HG Butzko
Der Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts
veröffentlicht am 30.03.2020 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Andreas Bär
„Kabarett ist Hirnprostituion. Moralverkehr auf dem Gedankenstrich“ – alleine wer auf die Homepage von HG Butzko einen Blick wirft und mit diesem Satz auf dieser begrüsst wird: Der kommt ins Überlegen. Und merkt: Der Kerl hat Sinn für schwer zugänglichen Humor. Am 15. Mai gastiert der im Ruhrpott aufgewachsene Kabarettist im Erlanger Fifty-Fifty.
Der 54-Jährige ist dabei in fränkischen Gefilden kein ganz unbekanntes Gesicht. Als Schauspieler war er unter anderem in Hof und Würzburg tätig. Kein Schaden, wenn jemand kabarettistisch in hiesiger Ecke auftritt. Schließlich ist der fränkische Humor bekanntermaßen nicht immer der einfachste. Seit inzwischen fast 25 Jahren verdingt sich Butzko auf den Bühnen. Und hat sich das zwischenzeitlich hoch dekorieren lassen. Die Krönung seines Schaffens dabei: Vor vier Jahren erhielt er den Hauptpreis des Bayerischen Kabarettpreises – und steht damit auf einer Stufe mit Dieter Nuhr, Urban Priol, Bruno Jonas, Günter Grünwald und Matthias Richling, um nur einige seiner Vorgänger zu nennen.
Dabei hat er vielen seiner Kollegen eines voraus: Durchaus derbe Direktheit, eigentlich eine Spezialität bayerischer Kabarettisten, zeichnet den Gelsenkirchener aus. Da wird nicht einmal ansatzweise versucht, Dinge zu verklausulieren. In aller Deutlichkeit spricht er an, was beschäftigt – und schafft es regelmäßig, die grauen Gehirnzellen seines Publikums wenn nicht zu über-, dann zumindest ordentlich zu fordern. Ein Kollege der schreibenden Zunft titulierte ihn einst als „Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts“ – mehr Kompliment geht fast überhaupt nicht. Dabei ist Butzko jemand, der sein Licht nur allzugerne unter den Scheffel stellt. Schließlich ist er einer, der vor nichts und niemandem Halt macht. Die Frage nach der menschlichen Intelligenz und wo die hingekommen ist. Das ist, was ihn beschäftigt. Und worauf er – wie so viele andere auch – keine wirklich befriedigende Antwort findet. Immer tiefgründig, mit durchaus äußerst feinsinnigem, aber doch KO-schlagendem Humor gesegnet, resümiert er geschehene Dinge. Und scheut auch nicht davor zurück, alltäglichen Wahnsinn anzuprangern. Eines vergisst Butzko dabei ebenfalls nicht: Sich selbst nicht ernster zu nehmen, als das Leben ist.
„Das ist postintellektueller Existenzialismus für die Liebhaber der subversiven Anarchie! Was auch immer das heißen mag.“ – auch das schreibt Butzko auf seiner Homepage. Und beweist damit: Er nimmt nicht nur andere, sondern auch sich selbst aufs Korn. Auf schier herrliche Art und Weise.