchaus bereichernd, aber wer sich damit begnügt und meint, nach dessen Lektüre „mitreden“ zu können, sieht sich unnötiger Illusionen beraubt – und wird sich hoffentlich um so mehr in die Literatur vertiefen!
Martin Köhl
Maximilian Hauptmann, Stefan Kutzenberger: Das Literaturquiz, edition a, Wien 2019, 240 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 978-3-99001-335-9