1meter20

Auch in der Kultur sind Kinder die Zukunft

Die Theater bieten zunehmend spezielle Programme für Kinder, Jugendliche und Familien an

veröffentlicht am 30.03.2020 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Martin Köhl

Die Prinzessin auf dem Kürbis

Die Prinzessin auf dem Kürbis, Foto © Sebastian Buff

Es ist schon längst nichts Neues mehr, aber es entwickelt sich mehr und mehr: das Angebot der Kulturveranstalter für das familiäre Umfeld, also für den Nachwuchs im weitesten Sinne. Das war zwar schon immer naheliegend, aber so systematisch wie heute wurde es noch nie betrieben. Kaum ein Theater, das nicht ein auf Kinder und Jugendliche fokussiertes Angebot bereithalten würde, von der theaterpädagogischen Arbeit einmal ganz abgesehen. Wir versuchen hier erstmals einen eher ungefähren Überblick und erwähnen insbesondere die gegen Saisonende noch zu erwartenden Veranstaltungen, wollen aber die diesbezüglichen Informationen in Zukunft systematischer und vollständiger vorstellen.

„Junges ETA“ nennt sich das Programm am E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg, das sich gezielt an das jüngere Publikum wendet. Die Bamberger Theatermacher und die dortige Theaterpädagogik suchen bewusst den Kontakt zu den Schulen mit Angeboten wie „Probenklassen“, Workshops und Vorträge, Vor- und Nachbereitungen zu Aufführungen oder „Klassenzimmerstücken“, bei denen das Theater direkt in die Schule kommt und den alltäglichen Unterrichtsraum in eine Bühne verwandelt. Andere Formate heißen „Spielclub Jugend“, „Unter einem Dach“ (erlebnispädagogisch orientiert) oder „AEO-Kids Club“ (Zielgruppe Migrantenkinder). Das Schultheaterfestival „Klein Zaches“ kehrte Ende März nach Bamberg zurück, und beim „Schulspieltag“ am 2. Juli haben Schulgruppen aus der Region die Möglichkeit, ihre Projekte zu präsentieren.

Am Landestheater Coburg ist das Angebot „Junges Landestheater“ überschrieben und mit besonders günstigen Eintrittspreisen verbunden. In der zugehörigen Broschüre findet man empfohlene Inszenierungen für den Nachwuchs entlang aller Altersgruppen sowie ein theaterpädagogisches Angebot. Die Stückübersicht beginnt mit „Ab Kindergarten“ und sieht für den 31. Mai beispielsweise ein mit „Die Nachtigall“ überschriebenes Kinderkonzert vor. Für die Altersgruppe „Ab Grundschule“ gibt es am 16. Mai ein musikpädagogisches Projekt unter dem Titel COmpose Martinu, für die Kategorie „Ab Mittelstufe“ am 15. Mai das Schauspiel „Mein Kampf“. Der Oberstufe mutet man dann bereits ausgewachsene Opern wie Wagners „Rheingold“ oder Bizets „Carmen“ zu.

Das Stadttheater Fürth verzeichnet nicht nur unter der Überschrift „Theater entdecken“ einen „Theater Kids Club“, einen „Theater Jugend Club“ und ein „Junges Ensemble“, sondern bietet auch das „Theater für junges Publikum“ als eigene Sparte an. Dort überwiegt das Sprechtheater. Im April sind noch „Die Känguru-Chroniken“ vorgesehen, das zurzeit so erfolgreiche Schauspiel von Marc-Uwe Kling mit seinen „Ansichten eines vorlauten Beuteltiers“, und das Spiellabor „Play Hard Work“, das als Uraufführung einer Eigenproduktion des Fürther Stadttheaters vom 25. April bis 2. Mai präsentiert wird. Fast schon Kultstatus haben die „Jungen Fürther Streichhölzer“, die nicht nur Kinderkonzerte aufs Podium bringen können, sondern ebenso ihre Fähigkeiten als Sinfonieorchester unter Beweis gestellt haben.

Auch ein Junges Theater Hof gibt es natürlich, und das ist nicht nur ortsfest, sondern auch recht mobil. Das will heißen, dass die entsprechenden Produktionen im Hofer Stadttheater erlebt werden oder aufgrund von Einladungen woanders hin wandern können. Zu Anfang dieser Saison dominierte Otfried Preußlers Familienstück „Die kleine Hexe“ den Spielplan. Premiere am 29. Mai hat der Monolog „Schlafen Fische?“ von Jens Raschke, der ab 10 Jahren empfehlenswert ist. Im Programm befinden sich neben den Inszenierungen von Bernd Plöger („Real Fake“, „321 Exit“, „Kiwi on the Rocks“ und „Dschihad One-Way“) noch das Klassenzimmerstück „Zigeuner-Boxer“ von Rike Reiniger, das Spiel um Liebe und Sexualität unter dem Titel „Was heißt hier Liebe?“ und das Musiktheater „Gold!“ für Kinder ab vier Jahren.

Bereits vor 20 Jahren startete am Staatstheater Nürnberg mit „Freestyle“ und „Xplore“ der Theater-Jugendclub und das Programm für pädagogisch Tätige. Unter den Formaten „Theater machen“ und „Theater entdecken“ finden sich zahlreiche einschlägige Formate. Bewährt ist die Kooperation mit dem „Theater Pfütze“ und dem „Theater Mumpitz“, die erstklassiges Kindertheater für die ganze Stadt garantiert. Für die Musik stehen Kinder- und Jugendkonzerte, Expeditionskonzerte sowie ab und zu auch eine Kinderoper. Am 24. Mai heißt im 3. Kinderkonzert die Devise „Donner, Blech und Fluggeschirr“, im Juli gibt es noch den „Karneval der Tiere“ und ein „Laboratorium musicale“ zu bestaunen.

Am Theater der Stadt Schweinfurt finden sich die Angebote für Kinder und Jugendliche in den normalen Programmablauf integriert. Darunter sind Gastspiele des Theaters Schloss Maßbach oder des „theater mimikri“. Am 5./6. Mai steht das Theaterstück mit Tanz für Jugendliche „Was glaubst’n Du?!“ von den Maßbachern auf dem Spielplan. Die Kleine Oper Bad Homburg bietet am 16./17. Juni mit „Pinocchio“ ein Familien-Musical nach Carlo Collodi an.

Das Mainfranken Theater Würzburg konzentriert sich bei seinem Angebot „Für junges Publikum“ auf Ferienworkshops in den drei klassischen Bereichen Schauspiel, Musiktheater und Tanztheater. Die können ab acht, zehn oder zwölf Jahren zugänglich sein. Vom 6. bis 7. April findet ein Schauspiel-Workshop mit dem Titel „Wie Schnuppen von den Augen“ statt.

Weitere Artikel: