Martin's Sprachecke (4)
Ganter, Kater und Mäuserich
veröffentlicht am 30.01.2020 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Martin Köhl
Deutsch gilt bekanntlich als schwierige Sprache, weshalb in unseren Nachbarländern die Neigung von Schülern, sich gerade für diese Sprache zu erwärmen, chronisch nachlässt – um so mehr, als das Deutsche ja keine Weltsprache ist. Wir tun allerdings auch alles nur Erdenkliche, um diesen Prozess noch zu beschleunigen, indem manches eigentlich Einfache unnötig verkompliziert wird. Es wäre ja noch schöner, wenn es den Verumständlichern der deutschen Sprache nicht gelingen würde, den romanischen und slawischen Nachbarn das Erlernen dieses germanischen Idioms noch gründlicher zu verleiden!
Von den krampfhaften Versuchen, das grammatische Geschlechterproblem zu lösen (Gendersternchen, Binnen-„I“, Partizip Präsenz etc.) war hier schon die Rede, aber immer bezog sich das auf die Humanwelt. Insofern ist es verwunderlich, dass noch niemand auf die Idee kam, auch jene Worte, die zwar geschlechtlich unterscheidbare Lebewesen bezeichnen, aber weibliches grammatisches Geschlecht besitzen, konsequent um die männliche Form zu bereichern. Sprachliches Gendern scheint nur in die eine Richtung zu gehen, komisch...
Was uns da an sprachlichen Neuschöpfungen entgeht, erschließt sich mit einem Blick ins Tierreich. Dort gibt es allerlei Mäuse, Ratten, Gänse, Katzen, Ziegen, Kühe und Giraffen. Alle eint das Femininum als grammatisches Geschlecht. Warum spricht man dennoch von der Maus und vergisst den Mäuserich, von der Gans ohne den Ganter und von der Wildsau, obwohl es ebenso viele Eber gibt? Ganz einfach: weil immer beide Geschlechter gemeint sind, mögen die Bezeichnungen auch weiblich sein.
Vielleicht ist dieser Hinweis unvorsichtig, denn er bietet den Sprachverkomplizierern ein neues Betätigungsfeld. Ich bin schon gespannt auf den ersten Text, in dem folgerichtig von „Katzen und Katern“ die Rede ist, um ganz sicher alle Stubentiger zu erfassen. Oder von „Enten und Enterichen“, um keines der quakenden Flattertiere auf Regnitz und Main zu vergessen. Wenn sich dann auch noch die Transgenderei in der Tierwelt systematisch ausbreitet, kann es heiter werden, schließlich ist auch dort so manches „divers“ oder „queer“. Ob sich wohl die Goethe-Institute in aller Welt, die bekanntlich Deutsch als Fremdsprache verkaufen sollen, darüber freuen werden?