Klassiker

„Streich auf Streich“ – 150 Jahre Max und Moritz

Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen

veröffentlicht am 13.05.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.

Seit 150 Jahren erobern Max und Moritz die Welt und haben ihren Erfinder Wilhelm Busch zu einem Mitbegründer der modernen Comics gemacht. Im Rahmen des 16. Internationalen Comic-Salons Erlangen zeigt das Stadtmuseum Erlangen deshalb eine Ausstellung, die – von Busch ausgehend – die deutsche Comic-Geschichte bis in unsere Gegenwart an vielen Originalzeichnungen, Faksimiles und Erstdrucken dokumentiert und reflektiert. Urheber und Leihgeber der Jubiläumsausstellung ist das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst in Hannover.

Die Gesamtschau bietet ausgehend von Wilhelm Buschs Bildergeschichten einen Rundgang durch eineinhalb Jahrhunderte der deutschen Comic-Geschichte. Unter den 266 Originalzeichnungen und über 60 Erstdrucken sind alle großen Comic-Reihen vertreten, darunter Klassiker des Zeitschriften-Comics wie Vater und Sohn, Nick Knatterton, Mecki und Oskar oder beliebte Heftserien wie Sigurd, Silberpfeil und Bessy. Hinzu kommen die beiden erfolgreichsten Studioproduktionen aus West und Ost: Fix und Foxi sowie Mosaik mit den Digedags und den Abrafaxen. Sogar für Disney produzierte Abenteuer von Donald Duck aus der Feder deutscher Zeichner sind zu sehen. Und auch einst kontroverse Comic-Meilensteine wie Der bewegte Mann von Ralf König und Kleines Arschloch von Walter Moers fehlen nicht. Der Bogen spannt sich bis hin zu aktuellen, avantgardistischen Werken von Hendrik Dorgathen, Anke Feuchtenberger und Martin tom Dieck sowie zu künstlerisch ambitionierten Graphic Novels von Isabel Kreitz, Reinhard Kleist, Ulli Lust und Simon Schwartz. Darüber hinaus geht der Blick auf die neuesten Entwicklungen in diesem lebendigen Medium: auf Germangas nach japanischem Vorbild, Superhelden- Comics für den US-amerikanischen und internationalen Markt und auf Web-Comics, die bereits die jahrhundertealten Entstehungs- und Wahrnehmungsbedingungen für Druckerzeugnisse hinter sich gelassen haben. So wird deutlich, dass der deutschsprachige Comic bis heute nichts von seiner Vitalität und Innovationskraft eingebüßt hat.

Besondere Highlights für Comic-Kenner sind seltene Originalzeichnungen aus der Zwischenkriegszeit von Emmerich Huber und Otto Waffenschmied. Originalblätter von Bumm machen das Rennen, und Jackel und Bastel, die ersten deutschen Comic-Serien nach dem Zweiten Weltkrieg, sind ebenfalls ausgestellt. Eine bis vor wenigen Jahren hierzulande völlig unbekannte Besonderheit sind deutschsprachige Ausgaben der wegweisenden US-amerikanischen Comic-Serie The Katzenjammer Kids. Nicht nur, dass der Zeichner Rudolph Dirks aus Schleswig-Holstein stammte, und dass diese besonderen Blätter nicht für den englisch-, sondern für den deutschsprachigen Bevölkerungsteil in den Vereinigten Staaten um 1900 bestimmt waren: die Katzenjammer Kids hießen in dieser deutschsprachigen Version nämlich auch Max und Moritz nach dem Vorbild der damals bereits in Übersee sehr populären Lausbuben von Wilhelm Busch.

Näheres zu den Öffnungszeiten des Museums im Juni 2014 und weiteren Veranstaltungen im Rahmen des 16. Internationalen Comicsalon in Erlangen findet man unter www.erlangen.de/stadtmuseum.

Copyright Foto: © Karikaturmuseum Wilhelm Busch

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